Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
Vom Netzwerk:
noch am Leben waren … Dampflokomotiven und Flußboote und Gesellschaften mit Pferdekutschen.«
    »Sie führt dich an der Nase herum, Maxie. Sie ist ein kleines Mädchen, das sich wichtig machen will. So wie andere Mädchen mit Puppen spielen, hat sie diese Zwillinge erfunden.« Cal lachte. »Sie hat sich Spielgefährten geschaffen. Noch dazu verbotene.«
    »Ich weiß.«
    »Sprechen wir überhaupt über die gleiche Sache? Sprechen wir über die Kinder, die vor fast hundert Jahren umgebracht und verscharrt wurden, weil widernatürliche Dinge zwischen ihnen vorgefallen waren?«
    »Ja.« Max hielt den Atem an, um seines Entsetzens Herr zu werden.
    »Und manchmal dachte jemand, er hätte sie in der Nähe des Hauses gesehen, weil der Klatsch die Geschichte am Leben erhielt? Wie der Junge von Samuels, der vor einiger Zeit verschwand und nie wieder auftauchte.«
    Max nickte. Der Kopf schmerzte ihn.
    »Und nun Clarissa.«
    »Ja«, murmelte Max.
    »Und sie will dich glauben machen, daß sie ihr zur Verfügung stehen, damit sie sich mit ihnen unterhalten und mit ihnen lachen kann.« Cal lachte vor sich hin und zog die Schultern krumm. »Vielleicht lesen sie zusammen schmutzige Bücher.«
    Max wandte sich schnell ab und ging den Bach entlang zu dem Trampelpfad, den sie sich auf dem Hinweg gebahnt hatten.
    Cal rannte ihm nach. Er platschte mit den Schuhen durchs Wasser. »Warte doch!« Er packte Max’ Arm. »Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, daß mich bis heute noch keiner umgebracht hat. Ich tue immer das Falsche. Und es gelingt mir einfach nicht, mich zu ändern.« Er grinste. »Aber wir beide können nicht ohne ein freundliches Wort auseinandergehen. Deshalb entschuldige ich mich.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, sagte Max. »Es besteht gar kein Anlaß.«
    Cals kläglicher Ausdruck, die Betroffenheit in seinen Augen rührten Max. Er mußte daran denken, wie schön das Leben gewesen war, bevor ihre Mutter starb.
    Cal legte seinen Arm um Max’ Schultern, als sie zusammen durch den Wald gingen.
    »Laß uns hier abhauen«, sagte Cal. »Wir könnten am Samstag schon in New York sein.«
    »Ihre Eltern kommen erst in ein paar Wochen zurück.«
    »Louise ist ja noch da. Louise kann sich um sie kümmern.«
    »Es ist nicht nur das.« Max suchte nach Gründen. »Ich brauche das Geld. Vielleicht kann ich zurück aufs College gehen, wenn ich fertig bin. Vielleicht bin ich noch nicht zu alt dafür. Ich würde es gern tun.«
    »Ja, das hatte ich vergessen. Du möchtest dein Studium abschließen.«
    »Und ich kann sie nicht allein lassen. Ich trage für sie die Verantwortung.«
    »Wer sagt das?«
    »Ihre Eltern. Sie haben uns die Verantwortung übertragen.«
    »Du sagst ›uns‹, Maxie. Das schließt Louise ein. Und es ist ja auch eigentlich eine Aufgabe für eine Frau, sich um das Mädchen zu kümmern.«
    »Louise mag sie nicht.«
    »Zum Teufel, was macht das für einen Unterschied? Es ist Louises Job.« Cal lachte. »Du hast wohl Feuer gefangen?«
    »Sie ist ein Kind.«
    »Ja. In ein paar Jahren wird sie eine Wucht sein.«
    »Sie ist ein nettes Mädchen. Ich will nicht, daß ihr irgend etwas zustößt.«
    »Was soll ihr denn zustoßen?« Sie waren oben auf dem Berg angekommen und gingen über den Rasen auf die Zufahrt zu. »Du kannst das doch nicht im Ernst meinen! Als Nächstes erzählst du mir noch, du hättest sie selbst gesehen.«
    »Ich habe dir bereits gesagt, daß ich sie nicht gesehen habe.«
    Die Sommerluft war warm und windstill. Als sie unter den Blutbuchen angekommen waren, begann ein dünner Regen zu fallen.
    »Möchtest du über Nacht hierbleiben?« fragte Max. »Die Straßen werden wahrscheinlich schlüpfrig sein.«
    »Ach was, mein Motorrad zischt mit hundertzwanzig, hundertdreißig Sachen ab. Ich möchte lieber losrasen.« An der Zufahrt angekommen, stieg er auf. »Wenn du jemals nach New York kommst, vergiß nicht, dich bei mir zu melden.«
    »Klar. Viel Glück.«
    »Grüße Clarissa. Alles, was das Mädchen braucht, ist, erwachsen zu werden und jemanden zu lieben.« Cal lachte. »Na, wer braucht das nicht?« Er schaltete die Zündung ein und trat den Kickstarter. »Bis dann.« Das Motorrad fuhr den Feldweg hinunter auf die Autostraße zu und verschwand hinter den Bäumen.
    Max stand allein im warmen Regen. Ein bläulicher Abendnebel stieg von dem Rasen auf.
    »Ist dein Bruder weg?« fragte Clarissa hinter ihm von den Stufen zur Veranda.
    »Ja, er ist weg.«
    »Hast du ihn aufgefordert, eine

Weitere Kostenlose Bücher