Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
Vom Netzwerk:
gesehen. Du bist damals nach Wingfield gegangen, stimmt’s? Freddie ist jetzt in Eton, aber das weißt du sicher. Du kennst mich doch noch, oder? Ich bin Olivia Templeton, Freddies Schwester!«
    Ach du Scheiße. Von Wingfield hatte sogar ich schon gehört. Eins dieser superexklusiven Privatinternate. Wie Hogwarts, bloß ohne Zaubern und Mädchen.
    Raf lächelte flüchtig. »Stimmt.« Mir gönnte er nur einen kurzen Blick.
    Mir wurde flau im Magen – was aber auch am Rotwein liegen konnte.
    »Dass ich dich hier treffe, das ist echt … echt … ach, das ist übrigens Lia. Wir nehmen hier an einem Wochenendseminar teil. Wir wollten uns grade umziehen und dann in einen Club gehen. Hast du Lust mitzukommen?«
    Rafs Lächeln verschwand. Er schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«
    Peinliche Stille trat ein, aber Olivia merkte es offenbar gar nicht.
    »Freddie findet es toll in Eton«, plapperte sie weiter. »Er ist immer noch ein Sportfreak, du kennst ihn ja. Er glaubt mir nie im Leben, dass ich dich getroffen habe! Ich kann’s ja selber kaum glauben. Weißt du noch, wie du mal in den Osterferien bei uns warst?«
    »Ja«, sagte Raf. »Ja, das weiß ich noch.«
    Mir reichte es. Er beachtete mich überhaupt nicht. Ich war in einen Jungen verliebt, der entweder unglaublich unhöflich oder ein sozialer Autist war. Aber was wollte er hier überhaupt? Offenbar war er ein unglaublich unhöflicher, autistischer Stalker !
    Ich tippte Olivia an. »Ich geh mich umziehen und komm dann wieder runter.«
    »Ich komme mit«, sagte sie. »Tschüss, Raf!«
    Jetzt schaute er doch noch zu mir herüber. Was wollte sein Blick mir mitteilen?
    »Tschüss«, sagte er.
    Olivia und ich betraten den Fahrstuhl.
    Ich kochte vor Wut. Was sollte das? Was hatte Raf hier verloren? Warum zeigte er mir die kalte Schulter?
    »Krass!«, sagte Olivia. »Rafael Forrest – ich fass es nicht! Ich hab ihn kaum wiedererkannt. Er war mit meinem kleinen Bruder Freddie in der Grundschule. Freddie ist nur ein Jahr jünger als ich. Raf hat mal die Osterferien bei uns verbracht. Als ich ihn zuletzt gesehen habe, hatte er eine Zahnspange und das Gesicht voller Pickel.«
    »Ich fand ihn ziemlich unhöflich.«
    »Damals hat er praktisch überhaupt nicht geredet. Freddie war auch nicht besonders gut mit ihm befreundet. Rafael war eher ein Außenseiter. Aber er konnte in den Ferien fast nie nach Hause, und irgendwann hat die Internatsleiterin einen Rundruf gestartet, ob ihn jemand aufnehmen kann. Mein Bruder ist echt nett. Vielleicht lernt ihr euch ja mal kennen.«
    »Das wäre schön«, erwiderte ich. Abermals tat sich eine neue Welt vor mir auf – bevölkert von Brüdern,die in Eton zur Schule gingen, von X-Factor -Gewinnern und von einem Darryl, der Clubs besuchte und schon so unglaublich reif war. Was sollte ich da mit einem unverschämten Loser, der in einem dreckigen Loch hauste?
    Olivia sagte: »Dann war das offenbar ein Irrtum.«
    »Was denn?«
    »Na ja, ich dachte, ich hätte gehört, dass Rafael Forrest tot ist.«

23
    Etwas erlebt zu haben, das alles
andere übertrifft, ist manchmal echt blöd.
    Ich zitterte am ganzen Leib und mein Magen gefror zu Eis.
    »Was hast du gehört?«
    »Dass er tot ist. Dass er in der Schule zusammengebrochen ist – wegen Drogen oder Alkohol oder irgendwas – und im Krankenhaus gestorben ist. Danach hat ihn niemand mehr gesehen. Aber das war offenbar eine Falschmeldung.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. Als die Aufzugtür sich schloss, hämmerte es in meinem Hirn: Raf ist tot … Raf ist tot … Raf ist tot.
    Vampir, Engel, Zombie (nein, das bestimmt nicht), Geist … oh Gott!
    So ging das nicht weiter. Ich musste endlich rausfinden, was mit ihm los war.
    Kaum war ich in meinem Zimmer, schrieb ich ihm eine SMS: Was machst du hier?
    Keine Antwort.
    Nächster Versuch: Warum hast du mich nicht begrüßt?
    Keine Antwort.
    Grrr. Ich rief die Rezeption an. »Ist ein junger Mann unten bei Ihnen – groß, schlank, dunkle Haare, Jeans?«
    Der Typ an der Rezeption erwiderte: »Hmmm … ah ja … doch. Soll ich ihn ans Telefon holen? Verzeihung, junger Mann …«
    »Hallo?«
    »Bist du’s, Raf? Hier ist Lia. Ich bin in Zimmer 575.«
    »Tut mir leid, Lia, ich …«
    »In fünf Minuten.« Ich legte auf.
    Dann schaute ich auf die Uhr. Nach drei Minuten klopfte es.
    Ich riss die Tür auf. »Sag mal, was soll der Scheiß?«
    Er trat ins Zimmer und sah sich um. Er wirkte irgendwie desorientiert, als wüsste er nicht, wo er war. Wie immer war er

Weitere Kostenlose Bücher