Ein Macho auf Abwegen
gesagt.“
„Ja, Christina. Dieser Gedanke nagt an mir, er zerfrisst
mich regelrecht. Wenn es dieses Baby geben würde, wäre alles nur noch halb so
schwer. Das war kein leeres Geschwätz von mir. Ich wollte das Baby, ganz
unbedingt! Immer, wenn ich ein bisschen Ruhe habe, sehe ich dieses Kind genau
vor mir, und ich höre es schreien, und ich sehe es sterben. Immer und immer
wieder.“
Christina dachte nach. Es musste doch eine Alternative
geben. Was war mit dem größten Problemlöser aller Zeiten los? Problem? – Zack!
– Lösung! Es gab doch eine Lösung! Warum kam er denn nicht selber darauf?
„Was hältst du davon, wenn wir ein Kind adoptieren würden?“
„Da habe ich auch schon drüber nachgedacht, Christina. Das
wäre aber nicht unser Kind. Ich wollte unser Kind!“
„Aber wenn wir zum Beispiel einen Säugling bekämen, könnte
es doch unser Kind werden. Es hätte zwar nicht unsere Gene, aber durch unsere
Erziehung würde es so werden als wenn es unser leibliches Kind wäre. Könntest
du so ein Kind denn nicht lieb haben?“
„Ich weiß es nicht, Christina. Ich habe mich das selber
schon gefragt. Ich kann diese Frage jedoch nicht beantworten.
„Schau, Marc. Es gibt tausende Kinder, die niemals eine
Chance im Leben hätten. Wir beide könnten so einem armen Würmchen enorm viel
geben! Ein tolles zu Hause, eine gute Ausbildung und einen Haufen Liebe und
Wärme. Und es wäre unser Kind! Egal, wer es gezeugt und zur Welt gebracht hat.
Überleg’ es dir doch noch mal, cariño! Wir müssen das ja nicht Hals über Kopf
entscheiden. Es würde dir bestimmt gut tun!“
„Und dir? Wie würde dir das gefallen, Christina? Ich würde
auf keinen Fall wollen, dass du so einen entscheidenden Schritt nur für mich
tust. “
„Für uns, Marc! Ich würde wirklich sehr gerne einen kleinen
Menschen mit dir zusammen großziehen. Ganz ehrlich! Ich könnte jedes Kind lieb
haben! Egal ob Junge oder Mädchen, egal welche Nationalität oder Hautfarbe es
hätte.“
- 31 -
Heute war Großkampftag im Büro. Christina musste, bevor sie
Marc bei der Arbeit helfen konnte, noch zum Einkaufen in das Dorf. Sie schwang
sich auf ihr Fahrrad, um zum Metzger zu fahren.
Marc führte ein Telefongespräch, als sie später zu ihm ins
Studio hinunter ging. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und machte lange
Ohren. „Aha, Sie würden zu uns kommen?“ Marc lauschte in die Hörmuschel. „...
Ja, Ja, verstehe. Ich schaue mal nach. Einen Moment bitte!“ Er sah in seinem
Kalender auf dem geräumigen Schreibtisch nach. „... Ja, das ginge“, hörte sie
Marc sagen. „Okay, dann bis Donnerstag, zehn Uhr dreißig. Auf Wiederhören!
Ja,... bis dahin!“
Er legte den Hörer auf und grinste sie amüsiert an.
Christina war gespannt zu erfahren, mit wem er da gerade gesprochen hatte. „Was
gibt’s? Du hast ja so gute Laune, cariño!“ Marc schmunzelte sie lediglich
allwissend über den Schreibtisch hinweg an. „Wer kommt denn nun am Donnerstag?“
„Das möchtest du wohl gerne wissen, was?“ Christina stützte
ihre Ellbogen auf und schmollte. „Nun rück’ schon heraus damit! Ich platze fast
vor Neugier!“ Marc imitierte sie, indem er sich genauso auf den Schreibtisch
stützte. Es schien ihm großen Spaß zu machen, sie weiter auf die Folter zu
spannen „Was bekomme ich denn dafür, wenn ich es dir verrate?“
Christina erhob sich, ging langsam um den Tisch herum,
setzte sich auf seinen Schoß und versuchte ihn zu bestechen. „Ich könnte dich
solange küssen, bis du keine Luft mehr bekommst“, schlug sie feixend vor.
„Okay, dagegen ist nichts einzuwenden. Fang an!“ Er zückte theatralisch seine
Lippen, und bot sich ihr übertrieben opferbereit an. Dieser Kuss war der
Schönste und Berauschendste seit langer Zeit. Marc hielt sich gar nicht zurück,
ganz im Gegenteil, er küsste sie durchdringend und verlangend. Seinerzeit war
ein derartiges Auftreten das zweifelsfreie Zeichen dafür gewesen, dass er
ähnlichen Austausch von Zärtlichkeiten im Bett zu beenden gedachte.
Christina hatte Flugzeuge im Bauch. Marcs Herz tobte vor
Begierde. Er ließ sich, zum ersten Mal seit dem Unfall, nicht mehr von seinem
Verstand bestimmen. Er liebkoste sie überall und knöpfte ihre Bluse auf. Seine
weichen Lippen küssten ihren Hals, ihre Schultern und verharrten an ihrem
Busen. Christina schloss die Augen und ließ alles geradewegs geschehen.
Es war einfach himmlisch! Sie waren so innig
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