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Ein Lord mit besten Absichten

Ein Lord mit besten Absichten

Titel: Ein Lord mit besten Absichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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einem Scheideweg zu stehen: nur ein Schritt in die eine Richtung, und ihr Leben würde diesem einen Pfad folgen; ein Schritt in die andere, und es nähme einen völlig anderen Verlauf. Doch um die Frage, welchen Weg es zu wählen galt, ging es gar nicht – sie würde auf jeden Fall Noble folgen. Er brauchte sie, ob ihm das klar war oder nicht. Der intime Kontakt der letzten Nacht hatte ihr dies deutlich vor Augen geführt. Keine zwei Menschen, denen die Erfahrung gegönnt war, die sie teilten, konnten Zweifel daran haben, dass sich mit ihnen zwei Seelenverwandte gefunden hatten, die von Anfang an füreinander bestimmt gewesen waren. Sie seufzte schwer. Lord von Starrsinn zu dieser Einsicht zu bringen war eine andere Sache. Die Mauern um sein Herz waren ziemlich massiv, und sie konnte noch nicht sagen, auf welche Weise sie sich überwinden ließen.
    Gillian seufzte noch einmal. »Auf Bäume klettern kann ich eigentlich recht gut, und so groß wird der Unterschied schon nicht sein.«
    »Wie bitte, Mylady?«
    Gillian drehte sich wieder um und begegnete seinem fragenden Blick. »Ist nicht so wichtig. Tremayne, würden Sie bitte dafür sorgen, dass meine Sachen für eine Reise nach London gepackt werden?«
    »Sehr gerne, Mylady, unverzüglich. Und falls ich das sagen darf, Mylady, das ist eine ausgezeichnete Idee.«
    Sie erwiderte sein freudestrahlendes Lächeln. »Würden Sie auch die Sachen meines Sohnes packen lassen? Nick begleitet mich. Ich denke, wir reiten lieber, als mit der Kutsche zu fahren.«
    »Sehr wohl, Mylady, ich sorge dafür … sagten Sie soeben, Sie würden lieber reiten, als mit der Kutsche zu fahren?«
    Sie nickte und wandte sich zum Haus um. »Wir brechen in einer Stunde auf. Sie können dann später mit den Truhen und allen Dienern nachkommen, die im Stadthaus gebraucht werden. Ach du Schreck, Piddle und Erp; die habe ich ja ganz vergessen. Es wäre nicht fair, sie hier unter Fremden zu lassen … Tremayne, ich nehme nicht an, dass …«
    »Nein, Mylady, bitte nicht. Bitten Sie mich nur nicht darum.«
    »Aber die beiden sind wohlerzogene Hunde, und ich könnte es nicht ertragen, sie hierzulassen.«
    »Gegen ihr Benehmen habe ich ja auch nichts einzuwenden, Mylady.«
    Gillian biss sich einen Moment lang auf die Lippe. »Besitzt Lord Weston eine alte Kutsche? Eine, die nicht häufig benutzt wird?«
    Auf dem Gesicht des Butlers breitete sich ein langsames Lächeln aus. »Oh ja, Mylady. Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass die Hunde nach London gelangen.«
    »Pettigrew kommt recht gut mit ihnen klar«, erklärte sie, als sie zum Haus zurückgingen. »Sagen Sie ihm, dass wir einen Hausknecht in der Stadt benötigen und dass er auf sie aufpassen soll.«
    »Wie Sie wünschen, Mylady.«
    Am Fuße der Verandatreppe blieb Gillian stehen und schaute zur Fassade des Hause, dessen Mauerwerk im Sonnenschein golden leuchtete. »Keine Angst, Tremayne zwei. So leicht gebe ich ihn nicht auf.«
    »Dafür bin ich Ihnen unendlich dankbar, Mylady.«
    Die beiden tauschten ein kurzes Lächeln, ehe Gillian die Stufen hinauf ins Haus eilte, um ihr altes Reitkleid aus grünem Samt anzulegen. Ein flotter Ritt war genau das, was sie brauchte, um einen klaren Kopf zu bekommen.

4
    Gillian stieg langsam und wenig damenhaft-elegant aus dem Sattel und unterdrückte ein Stöhnen, als sie auf wackligen Beinen zu Nick humpelte, um ihm vom Pferd zu helfen. Der Junge war jedoch schon ohne Hilfe abgestiegen und sah sich interessiert um. Dem zermürbenden Vierstundenritt zum Trotz war er munter wie ein junges Reh.
    »Kinder«, brummte sie vor sich hin und reichte dem Stallburschen, der sie auf dem Ritt begleitet hatte, die Zügel.
    »Nick, klopf bitte an«, forderte sie ihren Stiefsohn auf und hinkte zur Vordertreppe, während sie sich bemühte, ihr Äußeres so herzurichten, dass es einer Countess würdig war. Zwar einer schwitzenden, zerzausten und staubbedeckten Countess, deren Reitkostüm die unangenehme Angewohnheit hatte, sich auf einer Seite hochzuziehen, aber dennoch – rief sich Gillian erhobenen Hauptes und angestrengt vornehmen Blickes in Erinnerung – einer echten Countess.
    »Hey, was soll der Lärm? Seht ihr nich, dass da kein Klopfer is’? Na, was heißt das wohl? Wir wolln hier kein’ Besuch!«
    Nick, der sich einer Tür ohne Klopfer gegenübergesehen hatte, hatte sein Einlassbegehr geäußert, indem er einfach mit den Fäusten gegen die Tür gehämmert hatte. Er war ebenso erschrocken wie Gillian, als

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