Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
Vom Netzwerk:
haben sie mir erzählt. Ich habe keinen einzigen richtigen Freund außer dir. Nicht einmal meine Eltern sind richtige Freunde. Für sie könnte ich genausogut tot sein.«
    »So darfst du nicht reden.«
    »Warum nicht? Es ist die Wahrheit. Meine Eltern sind nie hier. Nur du hast ein bißchen was für mich übrig. Ich habe keine Lust mehr, mir etwas anderes vorzumachen.« Sie sah ihn mit ihren unschuldigen blauen Augen an. »Du hast es selbst gesagt, wir sind wahre und treue Freunde.« Sie schlug nach einer Biene, die von der beerenfleckigen Papierserviette angezogen wurde. »Es ist schön, einen wahren Freund zu haben und bei anderen Leuten nicht mehr heucheln zu müssen.«
    Von dem Feldweg unterhalb des Hauses war das Knattern eines Motors zu hören. »Sieh mal!« Clarissa sprang auf. »Es ist jemand auf einem Motorrad. Er biegt in unsere Zufahrt ein.« Sie rannte über den Rasen. Max folgte ihr. Auf dem silbern und roten Motorrad saß Cal.
    Cal winkte und stellte den Motor ab. »Dachte, ich könnte mal eben vorbeikommen und auf Wiedersehen sagen. Es wird einige Zeit dauern, bis ich wieder hier aufkreuze.«
    »Kannst du nicht bleiben?« fragte Max.
    »Eine Weile schon.« Cal sah Clarissa an.
    Max stellte seinen Bruder vor, und sie streckte ihm die Hand entgegen. »Sie und Max waren zusammen bei dem Baseballspiel.«
    Cal ergriff ihre Hand und grinste. »Ja-a«, antwortete er. »Wir sind zusammen zum Baseballspiel gegangen.«
    »Sie haben ein herrliches Motorrad.«
    »Wollen Sie mal mitfahren?« Er trat auf den Kickstarter.
    »Ja.« Sie wandte sich an Max. »Nur einmal über die Zufahrt?«
    Max gab nickend seine Zustimmung, und Clarissa schwang sich auf den Soziussitz. Cal raste die gekurvte Zufahrt entlang, über den Feldweg und auf die Autostraße. Dann wendete er. Eine Staubwolke wirbelte auf. Zurück ging es auf die Zufahrt und bis an die untere Veranda.
    »Noch mal!« rief Clarissa aufgeregt. Sie klammerte sich immer noch an ihm fest.
    Oben flog ein Fenster des Wohnzimmers auf, und Louise schrie: »Sie da, junger Mann! Jetzt ist es genug!«
    Cal grinste und winkte ihr zu. »Sag mir nichts, laß mich raten. Das ist Louise.«
    Max verbiß sich das Lachen.
    »Ein anderes Mal«, sagte Cal zu Clarissa.
    Sie stieg von dem Motorrad.
    Cal rückte seine Brille zurecht. »Sag mal, hast du inzwischen die Quelle gefunden?«
    »Was für eine Quelle?« fragte Clarissa.
    »Ich habe früher öfters in einem Teich auf der anderen Seite des Berges geschwommen. Weiß nicht, ob er noch da ist.«
    Impulsiv ergriff Max Cals Arm. »Geh noch nicht. Laß uns nachsehen, ob die Quelle immer noch da ist.«
    »Ja, gehen wir!« stimmte Clarissa mit funkelnden Augen zu.
    Cal warf einen Blick auf das jetzt geschlossene Fenster und stieg von seinem Motorrad.
    Sie liefen über den Rasen vor dem Haus zu den Päonienbeeten an der Grenze zum Wald. »Ungefähr auf halber Höhe führt ein Pfad zu dem Teich«, erklärt Cal. »Das Wasser fließt in den Fluß ab.«
    »Ich weiß, wo die Mündung ist«, meldete sich Clarissa. »Die Eisenbahnbrücke führt darüber.«
    »Ja, die alte Eisenbahnbrücke.«
    »Nur gibt es da keinen Pfad«, stellte Max fest. »Ich habe mir in diesem Frühjahr dort Ableger geholt, und deshalb weiß ich es genau.«
    »Ach, wahrscheinlich ist er zugewachsen«, meinte Cal. »Es ist ja schon Jahre her. Wir werden uns selbst einen Weg bahnen.«
    Cal arbeitete sich durch das Unterholz. Max und Clarissa folgten. Büsche und tote Ranken erschwerten das Vorankommen, bis sie eine Lichtung mit hohen Bäumen erreichten. Dort gab es Himbeersträucher, wilde Blumen und – eine Quelle, die als klarer, seichter Bach über braunen Sand strömte.
    Cal war enttäuscht. »Sie ist beinahe ausgetrocknet.«
    Sie folgten dem Bach. Er wurde breiter, floß durch eine Wiese und bildete dann einen breiten, aber flachen Teich.
    »So weit bin ich noch nie gekommen«, sagte Clarissa. »Louise hat erzählt, hier unten in der Nähe des Flusses gebe es Schlangen.«
    »Wahrscheinlich.«
    Sie wanderten rings um den Teich bis an eine Stelle, wo eine Trauerweide ihre Zweige ins Wasser hängen ließ. Clarissa kletterte auf einen abwärts geneigten Ast und sah von dort auf die gläserne Oberfläche des Teiches. »Man kann bis auf den Grund sehen!« Sie schlüpfte aus ihren Sandaletten und ließ sie auf die Erde fallen. Dann senkte sie ihre Füße ins Wasser. »Es ist warm wie in einer Badewanne.«
    Cal entledigte sich seiner Schuhe und seines Hemdes und zog den

Weitere Kostenlose Bücher