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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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die meisten interessanten Güter, die auf dem Markt Absatz gefunden hatten, von außerhalb der Baronie gekommen waren . Das war grundsätzlich nicht einmal das Problem: Zumindest ein fahrender Händler, eingeladen aus Bell, hatte angekündigt, fortan zu versuchen, alle zwei Monate zum Markttag nach Tulivar zu kommen. Ich würde dafür sorgen, dass er gute Geschäfte machte, damit sich herumsprach, dass es sich lohnte, hierher zu kommen – auch wenn das letztlich eine Lüge war.
    An diesem Morgen saß ich mit Mott und einem weiteren Mann in einem kleinen Raum auf einem Anwesen außerhalb der Stadt. Der Mann hieß Lotvar, ein eher hagerer Typ, in den Vierzigern angesiedelt, aber sehr jung wirkend. Er hatte helle und flinke Augen und war guter Stimmung, und ich kannte auch die Ursache dafür: Er gehörte zu den wenigen meiner Untertanen, die ohne große Hilfe während des Festes einen ordentlichen Umsatz gemacht hatten, und genau deswegen saßen wir bei ihm.
    Sein Anwesen war eines der größten der Baronie, mit einem herrschaftlich wirkenden Haupthaus, das ordentlich gepflegt wirkte, sowie weitläufigen Ackerflächen, in denen zahlreiche Landarbeiter zugange waren. Kernstück des Anwesens aber war ein großes, steinernes Gebäude mit einem mächtigen Schornstein, aus dem es beständig nach Kartoffeln roch. Ohnehin roch hier alles nach Kartoffeln, mit einer scharfen, schwer zu beschreibenden Beimengung. Auch Lotvar, ein Mann, dem man körperliche Reinlichkeit und saubere Kleidung ansah, schien diesen Geruch aus jeder Pore zu atmen.
    Das große Gebäude mit dem Schornstein war eine Destille. Und Lotvar war Tulivars größter Produzent des hiesigen Kartoffelschnapses. Die besondere Erwähnung des Gesöffs durch Dalina war mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen, und das hatte mich auf die Spur eines Produktes gebracht, das sich möglicherweise als weitaus profitabler erweisen konnte als bisher gedacht. Zumindest war dies die Hoffnung, die Mott und mich hierher geführt hatte.
    »Ich habe früher viel nach Bell verkauft«, erklärte Lotvar. »Das war vor dem Krieg. Zehn Wagenladungen mit je zwei Fässern im Jahr. Markenware, lange gereift. Gutes Geld hat mir das eingebracht. Das brach mit dem Krieg ab.«
    »Gibt es den alten Abnehmer noch?«, hakte ich sofort nach.
    Der Schnapsbrenner zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht, dass der alte Frotho noch lebt. Aber er hatte einen Sohn. Wenn der nicht im Krieg geblieben ist …« Hinter Lotvars Worten stand ein leiser Schmerz. Sein eigener Sohn war, wie er kurz vor dem Fest von einem der heimgekehrten Söhne erfahren musste, vor drei Jahren gefallen. Ihm blieben weitere Kinder, die seine zweite Frau danach bekommen hatte, Söhne wie Töchter, aber es war bekannt gewesen, dass Lotvar für einige Tage sein eigener bester Kunde gewesen war.
    Ich hörte diese Geschichten oft, viel zu oft. Und ich gewöhnte mich nicht daran. Ich war wohl doch nicht so ein harter Hund, für den mich manche so hielten.
    Frieden machte weich.
    »Sie könnten mal hinreisen«, schlug ich vor.
    »Vielleicht. Es ist weit.« Lotvar schien zu zögern. Er gefiel sich ein wenig in seinem Leid, fand ich. Er bedurfte eines Ansporns, eines Angebots.
    »Ich schicke in der kommenden Woche einen Karren, um einige Einkäufe zu erledigen«, log ich. »Sie können jemanden mitschicken. Einen Kommissär. Sie haben doch sicher einen, dem Sie vertrauen können.«
    Lotvar nickte langsam. »Der alte Benn. Der war früher oft in Bell, in verschiedenen Städten. Der könnte sich mal umhören.«
    »Dann ist es abgemacht.«
    Der Schnapsbrenner seufzte. »Früher war alles besser.«
    »Der Krieg hat einiges kaputt gemacht«, bestätigte ich. Ich wusste, dass ich ihn jetzt hatte. Da konnte ich ruhig eine Runde mitjammern.
    »Nein, ich meine noch früher. Als mein Vater die Brennerei zur jetzigen Größe aufgebaut hat, als sie bei voller Kapazität lief, Tag und Nacht. Damals gab es noch die Anlegestellen am Fluss sowie den großen Pier bei Seeheim.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was gab es?«
    Lotvar kratzte sich am Kopf. Vor ihm stand eine bauchige, irdene Flasche mit Schnaps, aus der er uns eingeschenkt hatte. Der Stoff war ungleich besser als das, was auf dem Fest kredenzt worden war. Ich kannte mich mit Wein mehr aus, aber diese Version hier war nichts, was man auf den Tischen des Adels in der Hauptstadt verschmähen würde, vor allem nach einer Runde stundenlanger Völlerei, wie sie dort durchaus üblich war.
    »Es gab bei

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