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Ein Lord entdeckt die Liebe

Ein Lord entdeckt die Liebe

Titel: Ein Lord entdeckt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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fragen. Aber wenn sie nun den Wunsch äußerte, sich mit ihm über private Dinge zu unterhalten? Wenn sie ihm Fragen stellen wollte und mit Antworten rechnete?
    Er hasste es, mit Fragen belästigt zu werden, insbesondere, wenn sie ihn selbst betrafen. Er wollte nicht über sich sprechen. Und es war so mühsam, zudringlichen Fragen auszuweichen. Noch schlimmer war es natürlich, Antworten zu geben. Selbst die Antwort auf eine scheinbar so unschuldige Frage wie die, ob er die Dämmerung genieße, konnte Dinge über ihn verraten, die er um jeden Preis für sich behalten wollte. Ja, ausgerechnet diese Frage hatte dazu geführt, dass er nun über seine Vergangenheit nachgrübelte und sich an Erlebnisse erinnerte, die er lieber für immer vergessen hätte.
    Einen Moment lang kam ihm der Gedanke, dass Hardwick wohl verstanden hätte, warum die Abenddämmerung eine besondere Bedeutung für ihn hatte. Als Kind hatte er, wenn die Sonne unterging, erleichtert aufgeatmet, weil er wieder einen Tag überstanden hatte und nun ein paar Stunden vor ihm lagen, in denen er nicht ständig auf der Hut sein musste. Es tat gut zu wissen, dass sein Vater und sein Bruder sich nun eine Zeit lang nicht mit ihm beschäftigen würden, weil sie sich dem Alkohol hingaben oder sich mit irgendwelchen Frauen vergnügten.
    Die Erinnerung an seine Kindheit bereitete ihm Magenschmerzen. Zorn flammte in ihm auf, und er suchte nach einem Weg, seine Wut auszuleben.
    Inzwischen hatte er Piccadilly erreicht. Nicht weit von hier gab es Viertel, in denen die Stadt sich von ihrer dunklen, wilden Seite zeigte. Im Allgemeinen konnte er sich unbesorgt in Gegenden wagen, die anderen Gentlemen zum Verhängnis wurden. Seine Größe, sein athletischer Körperbau und seine Kraft reichten aus, um die meisten Verbrecher in die Flucht zu jagen. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass der kleine Dolch noch in seinem Strumpf steckte, wandte er sich einem besonders üblen Straßenzug zu. Wahrhaftig, an diesem Abend wäre ihm eine kleine tätliche Auseinandersetzung gerade recht gewesen.
    Der Nebel war dichter geworden, aber das hielt ihn nicht davon ab, in Richtung Themse zu gehen. Schattenhafte Gestalten tauchten auf und verschwanden wieder. Manchmal glaubte er Hardwick zu erkennen, und sein Herz begann schneller zu schlagen. Dabei wusste er genau, dass sie sich nie und nimmer in diese Gegend verirren würde. Verflucht, was er brauchte, war eine Ablenkung!
    Noch immer hatte niemand versucht, ihm seine Geldbörse zu entreißen oder ihm sonst ein Leid anzutun. Und natürlich konnte er sich nicht grundlos mit einem der Passanten prügeln. Also musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Nachdem er noch ein Stück geradeaus weitergegangen war, bog er in eine finstere Gasse ein, die auf einem kleinen Platz endete. Nur eines der Häuser dort war hell erleuchtet. Es trug den passenden Namen „The Tangled Arms“, denn dort wurde man mit offenen Armen empfangen. Meist dauerte es nicht lange, bis man sich in einem Bett in den Armen einer Frau wiederfand.
    Marland stürmte in die zu dem Etablissement gehörende Gaststube, verjagte ein paar Hafenarbeiter mit einem bösen Blick von ihrem Tisch und bestellte etwas Hochprozentiges. Noch immer wütend schaute er sich um. Niemand schien es auf einen Streit mit ihm anzulegen. Ein paar Frauen sprachen ihn an, doch keine vermochte auch nur die geringste Regung von Verlangen in ihm zu wecken.
    Er trank, beobachtete, was um ihn her vorging, und musste nach einer Weile feststellen, dass er sich nicht nur langweilte, sondern auch heftige Kopfschmerzen bekommen hatte. Er warf dem Wirt ein paar Münzen zu und machte sich auf den Heimweg.
    Dort, so sagte er sich, wartet zumindest ein trinkbarer Brandy auf mich und ein bequemes Bett, in dem ich meinen Rausch ausschlafen kann.
    Seine Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. Kaum hatte Braedon sein selten genutztes Stadthaus in der Bury Street betreten, als der Butler erschien.
    „Euer Lordschaft“, der alte Mann verbeugte sich, „es ist … Es ist etwas für Sie abgegeben worden.“
    „Unmöglich“, gab Marland zurück und warf Dobbs seinen Hut zu. „Niemand weiß, dass ich in London bin. Und so soll es auch bleiben. Machen Sie einfach alles so, als wäre ich gar nicht hier.“
    „Sir, ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Sie haben …“, der Butler räusperte sich, „… Besuch.“
    „Besuch? Um diese Stunde?“
    „Als wir ankamen, war’s noch nich so spät.“ Jemand betrat die

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