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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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fühlte, wurde nur noch härter und gebieterischer.
    »Ich will einmal jenes Loos, und ich werde es erhalten! wiederholte er. Als Entgelt biete ich nicht einen Preis, der in thörichtem Verhältnisse zu dessen Werthe stände, aber ich bin bereit, den Verfalltag des von Frau Hansen unterschriebenen Schuldscheines hinauszuschieben, ihn um ein Jahr… um zwei Jahre zu verlegen. Bestimmen Sie selbst den Zeitpunkt, Hulda.«
    Bei ihrem von der Angst erdrückten Herzen hätte Hulda gar nicht antworten können. Ihr Bruder nahm also für sie das Wort und rief:
    »Das Loos Ole Kamp’s kann von Hulda Hansen gar nicht verkauft werden. Meine Schwester weigert sich also dessen, wie Sie drohen und was Sie auch bieten mögen. Und nun entfernen Sie sich von hier!
    – Entfernen? sagte Sandgoïst. Nein… noch werde ich mich nicht entfernen. Und wenn das von mir gemachte Angebot als unzureichend erachtet würde… so werde ich weiter gehen… Ja… gegen Auslieferung des Looses biete ich… biete ich…«
    Sandgoïst mußte offenbar ein unbezwingliches Verlangen nach dem Besitze jenes Looses haben, mußte überzeugt sein, daß er damit ein sehr einträgliches Geschäft machen könne, denn er setzte sich an den Tisch, auf dem sich Papier, Federn und Tinte vorfanden und sagte bald nachher:
     

    Hulda hielt ihren Bruder zurück. (S. 133.)
     
    »Da sehen Sie sich an, was ich biete!«
    Es war eine Quittung über die Summe, die Frau Hansen ihm schuldete und für welche sie das Haus in Dal als Pfand verschrieben hatte.
    Mit bittend erhobenen Händen und halb zusammengesunken blickte Frau Hansen ihre Tochter an.
    »Jetzt aber, fuhr Sandgoïst fort, her mit dem Loose!… Ich will es! Will es heute… noch diesen Augenblick haben!… Ich gehe nicht fort von Dal, ohne es mitzunehmen! Ich will es, Hulda, ich muß es haben!«
    Sandgoïst hatte sich dem bedauernswerthen Mädchen genähert, als wollte er sie durchsuchen, um ihr Oles Lotterie-Loos zu entreißen…
    Jetzt konnte sich Joël aber nicht mehr bemeistern, vorzüglich als er die Schwester wie hilfesuchend seinen Namen rufen hörte.
    »Werden Sie sich nun entfernen?« rief er drohend dem Wucherer zu.
    Da Sandgoïst dem Gebote noch immer nicht Folge leisten wollte, drang er schon auf ihn ein, als Hulda sich noch dazwischen warf.
    »Mutter, rief sie, hier ist das Loos!«
    Frau Hansen hatte hastig nach dem Stück Papier gegriffen, doch während sie es gegen Sandgoïst’s Quittung austauschte, war Hulda fast bewußtlos in den Lehnstuhl gesunken.
    »Hulda, Hulda! rief Joël. Komm’ wieder zu Dir!… Ach, liebste Schwester, was hast Du gethan?
    – Was sie gethan hat? fiel Frau Hansen da ein. Was sie gethan hat? Ach, ich bin der schuldige Theil! Im Interesse meiner Kinder unternahm ich es, das hinterlassene Vermögen ihres Vaters vergrößern zu wollen, ja, ich habe ihre ganze Zukunft auf’s Spiel gesetzt, habe das Unglück über dieses friedliche Haus heraufbeschworen, und Hulda… hat uns noch einmal errettet!… Das ist’s, was sie gethan hat. Dank Dir, Hulda, tausend Dank!«
     

    Sylvius Hog hatte diesen traurigen Bericht angehört. (S. 139.)
     
    Sandgoïst war noch immer anwesend. Joël bemerkte ihn.
    »Sie… hier… immer noch!« rief er.
    Dann trat er auf Sandgoïst zu, faßte ihn an den Schultern, hob ihn in die Höhe und warf ihn, trotz seines Widerstrebens und seines Jammergeschreies, zur Thür hinaus.
XV.
    Am Abend des nächstfolgenden Tages kehrte Sylvius Hog nach Dal zurück, erwähnte aber nichts von seiner Reise. Niemand wußte also, daß er sich inzwischen nach Bergen begeben hatte. Da die angestellten Nachforschungen bisher noch kein Ergebniß geliefert hatten, wollte er sie gegenüber der Familie Hansen verschweigen. Jeder Brief und jede Depesche, welche von Bergen oder Christiania einlief, mußte an ihn persönlich und nach dem Gasthause adressirt sein, wo er die Entwicklung der Sache abzuwarten gedachte. Hoffte er wohl noch immer? Ja, doch wir müssen gestehen, daß er dabei nur einer Art Vorahnung nachgab.
    Kaum zurückgekehrt, bemerkte der Professor ohne Schwierigkeit, daß hier während seines Fortseins ein recht ernstes Ereigniß eingetreten sein mußte. Das Auftreten Joëls und Huldas verrieth nur zu deutlich, daß es zwischen diesen und ihrer Mutter zu einer Erklärung gekommen sein mochte. Sollte jetzt die Familie Hansen noch ein neues Unglück betroffen haben?
    Natürlich hätte das Sylvius Hog nur tief betrüben können. Er empfand für die beiden jungen

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