Ein Lord entdeckt die Liebe
denken zu müssen. Er beschäftigte sich mit allem Möglichen und trainierte stundenlang mit Thom. Warum dieser so dringend nach ihm gesucht hatte, war nicht zur Sprache gekommen.
Thom war ebenso schlecht gelaunt wie sein Kontrahent. Ihm war nicht entgangen, dass er benutzt wurde. „Ich bin nicht beleidigt“, stellte er fest, „dass Sie Ihre Enttäuschung an mir auslassen. Aber es würde mich doch interessieren, ob es um diesen Speer oder um Ihre ehemalige Assistentin geht.“
Braedon antwortete nicht darauf, sondern griff mit neuer Kraft an.
Thom wehrte den Schlag geschickt ab.
Als der Schwertkampf schließlich endete, waren beide schweißgebadet, und Thom meinte mit leichtem Spott: „Mir scheint, es ist eine doppelte Enttäuschung.“
Braedon knurrte etwas Unverständliches und eilte ins Bad, um sich zu waschen und umzukleiden. Als er auf den Korridor trat, hörte er aus dem oberen Stockwerk Geschrei und Gebell. Er rannte die Treppe hinauf und entdeckte Jenny, eines der Hausmädchen, das von dem Spaniel zu Fall gebracht worden war. Sie hatte das Tablett fallen lassen, wobei das Geschirr zu Bruch gegangen war. Auf dem Fußboden breitete sich ein Marmeladenfleck aus.
In diesem Moment stürzte Rob aus dem Kinderzimmer.
„Kümmere dich um den Hund“, befahl er. Dann reichte er Jenny die Hand, um ihr auf die Füße zu helfen.
Es dauerte eine Weile, bis der Junge den Welpen davon abbringen konnte, weiter an den Röcken des Mädchens herumzuzerren. Und kaum hatte er ihn auf den Arm genommen, zappelte der kleine Hund so heftig, dass er sich befreien konnte. Sichtlich zufrieden begann er, die Marmelade aufzulecken.
„Oh nein!“, meinte Braedon streng, packte den Übeltäter im Nacken und hob ihn hoch. Dann legte er die andere Hand so über die Schnauze, dass das Hündchen weder schnappen noch bellen konnte. Gelassen blieb er stehen, bis das Tier sich beruhigte.
„Habn Sie ihm wehgetan?“, fragte Rob ängstlich, als er seinen kleinen Freund endlich selbst auf den Arm nehmen durfte.
„Nein. Ich habe ihm nur erklärt, dass er sich beruhigen soll.“ Braedon lächelte den Jungen freundlich an. „Komm, wir gehen nach draußen, damit ich dir ein paar Dinge erklären kann.“
Als sie den Küchengarten erreichten, setzte Rob das Hündchen auf die Erde. Sogleich lief es hierhin und dorthin, um alles zu beschnuppern.
„Spaniels“, erläuterte Braedon, „sind wie alle Hunde Rudeltiere. Sie wollen nicht allein sein und lieben die Menschen, die sich um sie kümmern. Aber sie müssen lernen, ihrem Besitzer zu gehorchen. Du, Rob, musst ihm beibringen, was er darf und was verboten ist. Er wird dir dankbar sein, sobald er begriffen hat, was von ihm erwartet wird.“ Er schaute den Jungen leicht amüsiert an. „Wir alle werden dann dankbar sein.“
Rob nickte. Bereitwillig und aufmerksam hörte er zu, als Braedon ihm die ersten Lektionen der Hundeschule erklärte.
Das war zweifellos ein gutes Zeichen. Ein weiteres gutes Zeichen war, dass er das Hündchen wirklich zu lieben schien. Bewies das nicht zur Genüge, dass er den grausamen Charakter seines Vaters nicht geerbt hatte?
„Vergiss nie, ihn zu loben, wenn er etwas richtig gemacht hat“, schloss Braedon und kraulte den Welpen, der sich wieder zu ihnen gesellt hatte, hinter dem Ohr. „Das ist genauso wichtig wie die Strafe für schlechtes Benehmen.“
Rob schaute von dem Hündchen zu Braedon, runzelte die Stirn und fragte: „Aber wenn er gar nicht weiß, dass er etwas Falsches gemacht hat?“
„Nun …“ Er bedeutete dem Jungen, sich zusammen mit ihm auf die niedrige Gartenmauer zu setzen.
Noch immer schaute das Kind ihn aus klaren grünen Augen an. Ein wenig Angst schien in dem Blick zu liegen.
„Machst du dir Sorgen, weil er Jenny erschreckt hat? Natürlich wusste er nicht, dass er das nicht durfte. Und auch du hast nichts falsch gemacht. Ich weiß, dass du dir große Mühe gibst, dich vor der braunhaarigen Lady zu verstecken. Ich bin sehr stolz auf dich, weil du dein Wort gehalten hast.“
Schweigend wartete Rob, was als Nächstes kommen würde. Trauer lag in seinem Blick.
„Natürlich darfst du den kleinen Kerl behalten“, versuchte Braedon ihn zu beruhigen.
Doch Rob sah noch immer traurig aus.
„Ich verstehe … Es ist nicht leicht für dich. Aber bestimmt werde ich bald ein neues Zuhause für dich finden. Es ist schön für einen Jungen und seinen Hund, auf dem Lande aufzuwachsen. Dort gibt es gutes Essen, nette Menschen und genug
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