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Ein Lord mit besten Absichten

Ein Lord mit besten Absichten

Titel: Ein Lord mit besten Absichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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ihrem Zorn gerecht zu werden. Dann nahm sie ihren Teller und schmetterte ihn an Nobles Stuhl. Eier, Fleisch, Marmelade und Reste vom Hering tropften von den gelben Polstern. Dieser Anblick hob ihre Laune wieder. Glaubte Noble vielleicht, er könnte sie von seinem Leben ausschließen? Sie nahm eine Schüssel Haferbrei ins Visier.
    »Ich bin fertig«, sagte sie einige Minuten später zu dem erschrockenen Lakaien, der sich vor dem Frühstückszimmer bereitgehalten hatte und nun mit besorgter Miene zur Tür hineinstarrte. »Vielleicht sollten Sie das Hausmädchen warnen, dass es ein kleines Problem mit den Polstern vom Stuhl Seiner Lordschaft gibt. Und wenn ich mich nicht irre, befinden sich auch noch ein oder zwei Flecken an der Tapete. Na, das Wetter sieht doch nach einem herrlichen Tag aus. Ich fühle mich voller Tatendrang. Ein kleiner Spaziergang um den Häuserblock dürfte wohl in Ordnung sein. Piddle! Erp! Hierher, und trödelt nicht so!«
    Dann verließ sie mit den Hunden und einem hektisch hinterdrein folgenden Lakaien das Haus, während Crouch und Tremayne zwei sprachlos auf das Chaos im Frühstückszimmer starrten.
    Nach ihrer Rückkehr schickte Gillian nach dem Kindermädchen, da sie gern mit Nick reden wollte, und ging nach oben, um in ein anderes Kleid zu schlüpfen. Während sie eine Liste der Dinge anfertigte, die sie mit Charlotte besprechen musste, wurde ihre Aufmerksamkeit plötzlich von einer heftigen Auseinandersetzung in der Eingangshalle gefesselt. Unter das von dort heraufdringende laute Rufen und Poltern mischten sich die schaurigen Kontrapunkte zweier Wesen, deren Heulen stetig an Lautstärke und Tonhöhe gewann.
    »Verflucht! Was stellen die beiden denn jetzt wieder an?«, murmelte Gillian, während sie die Röcke raffte und die Treppe hinunter in die Halle eilte. Das hatte ihr noch gefehlt, dass ihre Hunde Ärger machten, wenn ihr Verhältnis zu Noble gerade etwas angespannt war.
    Als sie die letzten Stufen mit einem eleganten Satz genommen hatte, erfasste sie die Szene vor sich und blieb schlitternd und mit aufgerissenen Augen stehen. Die Tremayne-Brüder waren in einen erbitterten Ringkampf verwickelt und hieben und boxten mit einer Energie aufeinander ein, die Gillian verblüffte. Vordem hatten die drei – abgesehen von der denkwürdigen Auseinandersetzung des gestrigen Abends vor dem Haus – stets eine sehr würdevolle Haltung an den Tag gelegt, die Gillian an den alten Pinguin erinnerte, den sie im Zoo gesehen hatte. Und jetzt prügelten sich die Brüder vor ihren Augen, während die Luft von gebrüllten Anschuldigungen schwirrte und ein gelegentliches dumpfes Ächzen und Stöhnen anzeigte, dass erneut ein Treffer gelandet worden war.
    Crouch, der Piratenbutler, sprang um die drei herum, um sie mit guten Ratschlägen zu versorgen, wobei er ihnen allerdings eher im Wege stand. Die beiden Hunde saßen in der Ecke und heulten. Als einer der Tremaynes einen besonders unsportlichen Haken in der Nierengegend eines Bruders unterbrachte, bemerkte Gillian eine weitere Person im Getümmel.
    »Wer ist denn dieser Gentleman?«, fragte sie Devereaux, der sich in der Phalanx der Lakaien befand und die Schlacht mit einem schändlichen Leuchten in den Augen verfolgte.
    »Wie bitte, Mylady? Ach, meinen Sie den Gentleman da? Der da?«
    »Ja, Devereaux, der Mann, der jetzt auf dem Boden liegt. Der Mann, auf dem zwei der Tremayne-Drillinge hocken und der offensichtlich bewusstlos ist. Derselbe Mann, der recht ergiebig aus der Nase zu bluten scheint.«
    Devereaux kratzte sich seinen kahlen Schädel. »Ach,
der
Gentleman. Nun ja, Madam, das zu beantworten dürfte mir schwerfallen. Vielleicht weiß Crouch mehr. Crouch! Kümmern Sie sich bitte einen Augenblick um Mylady.«
    »Aye, Mistress? Sie verlang’n nach mir?«
    Crouch hüpfte über das Bein eines der wild ausschlagenden Brüder und erhob die Stimme, damit man ihn über den Lärm hinweg hören konnte.
    »Ja.« Auch Gillian musste lauter sprechen. Der Lärm, den die drei machten, war wirklich ohrenbetäubend. Wie Noble sie in seine Dienste hatte nehmen können, war ihr schier unbegreiflich. »Piddle! Erp! Hört sofort mit dem Gejaule auf! Crouch, wissen Sie zufällig, wer dieser Gentleman ist?«
    Crouch blickte sich überrascht um, was seinen Ohrring kräftig ins Schwingen brachte. »Gentleman, M’lady? Welch’n Gentleman mein’ Se denn?«
    »Den dort auf dem Boden. Der sein Blut gleichmäßig auf das Parkett vergießt.«
    »Auf mei’m Parkett?« Das

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