Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
sagte der Wolf und hörte das Geschehen weiter mit an.
„Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern, bis der Drache es hinter sich hat“, sagte der Lindwurm und schnurrte leise. Die Bewegungen in ihm fühlten sich sehr angenehm an. Für den Drachen wurde es aber von Minute zu Minute immer unangenehmer.
Der Drache konnte nur einen brennenden Schmerz spüren, der immer stärker wurde. Ihm war bewusst, dass er gerade lebendig verdaut wurde. Er wälzte sich stark hin und her und versuchte seine rechte Klaue anzuziehen, was ihm auch gelang. Von außen sah es wie ein schmerzvoller Überlebenskampf aus. Velyne hingegen legte sich ängstlich auf den Bauch des Lindwurms und schauderte bei dem Gedanken, was mit dem Drachen gerade passierte.
Der Lindwurm kraulte in der Zwischenzeit Velynes Fell. Inzwischen tat ihm der Drache fast schon leid und er wünschte sich, dass es nun endlich vorbei wäre. Doch Der Drache schien zäher zu sein, als der Lindwurm für möglich gehalten hatte. Sogar von außen waren die Bewegungen des Drachen noch zu erkennen.
Der Drache versuchte verzweifelt, sich durch den engen Mageneingang zu zwängen, doch als er versuchte, seine Klaue da durchzustecken, fuhr ein starker Schmerz durch seinen Körper. Er konnte deutlich spüren wie die Magensäure an ihm arbeitete, auch wenn er gar nichts sehen konnte. Er konnte vor Schmerz sein Brüllen nicht mehr unterdrücken, doch selbst jetzt wollte er noch nicht aufgeben. Es musste doch möglich sein, aus dem Lindwurmmagen herauszukommen, dachte er. Doch schnell merkte er, dass er keine Chance hatte. Nun blieb ihm keine andere Wahl mehr, als es zu beenden. Er konnte diese Schmerzen einfach nicht mehr länger ertragen. Das muss aufhören, dachte er sich. „Der schreit schon ziemlich schmerzhaft“, stammelte der Wolf und zitterte etwas.
„Das überrascht mich nicht. Immerhin zersetzt sich gerade seine Haut. Das tut ziemlich weh. Es ist schrecklich, dass er so lange überlebt. Tja, leider kann ich nichts tun, um es ihm angenehmer zu machen. Er wird es eben bis zum Ende ertragen müssen.“
Velyne duckte sich. Noch nie hatte er ein so schlechtes Gefühl gehabt. Der Drache hingegen schien nun seinen Plan in die Tat umzusetzen. Begleitet von Schmerzen setzte er seine Klaue an seinem Hals an, schloss seine Augen und stach sich in den Hals mit dem Sinn sein Leben selbst zu beenden, ohne weiter leiden zu müssen.
Der Lindwurm ahnte nichts von diesem Versuch, doch im Grunde konnte es ihm auch egal sein. Er versuchte sich einfach so gut es unter diesen Umständen möglich war zu entspannen und gleichzeitig den Wolf ein wenig moralisch zu unterstützen. „Es ist gleich vorbei“, flüsterte er dem Wolf zu.
Velyne wusste es zu schätzen was der Lindwurm für ihn tat. Obwohl er ihn da gar nicht unterstützen müsste, half er ihm und dafür war der Wolf auch sehr dankbar und kuschelte sich an den Lindwurm. Der Drache grinste, er konnte kaum noch sagen ob es weh tat oder nicht. Sein Nervensystem war eindeutig überreizt. Lächelnd schlitzte er sich am Hals auf und konnte merken wie er langsam zu verbluten begann.
Der Lindwurm spürte, wie die Bewegungen in ihm nachließen, doch er nahm an, dass das nur die Folge der einsetzenden Verdauung war. Auch das Betteln des Drachen hatte plötzlich aufgehört. Nur noch leichte, immer schwächer werdende Bewegungen konnte der Lindwurm fühlen. „Ich denke, das Schlimmste hat er hinter sich."
Der Drache wurde immer schwächer. Er wusste das er gleich sterben würde, an zu hohem Blutverlust. Doch sterben würde er so und so. „H.. Hörst du? Du hast gewonnen. I... Ich werde sterben, aber nicht lebendig verdaut“, keuchte der Drache und hielt seine Wunde zu da er noch gerne die Antwort hören wollte.
„Das macht für mich keinen Unterschied mehr, Drache. Aber du warst ein harter Gegner für mich. Es war mir eine Ehre, gegen dich gekämpft zu haben. Du wirst mich für Tage, wenn ich sogar für Wochen ernähren. Und das ist gut so. Dafür danke ich dir, Drache“, erwiderte der Lindwurm, der jetzt ahnte, was der Drache getan hatte. Doch das kümmerte ihn nicht weiter. Hauptsache, der Drache musste nicht mehr länger leiden.
Der Drache grinste. Vor langer Zeit schon hatte er sich einmal vorgenommen, falls er einmal sterben müsste, würde er das mit einem Grinsen im Gesicht tun. „Ich habe über meinen Zeitpunkt entschieden... wann ich sterben werde... nicht du“, sagte er noch bevor er seine Klaue von der Wunde entfernte
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