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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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hiesigen
Wetterverhältnisse heruntergeschaltet. Ganz so ruppig wie am Anfang war sie
immerhin nicht mehr, doch sie benahm sich ausnehmend zurückhaltend, und ihre
Unkompliziertheit war wie weggeblasen. Selbst die Kaffeekränzchen mit Gaby
waren auf eine unbestimmte Weise verkrampft. Die Unterhaltungen fanden größtenteils
zwischen ihm und der Kleinen statt. Frau Klasen hörte ihnen fast kommentarlos
dabei zu. Sie vermied direkten Augenkontakt, sah selbst bei einer ganz normalen
geschäftlichen Besprechung an ihm vorbei. Einerseits erschien sie ihm manchmal
ziemlich verunsichert, andererseits war sie wieder auffällig distanziert. Ihm
blieb manchmal nichts anderes übrig, es so hinzunehmen wie es war. Die Frau war
für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei war er sich fast sicher als Mann auf
sie gewirkt zu haben. Wenn er es an diesem letzten Abend darauf angelegt hätte,
hätte sie ihn in ihr Hotelzimmer mitgenommen. Sie war hin und weg gewesen. So
etwas spürt man doch! Aber er hatte es nicht darauf angelegt. Dafür hatte er
viel zu viel Hochachtung vor Frau Klasen.
    Stattdessen war er direkt nach seiner Rückkehr zusammen mit
Micky auf der Piste gewesen, hatte sich von den Diskoludern auf dem Kiez
umschwärmen lassen, für sie den dicken Macker gespielt und war für eine
schnelle Nummer mit einem dieser Püppchen auf der Toilette verschwunden. Das
Schlimme, und in den meisten Fällen Vorhersehbare war, dass die
geschäftstüchtige Kleine sich mit seinem Erzfeind Eickermann, einem Paparazzo
des „Hamburger Blitz“, getroffen und ihm die ganze Geschichte brühwarm erzählt
hatte. Eickermann hatte daraus eine gewinnbringende Schlagzeile auf der
Titelseite gemacht:
     
    STEVENS’  GESPIELINNEN, IMMER  JÜNGER?
    Peggy (gerade einmal süße 18):
    MARC  RAUBTE  MIR  DIE  UNSCHULD!
     
    Darunter war das Foto einer halbnackten Blondine, die sich
gekonnt lasziv und so gar nicht unerfahren, geschweige denn jungfräulich, auf
einem Tigerfell räkelte. Unterhalb des Farbfotos gab es dann die Schilderung
der Ereignisse, die absolut überzogen und mindestens zur Hälfte erstunken und
erlogen war.
    Natürlich hatte Frau Klasen den „Blitz“ als erste auf dem
Schreibtisch gehabt, ihn sogleich zusammen mit dem ersten Kaffee serviert und
ihrem Chef die Titelseite kommentarlos vor die Nase gelegt. Während er den
Artikel gelesen hatte, war sie beharrlich schweigend vor seinem Schreibtisch
stehengeblieben. Er hatte sich kaum gewagt hoch zu schauen, war sogar rot
angelaufen. Dann hatte auch noch Peter Henning, der Verlagschef angerufen, um
die Schlagzeile zu kommentieren. „Hey, Marc! Super! So muss das sein! Jedes
einzelne Weibsbild soll glauben, dass sie dich haben kann! Sex sells!“
    Oh Gott, wie peinlich ihm das gewesen war! Zum ersten Mal in
seinem Leben war ihm solch ein Intermezzo unangenehm. Zu Tinas Zeiten hätte ihm
so etwas überhaupt nichts ausgemacht. Sie hätten sich gemeinsam schlappgelacht
über Eickermanns Wortkreationen und überspannte Ergüsse. Aber jetzt, wo Frau
Klasen vor ihm stand und ihn lediglich mit fragendem Blick von oben herab
angeschaut hatte, hätte er Eickermann verfluchen können und sich am liebsten in
Luft aufgelöst. „Tja, es wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird“,
hatte er verlegen grienend gesagt, und sie hatte abfällig geantwortet: „Dumm
gelaufen, Herr Stevens.“
    Sie musste ziemlich enttäuscht von ihm gewesen sein, oder
auch nicht. Er war sich dessen nicht so sicher. Es konnte auch sein, dass er
durch diese Schlagzeile ganz ihren Erwartungen entsprochen hatte. Auf jeden
Fall war er in ihrer Gunst stark gefallen. Das konnte er sich an einer Hand
ausrechnen. Er schätzte diese Frau sehr und hätte es nur zu gerne gehabt, wenn
er ihr genügend Faktoren bieten würde, damit sie ihn genauso respektieren
könnte. Es hätte ihm gar nichts ausgemacht, wenn Frau Klasen ihm das gleiche
Donnerwetter präsentiert hätte wie Mia:
    „Ne, ne, Marc! Mein Herbert sacht: Wo soll dat mit den Marc
noch ma enden? Und Recht hat er! Eines Tages hol’n Se sich noch ma wat wech,
sach ich Ihnen! – Wann werden Se denn endlich ma schlau? Ich werd noch ma
bekloppt mit Ihnen Ihre Weibergeschichten! Tun Se sich doch endlich ma wat
Vernünftiges suchen, Marc! Mir steht dat bis hier hin!“ Sie führte ihre
Handkante bis ans Kinn. „Ewig tut dat junge Gemüse hier im Haus herumlungern!
Dauernd tun se sich bis Mittag im Bett verkriechen, machen nix als Körmel und
Dreck, und dann tun se

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