Ein Leben lang
die goldenen Lettern an dem makellosen Schaufenster verkündeten.
Rebecca suchte sich einen Parkplatz, machte den Motor aus und griff nach Handtasche und Aktenkoffer.
Als sie die Kanzlei betrat, bimmelte über der Eingangstür eine Glocke. Die Empfangsdame hob den Kopf und lächelte sie freundlich an.
„Guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?“
„Guten Morgen. Ich würde gern kurz mit Victoria Bowdrie sprechen, falls das möglich ist. Ich habe zwar keinen Termin, aber vielleicht geht es ja trotzdem.“
„Wie ist denn bitte Ihr Name?“
„Rebecca Wallingford von Bay Area Investments.“
Einen Moment später kehrte die Sekretärin zurück, in Begleitung einer zierlichen Blondine, die ein cremefarbenes Sommerkostüm trug.
„Ms. Wallingford? Ich bin Victoria Bowdrie.“ Die junge Frau, die ungefähr Rebeccas Alter hatte, streckte ihr lächelnd die Hand hin.
„Freut mich, Sie kennen zu lernen, aber bitte nennen Sie mich doch Rebecca.“ Rebecca drückte Victoria Bowdrie ebenfalls lächelnd die Hand. „Meine Mutter hat mich gebeten, bei Ihnen reinzuschauen. Ich glaube, es gibt da ein paar kleinere Vertragsänderungen, die ich unterschreiben soll.“
„Ach ja, stimmt.“ Victoria bat Rebecca in ihr Büro. „Bitte, nehmen Sie Platz.“ Rebecca setzte sich in einen der beiden Ledersessel, die vor dem blank polierten Schreibtisch aus Eichenholz standen, während sich Victoria dahinter niederließ und aus einer hölzernen Ablage einen Umschlag nahm. Sie öffnete ihn und zog einen Stoß Blätter heraus, die sie Rebecca über den glänzenden Schreibtisch reichte. „Ich glaube, ich brauche nichts weiter dazu zu sagen.“ Es herrschte Schweigen, während Rebecca sorgfältig die in Juristenjargon verfassten Seiten durchlas. Ihre Verwirrung wuchs, und noch bevor sie fertig war, schaute sie auf.
„Tut mir Leid, aber ich fürchte, ich kann keinen Unterschied zwischen diesem Vertrag hier und dem Originalvertrag erkennen.“
Victoria lachte leise auf. „Das wundert mich nicht, es sind nur ein paar unwesentliche Änderungen, aber Ihre Mutter wollte die Einzelheiten noch ein bisschen präzisiert haben.“ Sie überflog die Seiten ihrer Kopie, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte. „Wenn Sie sich auf Seite zwei den vierten Absatz ansehen, werden Sie feststellen, dass das Fälligkeitsdatum Ihres ersten Berichts um zwei Tage vordatiert wurde. Daraus folgt, dass sich bei Vorliegen eines positiven Prüfungsberichts der Auszahlungstermin an Mr. Rand um den gleichen Zeitraum verschiebt.“
Rebecca las sich den Absatz noch einmal durch und verglich dann die Fälligkeitsdaten mit denen, die sie sich in ihrem elektronischen Notizbuch notiert hatte. Dabei stellte sich heraus, dass die Daten in der Tat jeweils um zwei Tage nach hinten verschoben wurden, aber das war auch schon alles an Änderungen.
Seltsam, dass es Kathleen mit der Unterzeichnung so eilig gewesen war. Rebecca runzelte nachdenklich die Stirn, doch dann zuckte sie in Gedanken die Schultern.
Egal, auf jeden Fall verschaffte ihr das eine günstige Gelegenheit, sich in Colson ein bisschen umzusehen.
Zehn Minuten später stand sie wieder auf der Straße und schaute die breite Main Street hinauf und hinunter. Nachdem sie den Entschluss gefasst hatte, einen kleinen Schaufensterbummel zu machen, deponierte sie ihren Aktenkoffer im Auto, bevor sie gemütlich die Straße hinaufschlenderte. Dabei entdeckte sie, dass Murphy’s Market ihren Lieblingstee führte, und in Denning’s Pharmacy erstand sie einen tollen leuchtend rosa Nagellack.
Rebecca wanderte die Main Street auf der einen Seite hinauf, dann überquerte sie die Straße, um auf der anderen Seite wieder hinunterzulaufen. In dem Moment, in dem sie Annie’s Cafe erreichte, ging die Eingangstür auf. Ein älterer Herr traut auf den Bürgersteig und ging gleich darauf eilig die Straße hinunter.
Der durch die Tür herauswehende Duft erinnerte Rebecca daran, dass es fast Mittag war und sie außer einem Toast zum Frühstück noch nichts gegessen hatte.
Vierzig Minuten später verließ sie, wohlgesättigt von einer hausgemachten Suppe und einem köstlichen Truthahnsandwich, das Cafe. An der Tür blieb sie stehen, um eine Gruppe älterer Damen vorbeizulassen.
Die ersten beiden Ladys lächelten geistesabwesend und murmelten ein Dankeschön, als sie an ihr vorbeigingen, während die dritte Frau abrupt stehen blieb und Rebecca aus weit aufgerissenen Augen anstarrte.
„Wer sind Sie?“ verlangte sie
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