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Ein Lotterielos. Nr. 9672

Ein Lotterielos. Nr. 9672

Titel: Ein Lotterielos. Nr. 9672 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gereichen und – ich wiederhole, mit
    deiner Zustimmung – würde ich ihnen anbieten, einen Tag
    in Dal zuzubringen. Es sind brave Leute, die Ole herzlich
    lieben, und ich bin überzeugt, daß sie die Einladung anneh-
    men werden.«
    »Ist es denn notwendig«, warf Frau Hansen ein, »daß wir
    die Hochzeit mit so großem Aufwand feiern?«
    »Ich glaub’ schon, Mutter, und es scheint mir schon al-
    lein angezeigt im Interesse unseres Gasthauses hier in Dal,
    das doch, soviel ich weiß, seit dem Tod des Vaters an Wert
    und Ansehen nicht verloren hat.«
    »Nein . . . Joel . . . nein!
    »Ist es nicht geradezu unsere Pflicht, es wenigstens in
    demselben Zustand zu erhalten, wie er es hinterlassen hat?
    Wenn das der Fall ist, halte ich es auch für nützlich, der
    Hochzeit meiner Schwester etwas äußeren Glanz zu verlei-
    hen.«
    »Nun ja, du hast recht, Joel.«
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    »Und ist es dann nicht Zeit, daß Hulda sich mit den nöti-
    gen Vorbereitungen beschäftigt, damit von ihrer Seite keine
    Verzögerung eintritt? Was meinst du dazu, liebe Mutter?«
    »Du und Hulda, ihr mögt für alles sorgen, was ihr für
    nötig haltet«, antwortete Frau Hansen.
    Nach Obigem gewinnt es vielleicht den Anschein, als ob
    Joel etwas zu sehr drängte, während es richtiger gewesen
    wäre, erst die Heimkehr Oles abzuwarten, um den Tag der
    Trauung zu bestimmen und die nötigen Vorbereitungen zu
    beginnen. Er meinte jedoch, was einmal getan sei, brauchte
    nicht erst noch getan zu werden; ferner werde Hulda eine
    Zerstreuung finden, wenn sie sich mit den tausend Einzel-
    heiten beschäftigte, die ein Vorhaben dieser Art allemal mit
    sich bringt. Ihm erschien es wichtig, sie von ihren schlim-
    men Ahnungen, die bis jetzt übrigens durch gar nichts be-
    kräftigt wurden, sich nicht allzusehr einnehmen zu lassen.
    Zunächst galt es nun die Wahl einer Brautjungfer, die je-
    doch keine Schwierigkeiten bereiten konnte, da sie schon
    im voraus getroffen war. Als solche mußte ein liebenswür-
    diges, junges Mädchen aus Bamble, die vertrauteste Freun-
    din Huldas, fungieren. Ihr Vater, der Pächter Helmboe, be-
    wirtschaftete einen der größten Gaards der ganzen Provinz.
    Der wackere Mann war auch nicht ohne Vermögen. Schon
    seit längerer Zeit hatte er den achtenswerten Charakter Joels
    kennengelernt, und – wir dürfen es wohl aussprechen –
    seine Tochter schätzte den jungen Mann nicht minder auf
    ihre Weise. Es lag sonach die Wahrscheinlichkeit nah, daß
    Hulda, nachdem Sigrid erst bei ihr als Ehrenjungfrau ge-
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    dient, dieser in nicht ferner Zeit den Liebesdienst vergelten
    konnte. Das geschieht nämlich in Norwegen nicht selten,
    denn in den meisten Fällen bleibt diese angenehme Aufgabe
    verheirateten Frauen vorbehalten. Es lag also eine gewisse
    Berechnung zugunsten Joels zugrunde, wenn Sigrid Helm-
    boe der Hulda Hansen diesen Ehrendienst leistete.
    Eine sehr wichtige Frage, sowohl für die Braut, als auch
    für die Brautführerin, bildete die Toilette, die sie für den
    Trauungstag anlegen würden.
    Sigrid, eine reizende Blondine von 18 Jahren, wünschte
    dabei auf jeden Fall den vorteilhaftesten Eindruck zu ma-
    chen. Durch eine vertrauliche Mitteilung ihrer Freundin
    Hulda, die Joel ihr persönlich überbrachte, beschäftigte sie
    sich, ohne eine Minute zu verlieren, mit dieser Angelegen-
    heit, die allemal etwas Kopfzerbrechen verursacht.
    Sie brauchte dazu nämlich ein bestimmtes Leibchen,
    dessen Stickereien in regelmäßigen Mustern so angeord-
    net waren, daß sie die Taille Sigrids wie glänzendes Email
    umschlossen. Ferner gehörte dazu ein Rock, der eine ganze
    Reihe Unterröcke bedeckte, welche der Zahl nach den Ver-
    mögensverhältnissen Sigrids entsprachen, ohne daß sie da-
    durch an der Gefälligkeit ihrer persönlichen Erscheinung
    Einbuße erleiden durfte. Was den Schmuck betrifft, war es
    auch wichtig, die Mittelplatte der Halskette aus Silberfiligran
    und Perlen zu wählen, die Brosche für das Leibchen aus ver-
    goldetem Silber oder aus Kupfer, die Ohrgehänge in Herz-
    form mit freibeweglichen Scheibchen; die Doppelknöpfe,
    die dazu dienen, den Hals des Hemdes gleich Agraffen zu

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    schließen, den Gürtel aus roter Wolle oder Seide, von denen
    vier Reihen Kettchen herabhängen, die Ringe mit kleinen
    Eicheln, die mit harmonischem Klang aneinander schlagen,
    die Armspangen aus durchbrochenem Silber – mit einem
    Wort, jenen ganzen ländlichen Schmuck, bei dem

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