Ein Liebhaber wie Tony
Sharon besorgt an. »Dir bricht das Herz, so sehr liebst du diesen Mann noch. Mein armes kleines Vögelchen, ich kann es nicht ertragen, dass du leidest.«
Sharon legte den Kopf an seine Schulter und versuchte, Haltung zu bewahren. SchlieÃlich wäre es katastrophal, vor all diesen Menschen die Beherrschung zu verlieren.
»Es geht schon«, sagte sie wenig überzeugend.
»Wir werden die Party verlassen«, erwiderte Sven fest. »Es ist nicht gut für dich, hier zu sein.«
Sharon atmete tief durch. Sie konnte nicht gehen, noch nicht. Auch wenn sie den Mann, den sie liebte, verloren hatte, durfte der Schmerz darüber sie nicht derartig in die Knie zwingen. Sie hob den Kopf. »Nein. Ich bleibe, wo ich bin.«
Ein Ausdruck von Respekt lag in Svens blauen Augen. »Wir werden das Beste aus dieser Situation machen.« Jetzt sah er wieder aus wie der schüchterne, unbeholfene Teenager, der er in der Highschool gewesen war. »Es gibt noch andere Männer, die dich wollen. Ich bin einer davon.«
Sanft berührte Sharon sein Gesicht. Er hatte ihr so viel Freundlichkeit entgegengebracht, und sie wollte ihn nicht verletzen. Bevor sie etwas sagen konnte, legte Sven den Finger auf ihren Mund.
»Sag nichts. Ich weiÃ, dass du dir keinen neuen Mann in deinem Leben vorstellen kannst. Willst du ihn zurückhaben, deinen Tony?«
»Das habe ich mich schon hundertmal gefragt«, gestand Sharon. »Ich will schon, aber es würde niemals funktionieren.«
»Hat er dich betrogen? Ich meine, wurde er dir untreu?« Sharon schüttelte den Kopf.
»Hat er getrunken?«, bohrte Sven weiter und runzelte die Stirn. »Oder dich geschlagen?«
Sharon lachte. Tony mochte guten Wein, aber in all den Jahren hatte sie ihn kein einziges Mal betrunken erlebt. Und von Schlagen konnte schon gar keine Rede sein.
»Nein«, antwortete sie.
»Warum hast du dich dann von ihm scheiden lassen?«, fragte Sven und sah Sharon verdutzt an. »Es gibt andere Gründe für eine Scheidung.«
Das Orchester legte eine Pause ein.
»Zum Beispiel?«, wollte Sven wissen, als er Sharon von der Tanzfläche führte. Sie setzten sich an den Tisch, und Sven sorgte für Getränke.
Aus irgendeinem Grund, vielleicht wegen des vielen Champagners, hatte Sharon das Gefühl, sie könne mit Sven darüber reden, und die Worte strömten nur so aus ihrem Mund. »Tony war schon einmal verheiratet. Seine Frau starb bei einem schrecklichen Autounfall, und Tony hatte plötzlich allein ein Baby zu versorgen. Nur wenige Monate später lernten wir uns kennen.«
Sven nahm ihre Hand. »Und?«
»Man sagt zwar, dass es so etwas nicht gibt, aber es war Liebe auf den ersten Blick.«
Sven lächelte traurig und drückte ihre Hand noch fester. »Erzähl mir, wie ihr euch kennengelernt habt.«
»Ich arbeitete in einer Wirtschaftshochschule.« Sharon machte eine kurze Pause und dachte an damals. »Er kam in den Laden und traf seine Auswahl. Ich gehörte offensichtlich auch dazu, denn noch am gleichen Abend gingen wir aus, und sechs Wochen später war die Hochzeit.«
»So, wie du das sagst, hört es sich an, als wärst du nur eins der Bücher gewesen, die er gekauft hat. Warum?«
Sharon blickte betrübt. »Manchmal fühlte ich mich auch so: Ausgesucht für einen bestimmten Zweck. Er war einsam und brauchte eine Mutter für sein Kind.«
»Kinder können ohne Weiteres nur von ihrem Vater groÃgezogen werden«, meinte Sven.
Sharon nickte.
»Ja, natürlich«, stimmte sie zu. »Und es gibt auf der anderen Seite viele Kinder, die ohne Vater aufwachsen. Aber für Tony ist eine Familie das Wichtigste auf der Welt.« Sie schluckte. Nach Carmen hatte er sehr schnell wieder geheiratet, und allem Anschein nach wollte er jetzt das gleiche tun: Exfrau Nummer zwei tritt ab, die neue Frau tritt auf.
»Gleich fängst du an zu weinen«, bemerkte Sven. »Das geht aber nicht, denn dein Buchkäufer schaut die ganze Zeit zu uns herüber.« Er erhob sich von seinem Stuhl und bedeutete Sharon, es ebenfalls zu tun. »Vertrau mir bei dem, was ich jetzt mache, mein Vögelchen.«
Ohne noch ein Wort zu verlieren, zog er Sharon in die Arme und gab ihr einen Kuss. Danach fühlte sich Sharon, als hätte sie fünf Minuten lang den Kopf unter kaltes Wasser gesteckt.
Sie wurde puterrot, legte die Hand aufs Herz und
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