Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
die anderen Beteiligten. Für eine Ehe ist Zuneigung nicht zwingend vonnöten. Ich habe keine Lust auf die leidenschaftslosen, p fl ichtschuldigst ge gebenen Liebkosungen einer tugendhaften Gemahlin. Es geht nichts über Erfahrung im Bett. Aber Sie kennen ja meine Ansichten über dieses Thema schon. Mich interessiert eigentlich mehr, warum Sie Amelia Warrington schon wieder erwähnen. Hat sie Sie hierzu angestachelt?“
„Nein, ich versichere Ihnen, nein.“ Das wenigstens stimmte. Im Gegenteil, wenn Amelia es herausbekam, wäre die Hölle los. „Aber ich bin mit ihr ein wenig bekannt, und sie scheint mir keine gute Mätresse abzugeben. Sie will die Ehe – sie wird sich kaum auf weniger einlassen. Wenn ich recht überlege, kann Charlotte du Prés Ihren Bedürfnissen doch viel besser genügen.“
Kit lächelte, in seinem Blick lag Amüsement, und als Clarissa das komplizenhafte Lachen in seinen dunkelblauen Augen sah, stockte ihr der Atem. Sein Mund, sonst so streng und hart, wirkte weicher. Plötzlich hatte sie das Verlangen, mit der Hand über die kurzen rauen Bartstoppeln auf seinem Kinn zu fahren, den Kontrast zu der weichen Haut seiner Lippen zu ertasten. Rasch schlug sie die Augen nieder. Sie merkte, wie ihr bei der Vorstellung der Mund trocken wurde, und fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. Nie zuvor hatte ein Mann eine solche Anziehung auf sie ausgeübt.
Als sie sich ins Gedächtnis rief, dass eben diese Anziehungskraft seine Erfolge ausmachte, wandte sie rasch den Blick ab. „Ich hatte nicht vor, Ihnen Ratschläge bezüglich Ihrer Geliebten zu geben, aber Sie fragten mich ja. Ich weiß sehr wohl, wie ungehörig dieses Thema ist.“
Daraufhin lachte Kit laut heraus. „Meine liebe Clarissa, Sie dürften gar nicht hier sein! Ganz zu schweigen von der ungehörigen Thematik unseres Gesprächs. Aber das hat Sie ja nicht abgehalten. Allerdings muss ich Ihnen, was Amelia Warrington angeht, zustimmen. Sie wird vermutlich zu viel verlangen. Und wissen Sie, Jungfrauen können so unbefriedigend sein. Ich bevorzuge Frauen, die wissen, was ein Mann wünscht.“
„Oh! Nun, also … dann können Sie Amelia Warrington ganz bestimmt von Ihrer Liste streichen.“
„Sie scheinen sich dessen so sicher. Aber ich sage Ihnen, allzu lange wird sie nicht mehr im Stand der Unschuld bleiben. Sie ist reif, gep fl ückt zu werden, wenn nicht von mir, dann von einem anderen. Und es wird kaum ihr Ehegatte sein. Sie will hoch hinaus.“
„Ist sie wirklich so arg? Sehen Sie, sie ist sehr jung, aber doch nicht so … so berechnend?“
„Wenn Sie das glauben, kennen Sie sie wirklich nicht gut. Sie ist eine hübsche und sehr ehrgeizige junge Dame. Obwohl ihr Typ meiner Erfahrung nach rasch verblüht. Aber es ist für jeden Mann ersichtlich, dass er sie haben kann, ohne ihr seine Hand zu bieten. Es fragt sich nur, wie hoch sie sich verkaufen wird. Persönlich bin ich nicht überzeugt, ob sie es überhaupt wert ist.“ Zu seinem Erstaunen sah er, dass Clarissa sehr verletzt wirkte. Er griff nach ihrer Hand. „Sehen Sie, so ist das Leben nun einmal. Wenn sie mich nimmt, dann nicht, weil sie mich gern hat, sondern wegen meines Geldes. Sie verschwenden Ihre Kraft, wenn Sie sich um solcherart Mädchen betrüben. Sie wird den einmal eingeschlagenen Weg gehen, auch eine Freundin wird sie nicht daran hindern.“
Als sie Kit in die Augen schaute, in diese durchdringenden tiefdunkelblauen Augen, gestand sie sich zum ersten Mal ein, dass er recht hatte, doch es handelte sich um ihre Schwester, sie brachte es nicht über sich, Amelia einfach gewähren zu lassen. Noch war es nicht zu spät. Und wenn sie nur erreichte, dass das Mädchen sich nicht an diesen Mann fortwarf.
Sie seufzte, entschlossener denn je. Lächelnd schlug sie die Augen zu ihm auf. „Nun haben wir genug Zeit mit Gerede über andere Frauen verschwendet. Ich trachte auch nicht danach, mit denen um Ihre Zuneigung zu wetteifern, Kit. Was ich von Ihnen möchte, ist vorübergehender Natur.“
„Zumindest sind Sie offen. Also sagen Sie mir doch, was genau Sie – vorübergehend – von mir wollen.“
„Gut. Aber Sie müssen mich anhören, ohne mich zu unterbrechen, denn es ist mir wichtig, dass Sie meine Bedingungen wirklich genau verstehen. Ja?“
Seine Lippen zuckten vor verhaltenem Lächeln, doch er nickte stumm und lehnte sich zurück, ohne sie aus den Augen zu lassen. Diese Sache hier war jede Minute seiner Zeit wert, keinen einzigen Moment hatte er sich
Weitere Kostenlose Bücher