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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Holzstuhl vor einem Bierstand wieder. In meinen Händen hielt ich einen Becher mit dem mörderischen Kartoffelschnaps, der ein Markenzeichen dieser Provinz zu sein schien. Er schmeckte grässlich und führte wahrscheinlich zu schweren Vergiftungen. Ich nahm noch einen Schluck.
    Dalina setzte sich zu mir. Ich sah ihr nicht in die Augen. Das war heute eine peinliche Vorstellung für mich gewesen, und mir war nicht danach, dies mit einer Frau zu diskutieren, deren Ansichten mir aus irgendeinem Grunde wichtig waren. Vor allem dann nicht, wenn der Kartoffelschnaps seine Wirkung entfaltete und meine Fähigkeit, deutlich zu sprechen, zu beeinträchtigen begann.
    Dalina sah mich einen Moment an, dann fixierte sie den Blick auf den Becher mit Schnaps.
    »Nun, Baron, Ihr seid ein echter Mann. Der Trunk ist auch Euer Freund, scheint es.«
    Ich fühlte mich sofort ziemlich nüchtern und schob den Becher nach vorne.
    »Geradus«, murrte ich.
    »Wie bitte?«
    Ich holte tief Luft.
    »Geradus. Mein Name. Geradus.«
    Dalina runzelte die Stirn, dann nickte sie. »Gut.«
    Ich sagte nichts, starrte auf die Tischplatte.
    »Das Gerichtsverfahren war bemerkenswert«, sagte die Tochter des Bürgermeisters nun leichthin.
    »Muss wohl.«
    »Die Leute sind erfreut.«
    Ich hob den Kopf und warf ihr einen forschenden Blick zu.
    »Erfreut?«
    »Niemand hat den blöden Köter ertragen. Dremus hat ihn immer in die Stadt mitgenommen. Ein giftiges, grundfaules Viech, das niemanden mochte, wahrscheinlich nicht einmal sich selbst.«
    »Ja, aber …«
    »Beltur ist nicht viel besser, ein eigenbrötlerischer Kauz mit permanent schlechter Laune. Niemand hält die Strafe für ungerecht.«
    »Aber ich dachte …«
    »Alle sind der Meinung, dass der beste Teil war, wie du Beltur einen Schrecken versetzt hast, als du so tatest, als würdest du über den Mord an einem Menschen reden.«
    Ich krächzte etwas. Dalina lächelte.
    »Ein guter Trick, Geradus«, meinte sie. »Die Leute fanden das klug durchdacht. Alle mochten die Szene. Und nun giltst du als clever, milde und gerecht zugleich. Ein guter Tag.«
    Ich blinzelte. »Dalina.«
    »Ja.«
    »Ich hatte absolut keine …«
    »Ich weiß.«
    Ich seufzte tief auf und kratzte mich am Kopf.
    »Ich bin müde, Dalina.«
    »Das kann ich gut verstehen. Der Schnaps hilft aber nicht, er verursacht nur Kopfweh.«
    Ich betrachtete den Becher. »So übel ist er gar nicht.«
    »Er hat sicher seine Qualitäten. Das Rezept ist hier weitverbreitet. Irgendwelche Kräuter in der Destillenmischung. Frag mich nicht.«
    »Ja.« Irgendeine Idee klopfte in meinem Hinterkopf an, kam aber nicht durch den Schleier durch, der sich über meine Gedanken gezogen hatte.
    »Du kommst morgen zu meinem Vater?«
    »Ja, wir wollen besprechen, wie das Fest gelaufen ist.«
    Dalina nickte und erhob sich. Wie beiläufig nahm sie meinen Becher vom Tisch und reichte ihn einem der umhereilenden Dienstmädchen.
    »Magst du Apfelkuchen, Baron zu Tulivar?«
    »Ich … ja. Sogar …«
    »Gut. Wir sehen uns morgen.«
    Und damit war sie in der feiernden Menge verschwunden. Ich sah lange in die Richtung, in die sie gegangen war, merkte dann, dass ich blöde lächelte und dies aufzufallen begann. Für einen Moment dachte ich daran, noch einen Schnaps zu bestellen, verwarf den Gedanken aber schnell wieder.
    Warum einen fast perfekten Tag doch noch ruinieren?
        
     

15   Handelshemmnisse
     
    Wir waren zu dem Schluss gekommen, das Fest als Erfolg zu werten. Wenn es auch finanziell nicht allzu viel Sinn ergeben hatte – außer für jene, die großzügig von mir für ihre Dienste entlohnt worden waren und ihrer Hoffnung Ausdruck gaben, ich möge dies doch bitte recht bald wiederholen –, so war doch klar, dass zumindest die Nachbarschaft wieder auf die Provinz aufmerksam geworden war. Und die Renovierungsarbeiten, vor dem Fest begonnen, setzten sich fort. Ich beobachtete, wie Bürger der Stadt damit begannen, ihre Häuser instand zu setzen, soweit es ihnen möglich war. Ich vermutete, dass jetzt so etwas wie Stolz ausgebrochen war oder doch zumindest das Ansinnen, nicht mehr allzu schäbig zu wirken. Ich war froh darüber. Es kam Bewegung in die Sache.
    Was aber auch deutlich geworden war: Tulivar hatte der Welt derzeit wenig anderes anzubieten als meine schwindenden Goldvorräte. Als Mott, Frederick, Selur und ich durch die Stadt gingen und bei allen Beteiligten mal nachfragten, war bei aller Begeisterung schnell klar, dass von Nahrungsmitteln abgesehen

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