Ein Lied für meine Tochter
ein Kind haben kann. Aber ich bin klug genug, um zu erkennen, dass ich das nicht bin. Deshalb würde ich sie meinem Bruder Reid geben. Er und Liddy … Sie haben sich um mich gekümmert, sie haben mich geliebt, und sie haben an mich geglaubt. Nur durch sie konnte ich mich so sehr zum Besseren verändern. Und ich weiß, dass ich Teil der erweiterten Familie der Kinder sein würde und dass sie in einem christlichen Haushalt mit zwei Eltern aufwachsen würden. Sie würden in die Sonntagsschule und zur Kirche gehen, und sie würden mit der Liebe zu Gott aufwachsen.« Ich hebe den Blick so, wie Wade es mir gesagt hat, und erkläre wie geübt: »Pastor Clive hat mir gesagt, Gott begehe keine Fehler. Alles, was geschieht, hat seinen Grund. Lange Zeit habe ich mein Leben für einen einzigen großen Fehler gehalten. Ich habe mich selbst für einen Fehler gehalten. Doch jetzt weiß ich, dass das nicht stimmt. Das alles war Gottes Plan. Er hat mich mit Reid und Liddy in dem Augenblick zusammengebracht, als meine ungeborenen Kinder ein Heim und eine Familie brauchten.« Ich nicke, um mich selbst davon zu überzeugen. »Dafür hat er mich auf diese Erde gebracht.«
»Keine weiteren Fragen mehr«, sagt Wade. Er nickt mir ermutigend zu und setzt sich wieder.
Als Angela Moretti auf mich zukommt, wird mir klar, woran sie mich erinnert: an irgendeine Katzenart, die im Dschungel lebt. An einen Panther, nehme ich an, mit ihrem schwarzen Haar. »Mr. Baxter, während der vier Jahre Ihrer Ehe, in denen Sie versucht haben, auf natürlichem Wege ein Kind zu bekommen, und den fünf Jahren der Fruchtbarkeitstherapie … Haben Sie da geglaubt, Zoe würde eine gute Mutter sein?«
»Natürlich.«
»Und weshalb ist sie in Ihren Augen plötzlich ungeeignet, ein Kind zu erziehen?«
»Sie lebt einen Lebensstil, den ich für falsch halte«, antworte ich.
»Zugegeben, er ist anders als der Ihre«, sagt die Anwältin. »Ist die Tatsache, dass sie lesbisch ist, der einzige Grund, warum Sie Zoe inzwischen als Mutter für ungeeignet halten?«
»Das ist eine ziemlich große Sache. Gott erklärt in der Bibel, dass …«
»Die Antwort auf diese Frage lautet entweder Ja oder Nein, Mr. Baxter. Ist das das einzig Negative, was Sie zu Zoes Fähigkeiten als Mutter sagen können?«
»Ja«, antworte ich leise.
»Ist es nicht korrekt, Mr. Baxter, dass Sie noch immer über Spermien verfügen, um weitere Embryonen zu befruchten?«
»Ich weiß es nicht. Ich bin von Geburt an unfruchtbar. Wenn ich das machen will, ist das ziemlich kompliziert.«
»Und Sie wollen diese Embryonen gar nicht. Sie wollen sie weggeben.«
»Ich will, dass diese Kinder das bestmögliche Leben haben«, sage ich. »Und ich weiß, dass eine Mutter und ein Vater dazugehören.«
»Sie sind doch auch von einer Mutter und einem Vater großgezogen worden, nicht wahr, Mr. Baxter?«
»Ja.«
»Und doch sind Sie ein alkoholkranker, geschiedener Looser, der im Gästezimmer seines Bruders schläft.«
Ich kann nicht anders. Ich erhebe mich halb von meinem Stuhl.
»Einspruch!«, ruft Wade. »Das sind nur Vorurteile!«
»Ich nehme das zurück. Falls dieses Gericht die Embryonen Ihrem Bruder und Ihrer Schwägerin geben sollte«, fragt Angela Moretti, »was ist dann Ihre Rolle?«
»Ich … Ich werde ihr Onkel sein.«
»Aha. Und wie wollen Sie ihr Onkel sein, wenn Sie der biologische Vater sind?«
»Das ist wie eine Adoption«, antworte ich verwirrt. »Ich meine, es ist eine Adoption. Reid wird der Vater und ich der Onkel.«
»Dann wollen Sie Ihr Recht an diesen Kindern also bei der Geburt aufgeben, korrekt?«
Ben Benjamin hat gesagt, egal, was man irgendwann mal unterschreibt, erwachsene Kinder können einen immer finden. Verwirrt schaue ich nun zu ihm hinüber. Er sitzt an unserem Tisch. »Haben Sie nicht mal erwähnt, das könne ich ohnehin nicht?«
»Und Sie wollen, dass diese Kinder in einem traditionellen, christlichen Haus aufwachsen, ja?«, fragt die Anwältin.
»Ja.«
»Und gleichzeitig verlangen Sie vom Gericht, die Kinder einem biologischen Vater zu geben, der sich ihr Onkel nennt und im Keller der Eltern wohnt, die sie großziehen werden. Klingt das für sie nach einer traditionellen, christlichen Familie, Mr. Baxter?«
»Nein! Ich meine, ja …«
»Was denn nun?«
Ihre Worte sind wie Kugeln. Ich wünschte, sie würde langsamer reden. Ich wünschte, sie würde mir Zeit zum Nachdenken geben. »Es ist … Es ist eine Familie …«
»Als Sie diese Embryonen mit
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