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Ein Lotterielos. Nr. 9672

Ein Lotterielos. Nr. 9672

Titel: Ein Lotterielos. Nr. 9672 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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teilnahmsvoll erregt.
    Das hervorragendste der Journale Norwegens, das ›Mor-
    gen-Blad‹, berichtete zuerst etwas ausführlicher die Ge-
    schichte der ›Viken‹ und besonders Ole Kamps. Von den
    37 anderen Zeitungen, die zu jener Zeit im ganzen Land
    erschienen, unterließ es nicht eine einzige, sie in Teilnahme
    erweckender Weise weiterzuverbreiten. Das ›Illustreret
    Nyhedsblad‹ brachte ein (wenn auch erfundenes) Bild des
    Schiffbruchs. Man sah darauf die untergehende ›Viken‹,
    ihre Segel in Fetzen, ihre Masten zur Hälfte gebrochen und
    das Heck schon halb in den Wogenschwall eingetaucht.
    Auf dem Vorderteil stehend, warf Ole eben die Flasche ins
    Meer, in demselben Augenblick, wo er mit dem letzten Ge-
    danken an Hulda seine Seele der Gnade des himmlischen
    Vaters empfahl. In allegorischem Fernbild trug inmitten
    leichter Dunstbildung eine Welle die Flasche zu den Füßen
    des jungen Mädchens. Das ganze erschien im Rahmen je-
    nes Lotterieloses, dessen Nummer daraus schwach hervor-
    schimmerte. Es war ja eine recht naive Darstellung; bei ei-
    ner Bevölkerung aber, die noch immer die Legenden von
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    Wassernixen und Walküren hochhält, mußte sie gewiß ei-
    nen großen Erfolg erzielen.
    Das traurige Vorkommnis fand nun in den Ländern Eu-
    ropas und sogar bis hinüber nach Nordamerika immer wei-
    tere Verbreitung. Mit den Namen Huldas und Oles wurde
    auch deren Geschichte durch Kreide- und Federzeichnun-
    gen unter die Leute gebracht. Ohne etwas davon zu wissen,
    genoß die junge Norwegerin die Auszeichnung, die öffent-
    liche Aufmerksamkeit in Atem zu halten. Das arme Mäd-
    chen hatte gar keine Ahnung davon, wie sehr sie im Mund
    der großen Menge war, und es hätte sie auch nichts von dem
    Schmerz ablenken können, der ihr ganzes Sein und Wesen
    mehr und mehr erfüllte.
    Nach dem Vorhergehenden wird man sich gar nicht
    mehr über eine Wirkung wundern, die auf beiden Konti-
    nenten alsbald zutage trat – eine sehr erklärliche Wirkung,
    weil die menschliche Natur nun einmal dazu neigt, sich von
    allem scheinbar Übernatürlichen gern gefangennehmen zu
    lassen. Ein Lotterielos, das unter solchen Umständen aufge-
    funden wurde, diese Nummer 9672, die, offenbar durch die
    Vorsehung begünstigt, den Wogen noch entrissen wurde,
    mußte unbedingt ein sozusagen prädestiniertes Los sein.
    Erschien es denn nicht wie durch ein Wunder dazu auserse-
    hen, mit Sicherheit das große Los von 100.000 Mark zu ge-
    winnen? War es nicht ein Vermögen, auf das Ole Kamp so
    kindlich vertrauensvoll gerechnet hatte?
    Niemand wird also staunen, daß in Dal, so ziemlich aus
    allen Ländern der Welt, sehr ernstgemeinte Angebote einlie-
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    fen, das Los zu kaufen, wenn Hulda Hansen nur zustimmte,
    es jemand anderem zu überlassen. Zuerst waren die gebo-
    tenen Preise nur mäßig hoch, sie wuchsen aber von Tag zu
    Tag. Es ließ sich also voraussehen, daß es mit der Zeit und
    je nachdem sich der Zeitpunkt der Ziehung jener Lotterie
    mehr näherte, noch zu dringlichem Überbieten zwischen
    den Interessenten kommen würde.
    Diese Angebote kamen, wie gesagt, nicht nur aus den
    skandinavischen Ländern, deren Bewohner so gern bereit
    sind, das Eingreifen übernatürlicher Kräfte in irdische An-
    gelegenheiten anzuerkennen, sondern auch aus dem Aus-
    land und selbst aus Frankreich. Die so phlegmatischen
    Engländer rührten sich hierbei ebenso, wie nach ihnen die
    Amerikaner, bei denen die Dollars sonst, wenn es sich um
    so wenig praktische Fantasien handelt, nicht so leicht lo-
    cker zu werden pflegen, kurz, es liefen eine ganz erhebliche
    Menge Briefe deshalb in Dal ein. Die Tagesblätter unter-
    ließen es nicht, den Betrag jener der Familie Hansen ge-
    machten Angebote zu veröffentlichen. Man könnte wirklich
    sagen, es entstand eine Art kleiner Börse, an der der Tages-
    kurs immer, aber stets nur im Sinn der Hausse wechselte.
    So kam es dahin, daß schon mehrere hundert Mark für
    das Los geboten wurden, das doch im Grunde nur ein Mil-
    lionstel Aussicht hatte, das große Los zu gewinnen. Das war
    ja ohne Zweifel töricht, abergläubische Vorstellungen lassen
    sich aber nun einmal nicht mit dem Maßstab gefundener
    Vernunft messen. Die Einbildung der Leute war einmal an-
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    geregt, und mit der dieser innewohnenden Kraft mußte sie
    sich immer weiter und gewissermaßen höher entwickeln.
    Das war auch tatsächlich der Fall. Schon 8 Tage später
    verkündeten die Zeitungen, daß der

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