Ein Lord entdeckt die Liebe
Notizbuch gestohlen hat – aus meinen Stichpunkten zu Menüfolgen, Blumenschmuck und Gesellschaftsspielen ziehen mag.“
„Gesellschaftspiele?“, wiederholte er und begann ebenfalls zu lachen. „Sie meinen Pantomimen, Rate- und Singspiele?“
Sie nickte, wurde jedoch rasch wieder ernst. „Ich mag Laxton nicht. Trotzdem fällt es mir schwer zu glauben, dass er ein Dieb ist. Aber lassen Sie uns das Thema wechseln. Ich habe diesen Jungen und sein Hündchen noch einige Male gesehen, im Haus und auch im Küchengarten. Einmal habe ich den Hund sogar mit ein paar Leckerbissen zu mir gelockt. Ich dachte, das Kind würde dann auch zu mir kommen. Aber der Kleine hatte wohl Angst.“
„War Mairi bei Ihnen?“, erkundigte er sich.
„Nein. Sie verbringt nur wenig Zeit in Marland House, weil es infolge des Wasserschadens in Ashton House so viel zu tun gibt. Die Vorbereitungen für den Ball hat sie fast ganz mir übertragen.“
Braedon nickte und wandte seine Aufmerksamkeit dann der Straße zu. „Wir sind fast da. Nur vier oder fünf Kutschen befinden sich vor uns. Und dort drüben sehe ich Signor Pisano.“
Chloe hatte den Italiener auch bemerkt. „Er sieht gar nicht glücklich aus.“
Diese Einschätzung sollte sich als richtig erweisen. „Dio mio“, seufzte der Signor, als er Chloe wenig später beide Hände entgegenstreckte. „Ich wünschte, ich könnte mich unsichtbar machen. Stattdessen fühle ich mich wie ein Schwein, auf das der Bratspieß wartet.“
„Es tut mir so leid“, meinte Chloe bedauernd. „Ich weiß, dass Sie nicht gern hergekommen sind.“
„Es hätte sich so oder so kaum vermeiden lassen. Schließlich bin ich im Antiquitätengeschäft tätig. Ich hoffe nur, dass alles ein gutes Ende findet.“
„Das hoffe ich auch“, gab sie zurück. Aber tatsächlich waren ihr schon vor ein paar Tagen heftige Zweifel daran gekommen.
13. KAPITEL
D as ist zu absurd, um wahr zu sein“, stellte Lord Sykes fest. „Ein dummes Gerücht, mehr nicht.“ Inmitten der Menschenmenge stand er nahe bei Marland, Miss Hardwick und Signor Pisano. Er trank einen Schluck Wein und schüttelte den Kopf. „Wer würde ein so wertvolles Objekt verschenken, wenn er es doch für viel Geld verkaufen kann?“
Braedon zuckte mit den Schultern.
„Ich jedenfalls glaube kein Wort davon“, ereiferte Sykes sich. „Selbst wenn der Besitzer unermesslich reich wäre, würde er den Speer nicht einfach abgeben. Und was soll das überhaupt heißen: an die richtige Person? Wie sollte er die richtige Person erkennen?“
„Ich weiß es nicht.“ Marland schaute zu Hardwick hin. Sie erwiderte kurz seinen Blick, wandte sich dann aber Signor Pisano zu, der sie mit dem Earl of Conover bekannt machen wollte. Der Earl, hieß es, war der einzige Mensch in England, der Skandas Speer tatsächlich zu Gesicht bekommen hatte.
„Ich behaupte: Die richtige Person ist der Mann mit dem meisten Geld“, verkündete Sykes.
„Schon möglich. Wie gut, dass Sie über ein beachtliches Vermögen verfügen.“
„Ein wirklich beachtliches Vermögen!“ Zufrieden sah Sykes sich im Raum um, musterte den einen oder anderen der Anwesenden etwas genauer und grinste. „Welch ein Gedränge! Und alle sind nur aus einem einzigen Grund hier. Jeder hofft, etwas zu erfahren, das ihm ermöglicht, den Speer in seinen Besitz zu bringen.“
Darauf erwiderte Braedon nichts. Längst hatte er sich ein Bild von den Anwesenden gemacht. Sammler, Händler, Wissenschaftler. Hardwick gehörte zu den wenigen Frauen, die eine Einladung bekommen hatten. Schon deshalb zog sie die Blicke auf sich.
Als Chloe in Marlands Begleitung die Hanover Square Rooms betreten hatte, waren viele der anwesenden Gentlemen herbeigeeilt, um sie und den Marquess zu begrüßen. Einige wollten Marland zu seiner Sammlung beglückwünschen. Andere waren neugierig auf sie, die man nach wie vor für seine Assistentin hielt. Auch Laxton hatte ein paar Worte mit ihr gewechselt. Zum Glück hatte er in ihr nicht die junge Frau erkannt, die er in Signor Pisanos Geschäft beim Schmusen mit ihrem vermeintlichen Gatten überrascht hatte.
Braedon hatte immer gewusst, dass Hardwick sich inmitten der Experten für antike Waffen wohlfühlen würde. Mit einigen Sammlern und Händlern hatte sie bereits gesprochen. Ihre strahlenden Augen und ihr hübsches, vor Begeisterung glühendes Gesicht bezauberten alle.
Statt sich darüber zu freuen, empfand Braedon Eifersucht. Oh, wie er das Gefühl verabscheute! Gern
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