Ein Liebhaber wie Tony
beim Herumwühlen zu Boden fielen. Sie kniete sich hin, um alles wieder einzusammeln.
Da entdeckte sie einen Scheck, der auf ihre Mutter ausgestellt war. Tony hatte ihn schwungvoll unterzeichnet, und das Datum lag nur ein paar Wochen zurück.
Stirnrunzelnd begann Sharon, nun auch die anderen Schecks durchzusehen. Es stellte sich heraus, dass Tony praktisch seit Jahren ihre Mutter unterstützte.
Sharon vergaà ihren Reisepass, richtete sich auf und griff zum Telefonhörer. Es war Samstagmorgen, und wenn Tony sich nicht plötzlich grundlegend verändert hatte, würde er lange schlafen.
Aber Sharon plagten keinerlei Gewissensbisse, ihn jetzt zu wecken. Seit zwei Monaten hatte sie Tony nicht mehr gesehen. Nur einmal vom Fenster aus, als er die Kinder abholte. Sie hatte es auch vermieden, mit ihm zu telefonieren, obwohl es ihr schwerfiel.
Eine Frau meldete sich, und Sharon biss sich auf die Lippe. Sie hatte nicht erwartet, nach dieser langen Zeit noch einen so heftigen Schmerz zu empfinden.
»Kann ich bitte mit Tony sprechen?«
»Wer ist denn da?« Sharon fragte sich, ob dies wohl die blonde Dame war, die Michael erwähnt hatte. Und ob sie inzwischen Tonys Bett teilte.
»Hier ist Sharon Morelli«, erwiderte sie freundlich. »Und wer sind Sie?«
»Mein Name ist Ingrid«, kam die nüchterne Antwort. Also doch, dachte Sharon traurig. Frauen, die Ingrid heiÃen, sind immer blond. »Ich möchte mit Tony sprechen«, erinnerte sie seine Freundin. »Richtig. Hey, Tony, deine Exfrau.«
»Du Biest«, raunte Sharon.
»Wie bitte?«, fragte Ingrid höflich.
Tony kam an den Apparat, bevor Sharon antworten musste. Er klang besorgt. »Ist alles in Ordnung?«
Sharon blickte auf die Schecks in ihrer Hand.
»Seit wann unterstützt du meine Mutter?«, platzte sie heraus.
»Sie hat es dir also erzählt«, meinte er resigniert.
»Den Teufel hat sie getan«, fluchte Sharon. Sie wurde immer aufgebrachter. Und nicht wegen der Schecks, sondern wegen Ingrid und einer Menge anderer Sachen. »Kein Mensch erzählt mir irgendetwas.«
»Beruhige dich«, sagte Tony sachlich. »Gönnst du Bea das Geld etwa nicht?«
»Natürlich gönn ich es ihr.«
»Und wo liegt dann das Problem?«
»Du hast es mir nicht gesagt. Das ist das Problem. Ich meine, eine Kleinigkeit, wie jemanden zu unterstützen, taucht normalerweise in den Alltagsgesprächen aller Ehepaare auf, findest du nicht?«
»Wir sind aber kein Ehepaar mehr«, stellte Tony klar.
»Als du anfingst, diese Schecks auszuschreiben, waren wir noch eins, verdammt noch mal. Und keiner von euch beiden hat mir auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt.«
»Tut mir leid. Vielleicht haben wir nur versucht, unser Image aufrechtzuerhalten. Jeder glaubte doch, wir könnten uns nicht riechen.«
Sharon stöhnte und sank in einen Stuhl. Es war so schrecklich frustrierend, mit diesem Mann zu sprechen. Andererseits tat es aber auch gut.
»Schickst du meiner Mutter immer noch Geld?«, fragte sie geradeheraus. »Ja«, antwortete Tony knapp.
»Ich möchte, dass du damit aufhörst. Wenn Bea finanziell Hilfe braucht, werde ich mich darum kümmern.«
»Ich sehe ja ein, dass du dich von mir befreien willst, aber ich muss dich leider enttäuschen. Die Sache wird jeden Monat automatisch von meiner Bank erledigt, genau wie mit dem Kindergeld.«
Sharon atmete ein paarmal ruhig ein und aus. Sie würde nicht zulassen, dass Tony ihre Selbstbeherrschung zerstörte, die sie in den letzten zwei Monaten entwickelt hatte.
»Bea ist kein Kind mehr«, sagte sie.
»Das ist Ansichtssache. Ich glaube, wir sollten persönlich darüber reden.«
Eine süÃe Unruhe ergriff sie. Seit dem Tag im Krankenhaus hatte sie es vermieden, in seine Reichweite zu kommen. Sie war unsicher, ob sie es ertragen könnte, mit Tony in einem Raum zu sein. Doch der Vorschlag hatte auch etwas Reizvolles.
»Ich habe zu tun«, wich sie aus.
Zu spät erkannte Sharon, wie fadenscheinig dieses Argument klang; dank der Aushilfen, die sie nun im »Traumland« beschäftigte, hatte sie mehr Zeit als gewöhnlich.
»Was denn?«, fragte Tony auch prompt mit der ihm angeborenen Dreistigkeit.
Sharons Blick fiel auf den blauen Reisepass. Mit einem Lächeln antwortete sie: »Ich fahre nach Paris, um eine neue Kollektion einzukaufen.«
»Die Kinder
Weitere Kostenlose Bücher