Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
Schicksal endlich akzeptieren, Drache. Dann wird dein Tod leichter sein. Und ganz nebenbei glaube ich nicht, dass dir der Wolf überhaupt helfen könnte, selbst wenn er das wollte.“
Velyne sagte gar nichts dazu. Er wartete einfach nur weiter ab und schien dabei etwas betrübt zu sein. Dem Drachen war es mittlerweile schon egal was das Ganze mit dem Stolz betraf. Stolz würde ihm auch bei seinem Tod nicht helfen. „Wolf, kannst du mich verstehen? Sag doch bitte etwas, hast du etwa kein Mitleid?“ jammerte der Drache und ignorierte den Lindwurm einfach.
Der Lindwurm sagte leise zu Velyne: „Lass dich nicht irre machen. Der Drache hatte auch keinerlei Mitleid mit dir. Also lass dir besser auch gar nichts einreden. Er will doch bloß, dass du ein schlechtes Gewissen bekommst. Also hör am besten gar nicht hin.“
Velyne schwieg. Er wollte sich das weiterhin anhören und nebenbei auch prüfen wie gut er sein Gewissen kontrollieren konnte. „Ich bitte dich Wolf, ich werde gleich lebendig verdaut. Das kannst du doch nicht zulassen... kein Lebewesen hat das verdient“, flehte der Drache. Am liebsten hätte sich Velyne die Ohren zugehalten, doch er wollte nicht weghören, da er sein Mitleid unter Kontrolle bringen wollte.
„Lass ihn jammern. Das wird eh bald ein Ende finden. Denke immer daran, dass er es ja nicht anders verdient hat. Ja, ich bin sehr wohl der Meinung, dass er es verdient hat. Und so schlimm wird es schon nicht werden. Andere Drachen waren auch keine solchen Jammerlappen“, sagte der Lindwurm und gähnte noch mal. Gerne hätte er jetzt auch ein wenig geschlafen.
Doch das würde der Lindwurm wahrscheinlich nicht können, so laut wie der Drache jammerte. „Kleiner Wolf... es tut mir Leid, sag deinem Freund, dass er mich rauslassen soll... ich will nicht... ich will einfach nicht“, wimmerte der rotbraune Drache. „I... Ich... Ich...“ Dem Wolf fehlten die Worte. Er wusste nicht was er machen sollte.
Noch einmal sagte der Lindwurm zu dem Wolf, dass er bloß nicht hinhören sollte. Der Lindwurm spürte, dass der Wolf langsam weich wurde und er hoffte, dass der Drache jetzt endlich mal still wäre. „Er ist nur Futter, Velyne. Einfach nur Futter. Wenn du es nicht anhören kannst, dann solltest du vielleicht besser die nächsten Minuten ein Stückchen fort gehen, damit du nicht alles so genau mitbekommst.“
„Ach nein, es ist schon okay. Ich will es so. Ich kann nicht immer ein freundlicher Wolf sein. Deshalb möchte ich auch dabei sein, wenn der Drache seine Strafe erhält.“ Velyne fiel es nicht leicht dabei ruhig zuzuhören. Der Drache flehte den Wolf weiterhin an, da er merkte, dass der Wolf ihm weiter zuhörte. Hätte der Wolf nicht zugehört, dann hätte er sicher auch nicht zu Stottern begonnen. Für Velyne war es jedoch nicht einfach, genau jetzt in der Nähe des Lindwurms zu bleiben. Es war ja auch das erste Mal, dass er einen Drachen sterben sehen würde. Oder sterben hören. Zu sehen war ja nichts, so lange sich der Drache im Lindwurm befand.
„Na dann okay.“ Dem Drachen schien es nun von Minute zu Minute schlechter zu gehen. Er wimmerte zwar noch immer, doch sein Widerstand und seine Bewegungen wurden immer schwächer. Der Lindwurm schnurrte nun völlig entspannt und er wusste, dass es mit dem Drachen wohl bald zu ende gehen würde. Der Lindwurm kraulte dabei den Wolf beruhigend ein wenig das Fell.
Velyne fragte des öfteren ob der Drache schon tot sei. Es fiel ihm wirklich schwer hart zu bleiben. Der Drache zappelte etwas schwächer. ersticken würde er wahrscheinlich nicht, doch er war ziemlich ausgepowert. „Bitte kleiner Wolf“, konnte man immer nur hören. Diese Worte schienen sich langsam in das Wohlbefinden des Wolfes zu fressen, da sie mit Trauer und Angst gesprochen wurden und der Wolf war ein wenig zu gutherzig um das verkraften zu können.
„Nein, noch ist er nicht tot. Aber ich hoffe bald, denn ich finde, er hat inzwischen schon lange genug leiden müssen. Eine Strafe hat er zwar verdient, aber jetzt ist es auch mal genug. Ich würde es ja gerne ein wenig beschleunigen, aber ich habe keine Kontrolle über meine Verdauung. Und aus irgendeinem Grund scheint er immer noch genug Luft zu bekommen. Noch nie hat ein Drache so lange in mir überlebt. Aber daran kann ich leider nichts ändern. Versuche nur, hart zu bleiben, Velyne, denn selbst wenn ich ihn jetzt noch rauslassen würde, hätte der Drache wohl keine Überlebenschance mehr. Denn ich befürchte, dass er
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