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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
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verstehen kann. Deshalb sagten sie, sie wollten mir Unterricht geben.«
    »Das ist interessant«, warf Max ein. »Deine Freunde sprechen in einer Sprache, die du nicht verstehst. Ist das nicht unhöflich von ihnen?«
    »Sie sind nicht unhöflich.« Clarissas Augen waren blaues Feuer. »Jeden Tag lehren sie mich etwas. Ich lerne von ihnen viel mehr als in der Schule. Und sie wissen wirklich eine Menge. Jedenfalls werde ich von ihnen mehr lernen, als du in deinem ganzen Leben gelernt hast.«
    »Fein. Dann kannst du mir von den neuen und interessanten Dingen, die du von ihnen lernst, erzählen.« Ein Gefühl von Entsetzen stieg in Max auf. Er hatte zuviel gefragt. Es war zuviel auf einmal in seinem Kopf, und er konnte sich nicht mehr konzentrieren.
    »Ich habe nicht gesagt, daß alles, was sie tun, interessant ist. Manchmal möchten sie nur dasitzen und auf eine eigentümliche Art still sein. Aber ich weiß, sie würden dir gefallen.« Sie lächelte ihn kindlich an. »Sie mögen dich sehr gern.«
    »Wirklich?« Max lachte. Ihre Phantasien rissen ihn mit. »Obwohl ich den Flieder in die Nähe des Wurzelkellers gepflanzt habe?«
    »Das tragen sie dir nicht nach, denn ich habe ihn ja ausgerissen. Sie mögen dich gern, das haben sie mir gesagt.«
    »Vielleicht sehe ich sie eines Tages. Vielleicht werden sie es mir selbst sagen.«
    Clarissa stieg das Blut ins Gesicht, und einen Augenblick lang dachte Max, sie werde wieder krank. »Es wird dir noch leid tun, wenn du über sie Witze machst. Sie mögen dich gern, und sie halten dich nicht für dumm. Sie sagten mir, ich solle nett zu dir sein.«
    Die Phantasien wirbelten und zerbrachen in immer kleinere Stücke und machten ihn schwindlig. Er hatte einen ganz leichten Kopf und einen dumpfen Schmerz hinter den Augen. »Hast du nie Angst vor ihnen?«
    »Doch. Es ist ein schönes Gefühl, Angst zu haben. So richtig prickelnd.«
    Max konnte sich nicht vorstellen, daß es ihm Spaß machen würde, Angst zu haben.
    Zwei Gestalten, die sich ihnen über den Rasen näherten, zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich.
    »Da kommt dein anderer Freund«, flüsterte Clarissa enttäuscht. Es waren Arnold und Sally.
    »Hallo, Sally«, begrüßte sie Max.
    Sally lächelte und befingerte den um ihre Taille geschlungenen Bindegürtel.
    »Ich habe den Lieferwagen gar nicht gehört«, setzte Max hinzu.
    »Ich bringe dir ein Geschenk.« Arnold Clover hatte die Hände auf dem Rücken verborgen. »Sally und ich fuhren eben hier vorbei, und da sahen wir etwas Erstklassiges, ein prima Geschenk für dich und Clarissa und Louise.« Er hielt einen toten Fasan hoch. »Glaubst du, Louise kann ihn zum Abendessen zubereiten? Er ist ganz frisch, gerade auf der Landstraße überfahren worden.«
    Von der unteren Veranda her ertönte die Essensglocke, und Louise rief nach ihnen.
    »Zeit zum Lunch«, sagte Clarissa. »Ich bin halb verhungert.« Sie rannte über den Rasen, und die anderen folgten ihr.
    Arnold brachte Louise den Fasan. »Ich dachte, vielleicht könnten Sie uns zum Abendessen Fasan machen.« Arnold lehnte seinen langen, dünnen Körper gegen eine Ziegelsäule. »Wenn es Ihnen zuviel Mühe macht, werde ich ihn natürlich selbst rupfen.«
    Louise starrte ihn ausdruckslos an. »Sie rupfen ihn, ich koche ihn«, entschied sie, gab ihm den Fasan zurück und wischte sich die Hände an der Schürze ab.
    Dann richtete Louise ihre Augen auf Sally und musterte ihre einfache weiße Bluse und den geraden gelben Rock.
    »Das ist Sally«, stellte Arnold vor. »Sally Tolliver.«
    »Ich kenne Ihre Mutter«, antwortete Louise. »Eine gute, hart arbeitende Frau.« Sie wandte sich wieder Arnold zu und instruierte ihn, den Fasan weit weg vom Haus zu rupfen. »Inzwischen stelle ich das Essen auf den Tisch. Es gibt einen kalten Lunch, also kommen Sie, wann Sie Lust haben.« Sie ging hinein.
    Sally erschauerte, rieb sich ihre nackten Arme und trat in den Sonnenschein. »Magst du mir den Besitz zeigen, Max? Ich möchte so gern die Gärten sehen.«
    Sie ging weiter den Ziegelweg entlang. »Da ist ja ein Fischteich! Wie schön! Mit Wasserlilien und ganz großen Goldfischen.« Sie lächelte den neben ihr stehenden Max an. »Und wie hübsch die Brunnenfigur ist … ein kleiner Steinengel, der nach überallhin Wasser verspritzt.« Sie kicherte. »Ich wußte gar nicht, daß Goldfische so groß werden können.«
    Clarissa setzte sich auf den steinernen Brunnenrand. »Im Winter brachte ihre Großmutter die Fische ins Haus und setzte sie in

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