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Ein Lord entdeckt die Liebe

Ein Lord entdeckt die Liebe

Titel: Ein Lord entdeckt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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nur von wenigen Kerzen erhellte Eingangshalle. „Un wir habn lange gewartet, obwohl wir …“
    „Verzeihung, Euer Lordschaft, ich wusste nicht …“ Dobbs trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    Marland, der genauso verwirrt war wie sein Butler, musterte die Gestalt, die im Dämmerlicht kaum zu erkennen war. Immerhin sah er, dass sie nicht allein war. Halb verborgen hinter ihr stand ein Kind.
    „… obwohl wir nix außer ner Tasse Tee bekommen habn“, fuhr die fremde Frau fort. „Ich kann Ihnen sagn, dass wir nich gehen werdn, ehe nich alles erledigt is.“
    Braedon machte ein paar Schritte in ihre Richtung und sah, dass die Frau nervös schluckte. Es war offensichtlich, dass sie sich äußerst unwohl fühlte. Dennoch wich sie nicht zurück.
    „Was kann ich für Sie tun, Madam?“
    „Sin Sie der Marquess?“
    „Ja.“
    „Oh, das is gut.“ Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus. „Ich bin Essie Nichols un bring Ihnen Ihren Näfn.“
    Da er keine Ahnung hatte, was ein Näfn wohl sein mochte, schaute Marland Hilfe suchend zu Dobbs. Doch der starrte nur das Kind an.
    „Ich verstehe nicht, Mrs Nichols“, meinte Braedon.
    „Sie müssn ihn hier behalten, Ihren Näfn. Jawohl!“
    „Dobbs?“
    Diesmal reagierte der Butler. „Sie spricht von Ihrem Neffen, Mylord.“
    Im ersten Moment begriff er nicht, was das bedeutete. Doch dann schob Mrs Nichols das Kind nach vorn. Marland sah das schmale Gesicht – und erstarrte.
    Connors Augen. Connors Nase. Und unverkennbar Connors eckiges Kinn.
    Ihm wurde übel. Eine innere Stimme riet ihm, sich umzudrehen und zu fliehen. Doch er zwang sich, einfach stehenzubleiben.
    „Ich habn zwei Jahr lang versorgt“, sagte die Frau. „Hab ihn kleine Arbeiten im Gasthof machen lassn, so wie Maggie, Gott hab sie selig, das wollte. Aber nun gehört der Gasthof uns nich mehr. Zu viel Schulden. Un wir wolln nach Amerika.“
    Der Marquess hob abwehrend die Hände. „Mrs Nichols …“
    „Wir wandern aus, mein Mann un mein Jüngster. Meine Große is verlobt un will hier bleibn. Aber für den Jungen kann se nich sorgen. Un mitkomm kann er auch nich. Außerdem gehört er sowieso zu seiner Familie.“
    „Nein“, erklärte Marland, „ich fürchte, das tut er nicht.“
    „Un wer soll sich dann um ihn kümmern? Sie sin sein Onkel. Sie sin für ihn verantwortlich.“
    Es kostete ihn Überwindung, den Jungen noch einmal zu mustern.
    „Er is das Ebenbild Ihres Bruders, nich wahr? Das sagn alle. Un es wissen auch viele, dass er – Ihr Bruder, mein ich – oft mit Maggie zusamm war. Ja, er hat den Kleinen sogar anerkannt. Hat ihn auf den Schoß genomm, jawohl.“
    „Hier!“ Die Stimme des Jungen verriet, wie müde er war. Er wirkte schläfrig und trotzdem irgendwie eifrig. „Ich hab was.“ Er durchsuchte die Taschen seiner abgetragenen Hose, holte etwas heraus und streckte die geschlossene Hand dem Marquess hin. „Das is von meinem Dad. Ich darf damit spielen, bis ich Sie treff, hat meine Ma gesagt. Dad wollte, dass ich’s Ihnen dann geb.“
    Die drei Erwachsenen hielten den Atem an.
    „Hier!“, wiederholte der Junge und öffnete seine ein wenig schmutzigen Finger. Auf seiner Handfläche lag ein kleiner aus Holz geschnitzter Hund.
    Es tat weh. Es tat schrecklich weh. Braedon musste einen Moment lang die Augen schließen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Connor ihm nach all diesen Jahren noch solchen Schmerz zufügen konnte. Aber natürlich war es typisch für Connor, dem Kind etwas zu geben, das böse Erinnerungen wecken musste.
    „Das gehört Ihnen doch – oder?“, meinte der Junge, der jetzt ganz wach zu sein schien.
    Braedon wünschte, er selbst würde schlafen und dies alles wäre nur ein Traum, aus dem er gleich erwachen würde. „Früher einmal hat es mir gehört, ja.“
    „Na also“, verkündete die Frau, „Sie sin also wirklich sein Onkel.“
    „Ja, er ist zweifellos Connors Sohn. Aber er kann nicht hier bleiben. Ich selbst wohne nicht hier, sondern werde London bald wieder verlassen.“ Er wies auf eine offene Tür, hinter der die schattenhaften Umrisse von Möbeln zu erkennen waren, die man mit Tüchern abgedeckt hatte, um sie vor Schmutz und Staub zu schützen. „Nur ein paar Dienstboten leben hier. Dies ist kein passender Ort für ein Kind.“
    „Wolln Sie ihn etwa fortjagn? Hier is es besser als auf der Straße un besser als im Armenhaus.“ Mrs Nichols zuckte mit den Schultern. „Natürlich könn Sie mit Ihrem Näfn machen, was Sie

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