Ein Leben voller Liebe
Tyler, während er bunte Frühstücksflocken kaute. »Wir haben immer Leute im Haus. Wendy hat ein Kind gekriegt, und sie hat bei uns gewohnt. Und Dr. Sarji. Aber die hat anders geredet, und ich habe sie nicht verstanden.«
Chase versuchte, das Gleichgewicht zu halten und die Tasse anzuheben. »Sie hatte einen Akzent?« fragte er und wandte sich von der Theke zur Kücheninsel.
»Weiß nicht.« Tyler zuckte die Schultern. »Und jetzt haben wir Brent, aber der fährt bald wieder nach Hause, weil es ihm besser geht. Meine Mom hilft allen«, versicherte er. »Aber sie küsst bei anderen kein Aua weg. Das macht sie nur bei mir. Hier habe ich ein Aua.« Er reckte den Ellbogen hoch und zeigte Chase ein hellblaues Pflaster. »Griffin hat mich mit seinem Lastwagen geschlagen.«
Er zog den Ärmel des Pyjamas wieder herunter und zeigte auf sein Glas. »Kann ich bitte noch Milch haben?«
Chase setzte sich neben Tyler, füllte dessen Glas und griff nach seiner Kaffeetasse. Genüsslich trank er einen Schluck.
»Mom macht das auch.«
»Was macht sie?«
»Sie macht die Augen zu und dann so ein Geräusch, wenn sie ihren Kaffee trinkt.«
»Was für ein Geräusch?«
»Na, du weißt schon.« Der Junge schloss die Augen und seufzte tief. »Eben dieses Geräusch«, erklärte er und widmete sich wieder seinem bunten Frühstück.
»Was macht deine Mom denn noch?« erkundigte sich Chase und unterdrückte ein Lächeln.
»Sie telefoniert. Und sie singt mit mir.«
»Ach ja?«
»Ja. Und sie kennt auch immer den Text.«
»Trifft sie sich mit jemandem? Ich meine, mit einem Mann.«
Tyler nickte. »Manchmal.«
Chase wollte gar nicht nachdenken, was das für ein unangenehmes Gefühl war, das ihn plötzlich packte.
»Mit wem?«
»Mit Griffins Dad. Und mit Lias Dad. Dann gehen wir zu Pizza Pete’s.«
Lias Dad war Tanner.
Jetzt konnte Chase lachen. »Mit noch jemandem?«
Tyler nahm einen Schluck Milch und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Kann ich mir einen Videofilm ansehen?«
»Du hast die Frühstücksflocken noch nicht aufgegessen.«
»Ich bin satt. Hilfst du mir beim Anziehen?«
»Ich dachte, du willst fernsehen.«
»Ja«, sagte der Junge und schien nicht zu begreifen, was das eine mit dem anderen zu tun hatte.
»Na schön«, meinte Chase ebenfalls leicht verwirrt.
»Bring mir deine Sachen. Und einen Waschlappen«, fügte er hinzu, als er den Milchbart entdeckte.
Tyler sprang vom Hocker, den er dabei fast umwarf, und hob den Kater hoch, der sich die Pfoten unter dem Tisch geleckt hatte. Beide verschwanden auf dem Korridor.
Chase widmete sich wieder seinem Kaffee. In der Nacht hatte es sich einfach angehört, für Tyler zu sorgen. Doch jetzt wusste er nicht, was er machen sollte.
Tyler erklärte hoffentlich, was er brauchte.
Chase warf einen Blick auf die Uhr am Herd. Die Börse in New York hatte schon geöffnet. Er sollte seinen Makler anrufen.
Stattdessen überlegte er, wie weit er sich dem Kind widmen musste.
Er sollte auch überlegen, ob er das Gebäude in der Nähe des Krankenhauses von seinem eigenen oder einem ortsansässigen Architekten prüfen ließ.
Stattdessen stellte er sich Alex vor, vom Schlafen zerzaust, wie sie beim ersten Schluck Kaffee seufzte.
Wie hielt sie bloß mit so wenig Schlaf durch?
Meine Mom hilft allen…
Chase hätte sich nie träumen lassen, dass die Unterhaltung mit einem Vierjährigen so interessant sein konnte. Allerdings hatte er nichts Neues erfahren.
Von den Schwestern im Krankenhaus und von seinen Brüdern wusste er bereits, dass bei Alex stets jemand wohnte, der Hilfe brauchte. Und von Brent hatte er erfahren, dass Alex manchmal die Rechnungen ihrer Patienten bezahlte. Der Junge hatte ihm anvertraut, dass seine Eltern nur im Krankenhaus für die Therapie zahlen mussten. Alex nahm für seine Besuche in ihrer Praxis kein Geld.
Es hatte sich sogar so angehört, als wüsste Brents Familie nicht, dass Alex einen Teil der Kosten selbst übernahm. Eine Arztpraxis wurde wie ein normales Geschäft geführt, und die anderen Partner sahen es sicher nicht gern, wenn jemand seinen Anteil nicht beisteuerte.
Chase fiel soeben ein, dass er Brent wecken musste, als Tyler wieder in die Küche kam. Er brachte seine Kleidung, einen Schuh und einen tropfenden Waschlappen mit.
Chase orientierte sich an Alex. Er ließ Tyler die Wassertropfen vom Boden aufwischen, während er Brent weckte und unter die Dusche schickte.
Als sich zehn Minuten später die Haustür öffnete, lief die Dusche
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