Ein Leben voller Liebe
mit diesem Mann wesentlich einfacher gewesen.
»Tyler ist erst seit zwei Stunden im Bett«, erklärte sie.
»Ich möchte ihn nicht wecken, wenn ich es vermeiden kann. Er sollte eigentlich nicht aufwachen. Wenn aber doch, könntest du dich um ihn kümmern? Ich hätte Brent darum gebeten, aber er schläft so tief, dass er wahrscheinlich nichts begreifen würde.
Ich kann Tyler in die Tagesstätte bringen, aber es wäre für ihn leichter, wenn er hier bleiben kann.«
»Was soll ich machen?«
»Lass einfach die Tür offen, damit du es hörst, falls er aufsteht. Ich lasse auch seine Tür und die Küchentür offen.« Sie blickte besorgt den Korridor entlang und dann auf ihre Uhr.
»Falls er aufsteht, sag ihm, wo ich bin und dass ich so schnell wie möglich zurückkomme.«
»Das schaffe ich schon.«
»Ich bin bestimmt die ganze Nacht weg.«
»Geht in Ordnung.«
»Du lässt die Tür offen?«
Er kam näher. Die Muskeln an Schultern und Armen spannten sich an. Mit dem Ende der rechten Krücke drückte er die Tür ganz auf. »Sie ist offen.«
»Danke. Chase, falls ich zum Frühstück auch noch nicht hier bin, soll er sich eine Schale trockener Frühstücksflocken nehmen.«
»Trockene Frühstücksflocken. Ich habe verstanden.«
»Und Saft, aber nur eine Portionspackung. Er verschüttet alles, wenn er sich ein Glas aus der Großpackung einschenkt.«
»Portionspackung Saft, keine Großpackung.«
Sie wandte sich ab und drehte sich noch einmal um.
»Falls etwas passiert und du mich brauchst, kannst du mich über das Rufgerät erreichen, und ich werde…«
»Alex.« Er legte ihr die Hand in den Nacken. »Mach dir darüber keine Gedanken.«
Chase zog sie zu sich, küsste sie, erstickte jedes weitere Wort und sorgte dafür, dass ihr die Beine beinahe wegknickten. Er küsste sie hingebungsvoll, und als er sich zurückzog, atmete er so heftig wie sie. Doch er sagte nur:
»Geh!«
Chase hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Außerdem war es hell. Er schirmte die Augen gegen das Morgenlicht ab, das durch die dünnen Vorhänge ins Zimmer fiel, wandte den Kopf und blickte in braune Augen.
Tyler stand neben dem Bett. Das hellblonde Haar stand am Hinterkopf wie ein Spieß hoch. »Weißt du, wo meine Mom ist?«
»Ja. Wie spät ist es?«
Tyler zuckte die Schultern unter dem Flanellpyjama mit den militant wirkenden Schildkröten. »Weiß nicht. Auf der Uhr ist eine Sechs und eine Vier und eine Eins.«
Zwanzig vor sieben. Nicht gerade Morgendämmerung, aber noch sehr zeitig.
»Deine Mom ist bestimmt noch im Krankenhaus«, erklärte Chase. »Sie meinte, du kannst dir Frühstücksflocken nehmen.«
»Ich darf mir keine Milch selbst eingießen, hat Mom gesagt.«
»Hat Mom das gesagt?«
Der Kleine nickte.
»Dann solltest du es auch nicht machen.« Chase stemmte sich hoch und schlug die Bettdecke zurück.
Er erinnerte sich daran, dass Alex von trockenen Frühstücksflocken gesprochen hatte. Chase stellte den Fuß auf den Boden und merkte, dass mit jedem Tag weniger Teile seines Körpers schmerzten. Und er dachte, dass Alex wohl angenommen hatte, der Junge müsste sich selbst versorgen.
Chase brauchte Kaffee. Er zeigte auf die Kommode. »In der dritten Schublade liegt eine Laufshorts. Bringst du sie mir?
Auch das T-Shirt auf dem Stuhl. Dann versorge ich uns beide.
Einverstanden?«
»Einverstanden.« Tyler marschierte zur Kommode. »Ist das hier die dritte Schublade?«
»Noch eine tiefer.«
Tyler grinste und zog die Schublade auf.
Chase lächelte sonst nie vor der ersten Tasse Kaffee.
Jetzt tat er es, als er im Bad verschwand.
Zehn Minuten später saß Tyler auf einem Hocker an der Kücheninsel, und Chase schob sich mit einer Tasse Kaffee an der Theke entlang. Da er wegen der Krücken nichts tragen konnte, hatte er Tyler die Milch aus dem Kühlschrank holen lassen, ebenso die Frühstücksflocken und eine Schale. Mit dem Kaffee musste Chase jedoch selber fertig werden. Er brauchte gar nichts von Kindern zu verstehen, um zu wissen, wo die Tassen landen würden, sollte er sie von Tyler zur Insel tragen lassen.
Er hatte Alex versichert, dass sie sich um ihren Sohn keine Sorgen machen musste. Sie vertraute ihm.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Sicher, sie vertraute ihm, sonst hätte sie ihm niemals ihren Sohn überlassen.
In seinem ganzen Leben war er für keinen anderen Menschen verantwortlich gewesen, bis Alex ihn um Hilfe gebeten hatte.
»Wir haben noch nie bei wem gewohnt«, erzählte
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