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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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ab. Jetzt ließ ihr ein durchdringender,
markerschütternder Schrei beinahe das Blut in den Adern gefrieren. Nach einem
Bruchteil von einer Sekunde war sie wieder hellwach und drehte sich
augenblicklich in die Richtung um, aus welcher der ohrenbetäubende Aufschrei
gekommen war.
    Da stand Marc. Sein Glas war ihm aus der Hand gefallen, und
er hielt sich mit beiden Händen seinen Bauch. Seine Augen waren vor Entsetzen
weit aufgerissen, und er starrte Christina panisch an. Sein angstgelähmter
Blick war ein einziger Hilfeschrei. Endloses Entsetzen und unermesslicher
Schmerz standen ihm ins Gesicht geschrieben.
    Dieser Anblick war so unwirklich. Sie musste mitten in einem
Alptraum der hässlichsten Sorte stecken. Sie hörte alles um sich herum so
gedämpft als hätte sie Watte in den Ohren. Sie schaute sich um. Allen Menschen
stand die gleiche Fassungslosigkeit in den Gesichtern geschrieben, die Musik
hatte aufgehört zu spielen, und Marc starrte sie immer noch angsterfüllt an. 
    Das war kein verdammter Scheißtraum! Das war die
Wirklichkeit, und hier war gerade eine Katastrophe passiert. Sie hatte ihren
Lähmungszustand bewältigt und lief zu ihm.
    „Marc, was ist los? Was ist passiert? Was hast du denn
bloß?“, rief sie verzweifelt. In nächster Sekunde fiel er in sich zusammen,
ging nieder und blieb regungslos auf dem Boden liegen. Christina kniete sich zu
ihm hinunter. „Marc, sag’ doch etwas!“ Er sah sie weiterhin entsetzt an. Seine
Lippen bewegten sich, doch es kam kein Laut aus ihm hervor. Sie schaute auf
seine Hände, die immer noch seinen Unterbauch hielten und entdeckte Blut durch
sie hindurch laufen. Behutsam nahm sie seine Hand hoch und sah eine
beträchtliche, weit auseinanderklaffende Wunde, aus der das Blut in Schüben
herausschoss. „Nein! Marc! Neeeeeeeeeein!!!“, kreischte sie wie von Sinnen.
Marcs Augen fielen zu. Anscheinend hatte er das Bewusstsein verloren. „Nein,
Marc, no, cariño! Schau mich an, hörst du?!“, brüllte sie ihn verzweifelt an.
Sie nahm ihn an beiden Oberarmen und schüttelte ihn. „Das kannst du doch nicht
machen! Mach’ die Augen wieder auf! Schau mich an, Marc! Bitte!“ Sie schrie und
weinte bitterlich. „Das geht doch nicht!  ... Arzt! Wir brauchen einen Arzt!
Hilfe ... Hilfe! Irgendwer muss ihm doch helfen!“
    Jemand versuchte sie aus ihrer krampfartigen Umarmung von
Marc zu lösen, es war Manuel. „Mamá, der Notarzt ist schon unterwegs. Ihm wird
gleich geholfen werden. Cálmate! Beruhige dich doch bitte!“ Sie ließ sich
jedoch nicht beruhigen. Viel zu groß war ihre Angst um Marc. „Er atmet nicht
richtig, Manuel! Er atmet nicht richtig!“
     
    Endlich konnte man die Sirene des heraneilenden Notarztwagens
aus der Ferne vernehmen. „Hörst du? Da kommt Hilfe. Er wird es schaffen,
Mamá!“, redete Manuel tröstend auf seine Mutter ein, doch die hatte plötzlich
wieder das Bild dieser fremden Frau vor ihren Augen. „Wo ist dieses Miststück?
Ich habe sie gesehen!“, schrie sie ganz und gar durcheinander.
    „Die Sicherheitsleute halten sie fest, bis die Polizei da
ist. Sie kann euch nichts mehr tun“, antwortete Manuel ihr, während er ihr
tröstend über das Haar strich. „So, nun komm’! Der Arzt ist hier und will sich
Marc ansehen. Du musst ihn jetzt loslassen. Por favor, Mamá!“
    Er half ihr auf die Beine und hielt sie im Arm. Sie bebte am
ganzen Körper, als sie dabei zuschaute, wie Marc untersucht wurde. Man setzte
ihm eine Sauerstoffmaske auf den Mund und legte eine Infusionsnadel in seinen
Arm. Anschließend wurde er von den Sanitätern behutsam auf eine Trage gelegt.
„Er muss schnellstens operiert werden! Er hat schon sehr viel Blut verloren“,
erklärte der Notarzt kurz und folgte seinen Helfern und dem Verletzen hinaus
zum Rettungswagen. „Kann ich mitfahren?“
    „Aber selbstverständlich, Frau Stevens. Kommen Sie! Wir
müssen uns beeilen!“
    Mit blutverschmiertem Brautkleid und immer noch barfuß,
rannte sie dem Arzt hinterher. Kaum saß sie neben dem Fahrer, als der Wagen sich
auch schon unter lautem Heulen der Sirene und rasend schnell in Bewegung
setzte. Hinten im Fahrzeug versuchte man die blutende Wunde zu versorgen und
Marcs Kreislauf stabil zu halten. Der Fahrer kündigte über Funk die Ankunft des
schwerverletzten Patienten in der Hanseklinik an. Ein Operationsteam sollte
sich für eine Schussverletzung im Unterbauch vorbereiten.
     
    Mit ebenso hektischer Geschwindigkeit wurde er in den OP
geschoben. Christina

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