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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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Eickermann hatte Zeugen und deren Namen, auf
die er sich berufen konnte und damit Beweise für seine Behauptungen.
    Sie blieb an der Tür stehen, um mitzubekommen, wie lange
sich dieser Eickermann bei Frau Hiller aufhielt und wann die Luft wieder rein
war.
    Es klingelte schon wieder. Der Paparazzo konnte es diesmal
nicht sein. Im Hausflur war niemand mehr zu sehen. Sie entschied, sich lieber
gar nicht zu reagieren, doch das Klingeln wurde immer aufdringlicher. Unaufhörlich
betätigte jemand von unten den Klingelknopf. Sie ging ins Wohnzimmer. Vom
Fenster aus war der Hauseingang sehr gut einzusehen. Womöglich waren es
irgendwelche Kinder, die sich einen Spaß mit ihr erlauben wollten.
    Aber was war das denn? Der ganze Hauseingang, nebst der
Rasenfläche vor dem Haus war von einer Menschenmenge belagert. Unzählige Autos
standen kreuz und quer auf der Straße und dem Bürgersteig. Eine ungeheure
Geräuschkulisse drang zu ihr hinauf, obwohl das Fenster geschlossen war. Die
Leute dort unten hatten alle entweder Fotoapparate, Aufnahmegeräte mit
Mikrofonen oder sogar Kameras dabei. Was war das? Reichte es nicht, wenn einer
dieser Schmierfinken ihre Nachbarn ausquetschte? Mussten sie hier mit einer
ganzen Armee auftauchen? Das kann ich unmöglich aussitzen, dachte sie. Ich muss
Marc benachrichtigen. Nicht, dass ich noch etwas falsch mache! Er weiß, was
jetzt zu tun ist!
    Vor allen Dingen musste sie ihn davor warnen, in den
nächsten Stunden nach Hause zu kommen. Sie wählte seine Nummer und erzählte
ihm, was sich im und vor dem Haus abspielte. „Hörst du das? Die lassen es
einfach nicht zu klingeln, und dieser Eickermann ist auch immer noch oben bei
Frau Hiller. Wahrscheinlich hat sie ihn zu einem Kaffee oder Likörchen
eingeladen!“
    „Mach’ niemandem auf, Christina! Warte, bis ich da bin. Ich
fahre sofort los!“
    Ehe Christina ihm noch sagen konnte, für wie zwecklos sie es
hielt, wenn er hier aufkreuzte und dass es wohl besser wäre, wenn er heute gar
nicht mehr nach Hause käme, hatte er auch schon eingehängt.
    Sie beobachtete das Geschehen vor dem Haus vorsichtig durch
das Fenster. Dabei hielt sie einen gewissen Abstand ein, um von unten nicht
gesehen zu werden. Auf dem Bürgersteig hatten sich bereits einige Reporter mit
ihren Kameras aufgestellt, um stets abschussbereit zu sein, falls sich hinter
der Gardine etwas bewegte.
    Wer konnte denn etwas über sie ausgeplaudert haben? Wer war
derjenige, der mit Eickermann oder sonst wem geredet hatte? Christina grübelte
angestrengt nach. Im Verlag wussten es außer Gaby und Dirk niemand, noch nicht
einmal Anita Gerber war eingeweiht, geschweige denn ihre Kolleginnen aus dem
Schreibbüro. Was war mit Marcs Hausangestellten? Mia? – Nein, die alte Dame
genoss Marcs vollstes Vertrauen, sonst würde sie nicht schon seit so langer
Zeit bei ihm arbeiten. Die Putzhilfe war am Wochenende niemals da, hatte
Christina also auch nie zu Gesicht bekommen. Der Gärtner! – Ja, vielleicht war
es der Gärtner gewesen. Der Mörder ist immer der Gärtner, dachte sie, und in
diesem Fall ist der Gärtner vielleicht der Schwätzer!
    Dirk war es als Rechtsanwalt gewohnt über brisante Dinge
stillzuschweigen. Von ihm hatte bestimmt niemand auch nur ein Sterbenswörtchen
zu hören bekommen. Aber was war mit Gaby? Die Kleine war die einzige Schwachstelle
aus dem Personenkreis der Eingeweihten. So leid es Christina auch tat, diesen
Gedanken überhaupt anzudenken, aber ihre jugendliche und manchmal etwas naive
Freundin konnte wahrhaftig auf einen Trick der Reporter hereingefallen sein und
hatte ihnen, höchstwahrscheinlich total unbeabsichtigt, einen kleinen Hinweis
gegeben. Das war die einzige Möglichkeit, leider Gottes.
    Was hatte Marc jetzt bloß vor? Wollte er ihr lediglich ein
bisschen Gesellschaft leisten, damit sie nicht so alleine war? Aber er musste
doch durch diesen ganzen Pulk hindurch! Also musste er den Reportern da unten
Frage und Antwort stehen. Was würde er ihnen denn sagen wollen? Die Wahrheit
etwa? Um Himmels Willen, Marc!, dachte sie. Warum habe ich ihn nur angerufen? –
Verdammt noch mal! – Vielleicht hatte er sich ja auch schon eine Geschichte für
den Fall der Fälle ausgedacht? – Ja, Marc wird schon wissen, wie er die Sache
handhaben muss! Schließlich ist er ja ein Profi!, beruhigte sie sich wieder.
    Eickermann war immer noch nicht von Frau Hiller zurück. Na,
die alte Schrulle scheint ihm ja die tollsten Geschichten aufzutischen!,
fluchte sie

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