Ein Lord entdeckt die Liebe
geworden. Weißt du“, er senkte die Stimme, wohl weil das Geständnis ihm ein wenig peinlich war, „ich habe manchmal gedacht, sie habe mich nur meines Titels und meines Vermögens wegen geheiratet. Aber was sie hier getan hat, überzeugt mich davon, dass ich ihr mehr bedeute.“ Sein Blick wanderte zu Mairi, und sein Gesicht nahm einen zärtlichen Ausdruck an. „Ich freue mich ungemein, dass sie sich meinetwegen so viel Mühe gemacht hat. Was aber noch viel wichtiger ist: Das zeigt, dass sie mir in den vergangenen Jahren wirklich zugehört hat, wenn ich etwas erzählt habe. Es ist gut, das zu wissen.“
„Hm …“, murmelte Braedon.
„Hast du gesehen, dass sie mein liebstes Jagdgewehr aus Marzipan hat nachbilden lassen?“
„Oh ja. Und ich habe auch die Pralinen bemerkt, die wie die dazu gehörende Munition geformt sind. Ich habe sogar schon eine probiert. Köstlich!“ Braedon wurde ernst. „Du weißt natürlich, dass … dass die Episode mit jenem Mann …“
„Ja“, kam Ashton ihm zu Hilfe. „Ich weiß, dass das alles nichts zu bedeuten hatte. Schließlich kenne ich Mairi ebenso gut, wie sie mich kennt. Trotzdem hat ihr Verhalten mich sehr verletzt. Beim nächsten Mal werde ich mich bemühen, meinen dummen Stolz zu überwinden.“
„Ich denke, es wird kein nächstes Mal geben“, stellte Braedon fest.
Damit war das Gespräch beendet, denn Mairi kam zurück und legte Ashton einen Arm um die Taille. Er zog sie kurz an sich und schaute ihr liebevoll in die Augen.
„Mairi?“ Braedon musste sie zwei Mal ansprechen, ehe sie ihn überhaupt hörte. „Mairi, weißt du, wo Chloe ist?“
„In ihrem Zimmer vermutlich. Wahrscheinlich zieht sie sich um. Sie hat sich bis eben noch um die letzten Feinheiten gekümmert. Aber …“ Plötzlich blitzten Mairis Augen auf. „Aber“, wiederholte sie, „ich bin sicher, dass sie sich gleich zu uns gesellen wird.“
Braedon runzelte die Stirn. Führte Mairi wieder etwas im Schilde? Nein, das war kaum vorstellbar, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich um ihren Gatten zu kümmern. Nun, es war auf jeden Fall schön, das Paar so glücklich zu sehen!
Er beschloss, sich noch ein wenig in sein Zimmer zurückzuziehen. Seit dem Morgen war viel geschehen. Rob zum Beispiel weigerte sich seit dem Zwischenfall im Garten, mit ihm zu sprechen. Dobbs war nervös und reizbar, weil er sich nicht nur um die Ballgäste kümmern musste, sondern auch den Auftrag erhalten hatte, alles für Robs Abreise vorzubereiten. Der Junge sollte jetzt so schnell wie möglich zu seinen neuen Pflegeeltern nach Orchard Park ziehen. Und Hardwick? Nein, Chloe … Himmel, er hatte sie den ganzen Tag über nur einmal von Weitem erblickt. Doch selbst auf die Entfernung hatte sie so ausgesehen, als habe sie große Sorgen.
Ob ihre gedrückte Stimmung etwas mit dem Ausflug mit Conover zu tun hatte? Braedon verspürte noch immer Eifersucht. Aber Chloes Treffen mit dem Earl musste nicht unbedingt privater Natur gewesen sein. Vielleicht hatte Conover etwas über den Speer gesagt, was sie belastete? Pisano hatte einen kurzen Brief mit der Nachricht geschickt, es seien neue Gerüchte im Umlauf. Angeblich war der Speer seinem neuen Besitzer übergeben worden.
Das gefiel Braedon gar nicht. Aber den ganzen Tag über hatte er sich nicht entschließen können, mit Chloe darüber zu sprechen. Er war einfach nicht bereit, sich selbst einzugestehen, dass die Jagd nach der Waffe vorüber war. Andererseits hatte Pisanos Schreiben ihn weniger aufgeregt als die Tatsache, dass Chloe mit Conover ausgefahren war. Verflucht, er hatte die beiden bei ihrer Rückkehr beobachtet! Und da das Fenster, an dem er stand, einen Spalt weit geöffnet war, hatte er sogar einen Teil ihrer Unterhaltung hören können. Der Earl hatte Chloe um den ersten Tanz gebeten. Und sie hatte freudig eingewilligt. Verflucht! Natürlich hatte Conover sie aus privaten Gründen aufgesucht!
Mit großen Schritten ging Braedon die Treppe hinauf. Er würde die Suche nach dem Speer noch nicht aufgeben. Doch er würde Chloe nicht mehr drängen, ihm zu helfen. Er konnte es einfach nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, sich ihrem und Conovers Glück in den Weg zu stellen.
Jetzt stand er vor seinem Zimmer und zögerte. Er, der sonst das Alleinsein immer genossen hatte, verspürte plötzlich den dringenden Wunsch, Chloe aufzusuchen. Entsetzt gestand er sich ein, dass er sich ihr zu Füßen setzen und den Kopf in ihrem Schoß bergen wollte. Er stieß
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