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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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vergoldetes Leben.
    Was für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.
    Sie hat alles
, dachte Orla und überflog den Wikipedia-Eintrag über Anthea Blake.
Und ich habe nichts.
    Die Dame twitterte. Unregelmäßig, unpersönlich, mit einer Vorliebe für Ausrufezeichen.
    Pauke meinen Text. Mister Shakespeare,
ich liebe Sie!
    Orla hatte angenommen, dass Anthea nicht der Facebook-Typ sei, aber es existierte eine Seite in ihrem Namen. Sie bezog sich in der dritten Person auf sie, wirkte aber offiziell. Wahrscheinlich hielt irgendeine Assistentin in den niederen Rängen bei Reece Dodds Artists sie auf dem neuesten Stand.
    Nachdem sie als das Gesicht von Royal-Blend-Instantkaffee den neuen Werbespot gedreht hat, wird sich Anthea ein paar wohlverdiente Tage freinehmen. Zeit, in der sie sich vielleicht ihrer Leidenschaft fürs Backen widmen und eine ihrer berühmten Torten zaubern kann! Danach beginnen für sie die Proben als Lady Macbeth in der prestigeträchtigen Inszenierung des schottischen Stücks im Globe Theatre.
    Orla fiel der Kuchen ein, den sie an Sims Geburtstag für ihn gebacken hatte. Er war nicht aufgegangen, aber sie war hartnäckig geblieben und hatte ihn mit Zuckerguss überzogen und so, in Sims Worten, einen «Kuhfladen mit Kerzen» hergestellt. Damals hatte sie darüber gelacht, aber nun war das lediglich eine weitere von Antheas schmutzigen Fingern beschmierte Erinnerung.
    Weitere Klicks, weitere willkürliche Fakten. Orla fühlte sich auf unbestimmte Weise armselig.
Genug
, dachte sie und machte sich auf die Suche nach Anlaufstellen für das Abendessen. «Nett + Restaurant + London» brachte wenig Verwertbares. Jedes Restaurant in London hielt sich für nett. Das war eigentlich Junos Spezialgebiet; sie konnte ein Szenelokal mit verbundenen Augen aufspüren.
    Dass Juno vorhin so über Sim hergezogen war, das war typisch für sie. All ihre Meinungen leuchteten in kräftigen Farben und wurden lautstark zum Ausdruck gebracht. Orla schätzte Junos Offenheit und vergab die gelegentlichen kleineren Verletzungen, die sie ihr damit zufügte. Sie fühlten sich tief verbunden. Wenn sie an ihre beste Freundin dachte, sah sie immer noch das siebenjährige Mädchen mit Zahnlücken und Spängchen in den Haaren vor sich. Sie wusste, dass Juno Sim für seine Missetaten eins überbraten musste, genauso wie sie in der Mittelstufe dem Klassenrabauken eins übergebraten hatte, als er Orlas Sprungseil klauen wollte.
    Trotzdem war es nicht hilfreich, zu hören, wie Sim in der Luft zerfetzt wurde. Aus diesem Grund musste Ma noch ein bisschen länger im Unklaren gelassen werden. Wenn sie davon erfuhr, würde das eine Tirade auslösen, die Juno wie eine blutige Anfängerin klingen ließe.
    Aber Junos Behauptung, Sim sei irgendwie mutig gewesen, hatte sie echt geärgert. Sollte Orla ihm dafür dankbar sein, dass er einen Vorschlaghammer genommen und jede schöne Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit zertrümmert hatte? Die Website eines schicken Bistros mit violetten Wänden und Zinktischen füllte den Bildschirm. «Nein, ganz falsche Richtung», entschied Orla und schlenderte virtuell weiter zu einer griechischen Taverne, die großzügig und geschmacklos mit Plastikzitronen und Porträts von Erzbischof Makarios dekoriert war. Nachdem sie sich die Adresse auf Google Street View angesehen hatte, befand sie das Restaurant für «perfekt» und simste Marek die Koordinaten. Sie hängte ein kleines «x» an.
    Als sie die Nachricht abgeschickt hatte, nahm sich Orla einen Moment Zeit, um etwas zu tun, das noch eine Woche zuvor undenkbar gewesen wäre. Mit zwei Bewegungen ihres Zeigefingers löschte sie Sims Nummer und all seine Nachrichten einschließlich der letzten, gesendet am dreizehnten Februar um Mitternacht.
    Morgen ist ein großer Tag für uns, Fee. Wappne dich. X
    Ein leises Klopfen an der Tür erschreckte sie so, dass sie ihr iPad fallen ließ. «Maude! Komm rein.»
    «Liebes?» Maude blieb erstaunt im Türrahmen stehen. «Solltest du dich nicht fertig machen?»
    «Ich habe jede Menge Zeit. Es ist erst …» Orla warf einen Blick auf die goldbronzene Uhr auf dem Kaminsims und sprang auf. «Oh, Scheiße!»
    «Durchaus», pflichtete ihr Maude bei.
    Der gesamte Nachmittag war dem Internet zum Opfer gefallen.
    «Ab unter die Dusche», ordnete Maude an. «Hopp hopp.» Sie klatschte nachdrücklich in die Hände. «Und wenn du rauskommst, möchte ich mit dir reden.»
    Nach Ylang-Ylang duftend, setzte sich Orla auf ihr Bett und rubbelte so

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