Ein Liebhaber wie Tony
Vereinbarung, die Kinder zu sehen und das Haus zu teilen, mit deinem in Verbindung setzen. Wir müssen irgendeine andere Lösung finden.«
»Sharon!« Tonys Stimme hatte einen verzweifelten Unterton bekommen. Vorsichtig fasste er Sharon beim Arm und zog sie zurück in die Wohnung.
Sharon sah, wie sich seine Muskeln unter dem Hemd anspannten.
»Meine Güte«, sagte er leise und atmete tief durch. »Du wirst mir niemals glauben, also brauche ich erst gar nicht versuchen, es dir zu erklären. Jedenfalls jetzt nicht.« Er lieà ihren Arm los. »Ich ruf dich später an.«
»Es wird kein später mehr geben«, erwiderte Sharon. »Nicht für uns.« Damit drehte sie sich um und ging hinaus. Tony versuchte nicht, sie aufzuhalten.
Nach der Rückkehr in ihr Apartment zog Sharon ihre Malerklamotten an und stürzte sich auf die Arbeit. Zwar rannen ihr unaufhörlich die Tränen übers Gesicht, aber sie hörte mit dem Streichen nicht auf. Die Küche, das Schlafzimmer und das Bad bekamen einen neuen Anstrich. Danach strich sie die Decke und die Wände des Wohnzimmers noch einmal über.
Inzwischen war es drauÃen bereits hell geworden, und es hatte keinen Sinn mehr, noch ins Bett zu gehen. Sharon entfernte das Zeitungspapier, stellte die restliche Farbe und die Malerutensilien fort und ging unter die Dusche. Sie hoffte, auÃer den Farbklecksen auch Tonys Berührungen wegwaschen zu können.
»Um Himmels willen, wie siehst du denn aus?«, rief Helen, als Sharon eine Stunde später das »Traumland« betrat.
Ohne ein Wort ging Sharon ins Büro und setzte sich an den Schreibtisch. Sie holte das Scheckbuch hervor und stellte für Helen einen Gehaltsscheck aus.
Danach ging sie die Post durch und entdeckte eine Ankündigung für eine Modenschau in Paris. Vielleicht sollte man langsam dazu übergehen, die Waren selbst, statt von GroÃhändlern zu kaufen.
Sharon überlegte, ob ihr Reisepass abgelaufen war oder nicht.
Sie wollte gerade in den Laden gehen und sich der Kundschaft widmen, als sie eine Ãberraschung erlebte.
Michael, Tonys jüngster Bruder, kam ins Büro. Er sah sehr ärgerlich aus. Sharon hatte ihn immer gemocht. Jetzt war sie betroffen über das Flackern in seinen Augen.
»Was hast du mit ihm gemacht?«, fragte er leise.
»Soll ich die Polizei rufen?«, erkundigte sich Helen von der Tür aus.
Sharon schüttelte den Kopf und bedeutete Helen, sie mit Michael allein zu lassen.
»Setz dich«, bat sie ihren ehemaligen Schwager dann.
Er nahm Platz und starrte sie an. »Ich habe gestern Abend eine Party gegeben.«
Sharon setzte sich ebenfalls und faltete die Hände im SchoÃ.
»Ich weië, antwortete sie.
»Tony war da.«
Bei diesen Worten baute Sharon eine Mauer aus Eis um sich herum. »Schön.«
Michael war ziemlich wütend. Trotzdem versuchte er, in sachlichem Tonfall weiterzureden. »Sharon, mein Bruder sieht aus wie ein Wrack. Als er gestern stinkbesoffen bei mir auftauchte, redete er unentwegt von Gedenkstätten, irgendeiner Blondine und MuschelsoÃe. Der einzig vernünftige Satz, den man aus ihm herausbekommen konnte, war, dass dein Anwalt sich mit seinem in Verbindung setzen würde.« Michael hatte sich etwas beruhigt. »Das bringt mich zu meiner einleitenden Frage zurück. Was hast du mit Tony gemacht?«
Sharon war viel zu müde und verletzt, um Michael böse zu sein.
»Ich habe ihm überhaupt nichts getan«, antwortete sie seufzend. »Verzeih, Michael, aber das alles geht wirklich nur Tony und mich etwas an.«
Michael beugte sich vor. »Es interessiert mich nicht, ob du meinst, dies sei nicht meine Angelegenheit. Tony ist mein Bruder, und ich liebe ihn.«
Sharon hatte Kopfschmerzen. Wahrscheinlich das Ergebnis der Auseinandersetzung und dem Farbgeruch zu Hause. Sie wollte nur noch, dass die ganze Welt sie in Ruhe lieÃ. »Ich wünsche dir alles Gute dabei, Michael. Es ist sehr schwer, Tony zu lieben. Ich habe es aufgegeben.«
Michael fuhr sich mit der sonnengebräunten Hand durchs Haar. »Also gut, ich habe es versucht und bin gescheitert«, erwiderte er frustriert. »Tony bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich hier war und mit dir darüber gesprochen habe.«
»Von mir wird er es nicht erfahren«, versicherte Sharon. »Herzlichen Glückwunsch übrigens zum Vertrag über den
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