Ein Leben voller Liebe
Krücken an die Theke, nahm Alex das Glas aus der Hand und zog sie zu sich heran. »Ich habe kein Aspirin, aber das hilft auch. Dreh dich um.«
Es war keine gute Idee, sich von Chase berühren zu lassen. Sie sollte zu Bett gehen und schlafen. Doch während sie noch überlegte, was sie machen sollte, nahm Chase sie an den Schultern und drehte sie um.
Als er mit den Fingern über ihren Nacken strich und sie anwies, tief einzuatmen, gab sie sofort nach.
»Weiteratmen.« Behutsam verstärkte er den Druck der Finger im Nacken. »Und langsam ausatmen«, murmelte er und massierte die Muskeln in kleinen Kreisen.
Ihre Schultern sackten langsam herunter, während die Luft ihre Lungen verließ, und die Anspannung ließ etwas nach.
»Noch einmal.«
Er hielt die Finger still, als sie gehorchte, und wiederholte die sanften Bewegungen, während sie ausatmete.
»Deine Muskeln sind steinhart«, stellte er leise fest.
»Das kommt davon, dass ich mich so lange über einen Tisch gebeugt habe.«
»Das ist nicht nur von den letzten zwei Tagen«, widersprach er. »So ist das ständig bei dir.«
Sie wollte sich verwirrt umdrehen, weil sie sich nicht erklären konnte, woher er das wusste, doch er drückte ihren Kopf nach vorne.
»Atmen.«
Offenbar war ihm nichts an ihr entgangen. Und jeder Muskel in ihrem Körper reagierte auf ihn. Er berührte nur ein kleines Stück ihrer Haut, doch die gesamte Rückenmuskulatur entspannte sich.
»Du hast an diesem Wochenende keinen Bereitschaftsdienst?«
»Nein.« Sie schloss die Augen, während Chase sich mit den Daumen von ihrem Nacken zu den besonders schmerzenden Stellen zwischen den Schulterblättern vorarbeitete. »Ich bin nur einmal im Monat an der Reihe.«
»Dann kannst du Schlaf nachholen.«
Sie hätte erwidern können, dass sie das bezweifelte.
Schließlich hatte sie einen vierjährigen Sohn. Doch sie sparte sich die Mühe.
Chases Hände wanderten über ihren Rücken. Wärme drang durch das dünne Hemd. Unter der Massage lösten sich die Verspannungen. Als er ihr Kreuz erreichte, ließ sie den Kopf bereits hängen und fühlte sich wie Knetmasse.
Doch die Müdigkeit wich allmählich einem anderen Gefühl, und in ihrem Kopf ging ein Alarm los.
Chases Hände lagen jetzt an ihrer Taille. Es fühlte sich gut an.
Sie kam sich sehr klein und sehr weiblich vor. Hitze breitete sich in ihr aus. Erst jetzt merkte sie, dass sie sich ihm völlig ausgeliefert hatte. Prompt verspannte sie sich wieder.
»Ich muss an diesem Wochenende eine Wohnung suchen.«
Alex drehte sich um. »Das hätte ich beinahe vergessen.«
Er ließ sie nicht los. Sie war zwischen seinen Beinen gefangen.
»Du brauchst nicht auszuziehen, Alex.« Er zog sie zu sich heran. »Ich möchte, dass du bleibst.«
Sie wollte widersprechen, doch er streichelte jetzt durch den dünnen Stoff hindurch ihren Bauch.
»Das geht nicht, Chase.« Das war nicht fair von ihm.
Sie hatte keine Reserven mehr, sondern war total ausgelaugt.
»Was geht nicht?« fragte er ruhig und sah ihr dabei unverwandt in die Augen.
»Ich kann mich mit dir auf nichts einlassen. Nicht so.«
Es lag an der Müdigkeit und daran, wie Chase ihren Mund betrachtete und sie berührte, dass ihre Beine sich so stabil wie ein Turm aus Tylers Bausteinen anfühlten.
Sie legte die Hände an Chases Arme, weil sie Halt brauchte.
»Warum nicht?«
»Weil du mich nicht wirklich willst.«
Er blickte an sich nach unten und sah ihr dann wieder in die Augen. »Wie viele Jahre hast du die menschliche Anatomie studiert?«
Sie bekam wieder Herzklopfen. »Das meinte ich nicht.
Ich spreche darüber, wieso du mich willst. Oder wieso du glaubst, mich zu wollen. Du bist mein Patient, und ich habe dir bei deinen Brüdern geholfen. So hat alles begonnen. Vielleicht verwechselst du Dankbarkeit mit Anziehung, vielleicht ist es auc h nur einfach praktisch.«
»Eines möchte ich klarstellen, Alex«, erwiderte er sehr ernst.
»Ich habe dir dieses Haus nicht angeboten, um dich ins Bett zu bekommen. Und du sollst ganz sicher nicht mit mir schlafen als Dank für ein Dach über dem Kopf. Au
ßerdem habe ich körperliche Anziehung in meinem ganzen Leben noch nicht mit etwas anderem verwechselt.« Mit der Fingerspitze strich er ihr über die Unterlippe. »Ich will dich. Wenn du mich nicht willst, sag es ganz ehrlich und verstecke dich nicht hinter dieser Geschichte von der Ärztin und dem Patienten. Das haben wir längst hinter uns.«
Es ging nicht darum, was sie wollte. Es war eine
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