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Ein Liebhaber wie Tony

Ein Liebhaber wie Tony

Titel: Ein Liebhaber wie Tony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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haben.« Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, küsste Vincents sonnengebräunte, wettergegerbte Wange und ging.
    Bea, die mit Maria zusammen im Wartezimmer gesessen hatte, kam auf Sharon zu, als sie den Knopf vom Fahrstuhl drückte. Schweigend fuhren die beiden hinunter und gingen zum Wagen. Sharon setzte sich hinters Steuer und bedeutete Bea mit einer Geste, ihr die Autoschlüssel zu geben.
    Kopfschüttelnd stieg Bea ein und reichte sie ihr. »Wohin fahren wir?«
    Sharon startete den Motor, legte den Sicherheitsgurt an und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    Â»Nach Hause«, erwiderte sie. »Wir fahren nach Hause. Tony hat mir gerade das Haus überlassen.«
    Â»Er hat gerade was?«, rief Bea. »Tony verschenkt seine Besitztümer? Vor einer Viertelstunde erst hat mir Tonys Mutter erzählt, dass er wieder gesund wird und das Krankenhaus schon morgen verlassen kann.«
    Sharon war froh, sich auf den Verkehr konzentrieren zu müssen, sonst wäre sie sicherlich zusammengebrochen. »Das Haus ist nicht sein ‚Besitztum‘, Mutter. Es gehört uns beiden.«
    Zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren hatte sie Bea nicht mit ihrem Vornamen angeredet. Sharon war bewusst, dass dies eine besondere Bedeutung haben musste, aber im Moment war sie zu überreizt, um darüber nachzudenken.
    Â»Wenn es dir recht ist, würde ich morgen gerne zurückfahren. Ich könnte den Bus nehmen«, sagte Bea, als sie in den Tamrack Drive einbogen.
    Sharon nickte. Zu diesem Zeitpunkt hätte sie allem und jedem zugestimmt.
    Beim Motorengeräusch von Sharons Wagen stürmten Marc und Brian, die immer noch ihre Schuluniformen trugen, aus dem Haus. Dicht hinter ihnen folgte Rose; beide Hände auf ihren bereits dicken Bauch.
    Sharon begrüßte ihre frühere Schwägerin zuerst. »Du weißt schon, dass es Tony gut geht, stimmt’s?«
    Â»Ja, Papa rief mich an. Sorgen haben wir uns um dich gemacht.«
    Brian und Marc fielen Sharon stürmisch um den Hals. Sie lachte heiser, als sie versuchte, beide Kinder gleichzeitig zu halten.
    Â»Mom, ist Daddy wirklich obenauf?«, wollte Brian wissen, nachdem sie alle in der Küche versammelt waren.
    Sharon vermied es, dem Kind in die Augen zu sehen. »Ja, Baby. Alles in Ordnung.«
    Â»Warum ist er dann nicht mitgekommen?«, fragte Marc. Er stand ungewöhnlich dicht neben ihr. Sharon konnte gut verstehen, dass er ein Gefühl der Sicherheit brauchte, denn ihr ging es ebenso.
    Â»Sie wollen ihn über Nacht noch im Krankenhaus behalten.
    Reine Routinesache«, erklärte sie Marc. »Er hat einen gebrochenen Arm, ein paar Schrammen und Kratzer und einen Kopfverband. Ansonsten scheint ihm nichts passiert zu sein.«
    Â»Ehrlich«, bestätigte Sharon. »Und nun möchte ich alles von eurem ersten Schultag hören.«
    Beide sprudelten gleichzeitig mit den Neuigkeiten heraus, sodass Sharon eingreifen musste.
    Â»Einer nach dem anderen. Wer möchte zuerst?«
    Brian ließ Marc großzügig den Vorrang, und er begann, bis ins kleinste Detail von seinem Tag zu erzählen.
    Später, nach dem Abendessen, verzogen sich die Kinder in ihre Zimmer. Sharon richtete im Arbeitszimmer das Bett für Bea her. Die ging dann sofort schlafen.
    Sharon kehrte noch einmal in die Küche zurück, um einen Kräutertee zu trinken. Erstaunt bemerkte sie, dass Michael hereingekommen war. Er lehnte mit verschränkten Armen am Küchentresen, genauso wie Tony es unzählige Male getan hatte. Die Ähnlichkeit war in der Tat verblüffend.
    Â»Ich habe versucht, dich vor Tonys Gemütszustand zu warnen«, sagte Michael freundlich und blickte sie voller Sympathie und Mitgefühl an.
    Sharon musste erneut feststellen, dass Tony wirklich ein Glückspilz war. Er hatte nicht nur einen Vater wie Vincent, sondern auch ein ganzes Heer von Menschen, die ihn aufrichtig liebten.
    Â»Ja«, antwortete sie mit dünner Stimme. »Das hast du.«
    Â»Was immer er auch sagte«, fuhr Michael unbeirrt fort. »Er hat es nicht so gemeint.«
    Sharon sehnte sich danach, allein zu sein. »Dann hättest du ihn hören sollen.« Damit drehte sie sich um und ging nach oben, in der Hoffnung, Michael würde es verstehen.
    Sie hatte keine Kraft mehr.

8. KAPITEL
    Sharon suchte im Schreibtisch nach ihrem Reisepass. Sie fand ihn inmitten von Tonys alten Steuerbescheiden und entwerteten Schecks, die

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