Ein Lord entdeckt die Liebe
Reiter, die hinter einem Fuchs herjagten.
„Hübsch“, lobte Mrs Edmunds, die zu Chloe getreten war. „Es war Ihre Idee, nicht wahr? Lady Ashton sagte, dass vieles hier nie zustande gekommen wäre, wenn Sie nicht so gut organisieren könnten. Sie sagte auch, dass Sie nicht mehr lange bleiben würden.“
Chloe nickte.
„Sie wissen vielleicht, dass ich eine Menge gesellschaftlicher Pflichten habe und dringend nach einer Sekretärin suche. Wollen Sie nicht zu mir kommen?“
„Oh, Ihr Angebot ehrt mich.“ Sie war tatsächlich versucht, Ja zu sagen. Aber das würde all ihre anderen Pläne umstoßen. Also erklärte sie: „Tatsächlich habe ich vor, London zu verlassen und einige Zeit am Meer zu verbringen.“
Ungläubig schüttelte Mrs Edmunds den Kopf. „Sie wollen London während der Saison den Rücken kehren? Nun, genießen Sie Ihre Ferien. Und wenn Sie zurückkommen, sprechen Sie wegen der Stelle bei mir vor.“
„Danke.“ Chloe machte sich wieder auf die Suche nach Braedon, stieß jedoch nicht auf ihn, sondern auf Sir Thomas. Er begrüßte sie freundlich, aber als Mrs Edmunds außer Hörweite war, veränderte sich seine Stimme ebenso wie seine Miene. „Ich weiß von dem Versprechen, das Sie Braedon gegeben haben“, erklärte er. „Und auch, dass Sie es nicht gehalten haben.“
Sie runzelte die Stirn.
„Ich spreche natürlich von Skandas Speer.“
Sie erstarrte.
„Ganz London weiß inzwischen, dass er seinem neuen Besitzer übergeben wurde.“
Ein Schauer überlief Chloe. Irgendetwas an Sir Thomas’ Benehmen machte ihr Angst.
„Marland wird nicht erfreut darüber sein, dass ausgerechnet die Waffe, die ihm am meisten bedeutet, nun jemand anderem gehört.“ Seine Stimme verriet Hass. „Was wollen Sie ihm sagen?“
Sie kam nicht dazu, ihm zu antworten, weil Lady Ashton in den Raum trat und rief: „Chloe, haben Sie schon mit den Musikern gesprochen?“
„Marland wird ganz und gar nicht zufrieden mit Ihnen sein“, zischte Sir Thomas, ehe er sich von Chloe abwandte, Lady Ashton zunickte und verschwand.
„Ich denke, es ist an der Zeit, unsere Ankündigung zu machen“, meinte Mairi, der nichts Ungewöhnliches aufgefallen war.
19. KAPITEL
N ach der unangenehmen Unterredung mit Sir Thomas war Chloe davon überzeugt, dass sie Braedon so rasch wie möglich finden musste. Irgendetwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Wie konnte die Nachricht, dass der Speer seinem neuen Besitzer übergeben worden war, so rasch die Runde gemacht haben? Und warum benahm Sir Thomas sich so feindselig ihr gegenüber? Himmel, sie musste so bald wie möglich mit Braedon sprechen. Er würde enttäuscht und zornig sein, wenn er erfuhr, dass der Speer schon seit ein paar Stunden in ihrem Zimmer lag. Doch wenn er von anderen erfuhr, dass sie die Waffe besaß, würde seine Reaktion noch viel heftiger ausfallen.
„Haben Sie Ihren Bruder gesehen?“, fragte sie Mairi.
Diese schüttelte den Kopf. „Wenn wir die Gäste jetzt in den Ballsaal holen, wird er sich ihnen bestimmt anschließen.“
„Gut. Teilen wir also allen mit, dass im Ballsaal etwas Besonderes stattfindet“, meinte Chloe. Ihre Suche nach Braedon musste warten. Sie konnte Lady Ashton jetzt nicht im Stich lassen.
Wenig später drängten die Menschen in den Ballsaal. Auf der Empore hatten die Musiker ihre Plätze eingenommen. Lord und Lady Ashton standen in unmittelbarer Nähe der Bühne. Braedon war bei ihnen. Und Chloe wollte bereits erleichtert aufatmen, als sie hinter ihm Sir Thomas entdeckte.
Sosehr sie sich auch bemühte, sie schaffte es nicht, schnell zu der kleinen Gruppe zu gelangen.
Jetzt stieg Lady Ashton die Stufen zur Empore hinauf. Doch erst als eine Fanfare ertönte, bemerkten die Anwesenden, dass die Gastgeberin etwas ankündigen wollte.
„Ich danke Ihnen allen, dass Sie den Weg hierher gefunden haben“, begann Mairi. „Wie Sie wissen, habe ich diesen Ball zu Ehren meines Gatten geplant.“
Applaus wurde laut.
„Hier in Marland House können Sie an diesem Abend, in dieser Nacht für ein paar Stunden Lord Ashtons Vorlieben teilen.“
Neuer Applaus.
„Ich habe Grund zu der Annahme, dass er seit langem ein großer Liebhaber der italienischen Oper ist. Soweit ich weiß, hat er immer am meisten von Rossinis ‚La Scala di Seta‘ geschwärmt.“ Mit den Augen suchte sie ihren Gatten in der Menge und lächelte ihm zu. „Leider ist es mir nicht gelungen, ein venezianisches Ensemble zu engagieren. Aber ich hatte das große
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