Ein Liebhaber wie Tony
Hunger hatte, andererseits, weil sie den Moment, in dem sie Svens Suite betreten würde, so lange wie möglich hinausschieben wollte. Sie liebte Tony Morelli von ganzem Herzen, aber ihr Verlangen nach Zärtlichkeit war noch nicht gestorben, Svens Kuss hatte das nur zu gut bewiesen.
Das Essen verlief in entspannter Atmosphäre. Sharon und Sven redeten, lachten und tranken erneut jede Menge Champagner. Sharon gähnte, und ihr Geist war leicht benebelt, als sie schlieÃlich in Svens Suite gingen.
Sven gab ihr einen harmlosen Kuss und sagte: »Ich wünschte, ich wäre der Typ Mann, der deine derzeitige Situation ausnützen könnte. Nur für diese Nacht wäre ich schon gern ein solcher Schurke.«
Sharon lächelte beschwipst. Ihr Haar hatte sich gelöst und hing locker herunter. »WeiÃt du was? Ich wünschte auch, ich wäre anders. Hier bin ich nun: In einer Luxussuite, mit einem Mann, der ohne Schwierigkeiten zum âMann des Jahresâ ernannt werden könnte, und was mache ich aus dieser einmaligen Gelegenheit? Ich vergeude sie.«
Sven schmunzelte und nahm ihr Gesicht in die Hände. »Seit der Highschool sah ich immer, wenn ich an Amerika dachte, sofort dich vor meinem geistigen Auge.« Er seufzte. »Ach, Sharon, du hast so fabelhaft in deinen Jeans ausgesehen, dass bei mir der Wunsch entstand, mich aus meinem Land abzusetzen und hier um politisches Asyl zu bitten.«
Sharon küsste ihn auf die Wange. »Aus Schweden braucht man sich nicht abzusetzen«, erklärte sie.
Mit sanfter Entschlossenheit, die viel über sein Ehrgefühl aussagte, lieà Sven sie los und blickte auf seine goldene Armbanduhr. »Ich glaube, es wird Zeit, dich nach Hause zu bringen«, sagte er. »Sonst geht mein Wunsch, ein Schurke zu sein, doch in Erfüllung.«
»Oh!« Sharon schluckte und trat einen Schritt zurück. Sie hüllte sich enger in ihren Mantel.
»Wenn ich das nächste Mal nach Amerika komme, hast du vielleicht aufgehört, Tony zu lieben«, fuhr Sven fort und blickte dabei aus dem Fenster über die Bay. Die Sterne leuchteten wie Diamanten auf schwarzem Samt. »Ich möchte, dass du mich für diesen Fall in guter Erinnerung behältst.«
Sharon hatte viel getrunken, aber sie war klar genug, um Svens Worte richtig zu verstehen.
»Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen«, sagte sie mit weicher Stimme. »Ich werde dich in guter Erinnerung behalten. Ich stelle zwar keine allzu hohen Ansprüche, aber ich weiÃ, dass Männer wie du rar sind.«
Als Sven sich ihr wieder zuwandte, lag erneut dieses strahlende Lächeln auf seinem Gesicht. Es war so beruhigend wie das Licht eines Leuchtturms auf stürmischer See. »Jetzt, mein Vögelchen, musst du nur noch lernen, dass du auch etwas Besonderes bist. Du bist Amerika für mich: Feuerwerk, Blue Jeans und Volksfeste.«
Sharon wurde verlegen. Ein Gefühl von Geborgenheit stieg in ihr auf. »Ich nehme das als Kompliment. Für alles andere bin ich zu betrunken.«
Sven lachte und ging zum Telefon, um die Limousine zu bestellen.
Um Punkt drei Uhr hielt die Limousine vor dem Haus am Tamarack Drive. Tonys Auto stand in der Einfahrt.
Sven grinste verschmitzt, er sah seine Theorie bestätigt. Er begleitete Sharon zur Haustür und fragte dann: »Soll ich noch mit hineinkommen?«
Sharon verneinte. Sie wusste, dass sie vor Tony, selbst wenn er stinkwütend war, nichts zu befürchten hatte. Bei Sven konnte sie das nicht voraussagen. Die beiden Männer würden wahrscheinlich übereinander herfallen und sich halb umbringen, wodurch die Kinder einen Schock fürs Leben bekommen würden.
»Vielen Dank für alles«, verabschiedete sie sich und griff zum Türknauf. Wie sie es erwartet hatte, war die Tür nicht verschlossen. »Gute Nacht.«
Sven gab Sharon einen freundschaftlichen Kuss auf die Stirn und ging zum Wagen zurück. Im Flur und im Arbeitszimmer brannte Licht. Mit den silbernen Abendschuhen in der Hand folgte Sharon der Spur, die Tony für sie gelegt hatte.
Er lag im Arbeitszimmer auf der Couch und sah fern. Auch als Sharon neben ihm stand, blickte er nicht auf.
Im Fernsehen wurde eine scheuÃlich verzierte Uhr mit passenden Kerzenleuchtern zu einem Preis angeboten, den man ungefähr für den erstgeborenen Sohn eines Ãlscheichs auf dem Schwarzmarkt bekommen würde.
»Möchtest du
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