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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
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trugen Tätowierungen.
    Louise marschierte vorneweg und sah nicht nach links oder rechts. Max und Clarissa folgten ihr. Sie erreichten den Mittelpunkt des Jahrmarkts, den Platz mit den großen Zelten, den Karussells und dem Riesenrad.
    Louise wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich möchte für eine Weile aus der Sonne. Gebt mir den Korb, und wenn ihr hungrig seid, können wir hinüber ins Wäldchen gehen. Nur beeilt euch nicht allzu sehr. Ich möchte erst ein paar Spielchen machen.« Sie ergriff den Picknickkorb. »Ihr findet mich an den Tischen.«
    »Das Spiel fängt aber erst in einer Stunde an«, sagte Max.
    »Ich möchte die Preise ansehen, und die Plätze füllen sich schon.« Louise eilte zu ihren Bingotischen davon, den Korb in der Hand. Ihre Hutkrempe flatterte auf und nieder.
    »Das Riesenrad hat angehalten!« Clarissa packte Max am Arm. »Komm, steigen wir ein.«
    Sie rannten hin und lösten eine Karte für eine freie Gondel, die unter ihrem Gewicht hin und her schwang. Langsam, immer wenn eine weitere Gondel besetzt war, drehte sich das Rad weiter, um neuen Fahrgästen das Einsteigen zu ermöglichen. Schließlich waren Max und Clarissa am höchsten Punkt angelangt. Das Riesenrad stand still, aber ihre Gondel schwankte leicht. Die Sonne brannte auf ihren Gesichtern. Clarissa faßte die Sicherheitsstange, die über ihren Knien festgemacht war, zog und stieß und brachte die Gondel ins Schaukeln.
    »Wann geht es los?« beklagte sich Clarissa. »Wir sind ja schon seit Ewigkeiten hier oben.«
    Sie stand halb auf und zeigte auf die Landschaft. »Man kann beinahe unser Haus sehen. Sieh mal! Da drüben.«
    Max faßte ihren Arm und zwang sie, sich wieder hinzusetzen. »Du wirst hinausfallen, Clarissa. Es ist gefährlich, aufzustehen.«
    Sie sah ihn mit ihren blauen Augen an, die im Sonnenschein ganz hell aussahen. »Hast du Angst?«
    »Natürlich«, erwiderte Max. »Die hat doch jeder.«
    »Ich meine, wirkliche Angst. Fürchtest du dich?«
    »Es ist leichtsinnig, in einer solchen Gondel aufzustehen. Das ist gefährlich.«
    »Bist du auf dem Riesenrad gefahren, als du so alt warst wie ich?«
    »Na klar. Nur war damals der große Jahrmarkt im Oktober. Da wurden auch Tiere verkauft, und es fanden Rennen statt.«
    »Mit wem bist du hingegangen?«
    »Mit Cal. Mit Freunden.«
    Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und sah zu den Wolken hoch. »Hatte er damals schon ein Motorrad?«
    Max lachte. »Als ich zwölf war, hatte kein Mensch ein Motorrad.«
    »Sie hatten ihren eigenen Ponywagen.«
    »Wer hatte einen eigenen Ponywagen?«
    Clarissa runzelte die Stirn, riß heftig an der Sicherheitsstange und schaukelte wieder. »Warum mußt du dich immer so schwachsinnig aufführen? Du bist längst nicht so klug, wie du dir einbildest. Du weißt, über wen ich rede. Sie. Sie hatten einen Ponywagen, sie gingen den Weg zum Fluß hinunter – sie, sie, sie.«
    Schweißbäche rannen über ihre Wangen. »Du hast nie richtig an sie geglaubt. Sie haben es mir erzählt.«
    »Was haben sie dir erzählt?«
    »Daß du nicht an sie glaubst.« Blondes Haar klebte an ihrer Wange. »Aber ein bißchen fürchtest du dich vor ihnen.« Clarissas Augen verengten sich in einem Lächeln. »Sie haben dir neulich, als du in mein Schlafzimmer kamst, Angst eingejagt.« Sie lachte.
    Das Riesenrad begann, sich in einem großen Kreis zu drehen, erst nach unten und dann wieder aufwärts.
    »Deine Freunde sind wohl die Ursache, daß du in einer sehr ungezogenen Stimmung bist«, bemerkte Max. »Was ist aus dem netten Mädchen geworden, mit dem ich heute morgen zusammen war?«
    »So etwas hasse ich. Du sprichst wie mein Vater. Du bist noch schlimmer als schwachsinnig.« Sie warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Sicherheitsstange, so daß die Gondel in heftige Bewegung geriet. »Du bist ja ein solcher Musterknabe!« Ihr Gesicht war gerötet, und der Schweiß lief ihr über den Hals. »Und außerdem bist du ein Angeber. Du hast gesagt, du wolltest mit deinen Freunden zum Feuerwerk gehen. Dabei hast du gar keine Freunde.«
    Max sah über die Landschaft hin in die Richtung, wo sich das Haus auf dem Berg über dem Fluß erhob. Das Wasser glitzerte in der Sonne wie zersprungenes Glas. »Hör mit dem Geschaukel auf«, sagte er. »Ich werde seekrank.«
    »Ich auch.« Clarissa lehnte sich gehorsam zurück. »Als ich noch klein war, habe ich mich bei jeder Gelegenheit übergeben müssen.«
    Das Riesenrad drehte sich gemächlich in der sommerlichen Hitze. Von

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