Ein Maerchenprinz aus dem Orient
Bethanne.
Dankbar für den Themenwechsel, holte sie weit aus.
Rashid machte es Freude, ihrer lebhaften Erzählung zu lauschen, und irgendwann warf er seiner Mutter einen verstohlenen Blick zu. Ihre höfliche Miene verriet ihm, dass sie nicht beeindruckt war. Er verspürte einen Anflug von Mitleid mit ihr. Sie hatte sich so sehr auf Hailes Ankunft gefreut, die sie auf einer Marokkoreise kennengelernt hatte.
Er hatte nur Fotos von der jungen Frau gesehen. Gewiss, sie war hübsch, aber bestimmt keine so vielschichtige Persönlichkeit wie Bethanne. Auch bezweifelte er, dass sie in Gegenwart seiner Mutter aus sich herausgegangen wäre.
Bethannes amüsante Art, etwas über ihre Erfahrungen zu berichten, fesselte ihn. AuÃerdem schien sie sich auf jede Situation einstellen zu können. Eine reizendere Partnerin für diesen Abend hätte er sich nicht vorstellen können. Er stellte sich plötzlich vor, wie es wäre, mit ihr verheiratet zu sein. Langweilig würde es bestimmt nie.
Wen interessiert schon meine Lebensgeschichte? dachte Bethanne, auch wenn Rashid hin und wieder interessiert Zwischenfragen stellte. Ihn schienen ihre Erlebnisse als Air-Force-Pilotin zu faszinieren. Seine Mutter hingegen wirkte eher schockiert.
Bethanne blickte sich um. Die elegant eingerichtete Penthouse-Wohnung mit Blick über die Hauptstadt beeindruckte sie sehr. Auf der umlaufenden Dachterrasse standen unzählige Pflanzenkübel mit exotischen Blumen, deren Duft durch die offene Balkontür hereindrang.
âSie haben ein wunderschönes Zuhauseâ, wandte sie sich herzlich an ihre Gastgeberin, auf der Suche nach einem neuen Gesprächsthema.
Shahara al Harum nickte würdevoll. âIch habe es für meinen Mann eingerichtet. Er liebte es, sich mit schönen Dingen zu umgeben, wenn er sich von der AuÃenwelt zurückziehen wollte.â Sie blickte zu ihrem Sohn hinüber. âGemeinsamkeiten sind wichtig für eine glückliche Ehe.â
Bethanne sah Rashid ebenfalls an. Seine Mutter nahm ihnen ihre enge Beziehung offenbar nicht ab. Würde er ihr jetzt die Wahrheit sagen?â
âSicher sollte man ähnliche Vorlieben habenâ, bemerkte Rashid. âAllerdings hat es auch etwas für sich, wenn man immer wieder Neues aneinander entdeckt, denn nur so behält die Partnerschaft ihren Reiz.â
Seine Mutter warf Bethanne einen kühlen Blick zu, ehe sie ihrem Sohn zunickte. âDa hast du sicher recht.â
Danach wurde nicht mehr viel gesprochen, und wenig später brachen Bethanne und Rashid auf.
Während der Rückfahrt schwiegen sie fast die ganze Zeit, und Bethanne mutmaÃte, dass er es wohl inzwischen bereute, sie seiner Mutter vorgestellt zu haben. Vielleicht würde er ihr noch heute Abend sagen, dass er sie nicht mehr brauchte. Der Gedanke deprimierte sie.
Als sie wenig später die Villa erreichten, sagte er jedoch zu ihrer Ãberraschung: âEs ist noch früh. Wenn du nicht zu müde bist, könnten wir uns vielleicht noch einen Moment auf die Veranda setzen.â
âDas wäre schön. Hören wir jetzt mit dieser Farce auf, nachdem wir festgestellt haben, dass deine Mutter mich nicht mag?â
âSie bestimmt nicht über mein Leben. Sie ist verärgert, weil ich Haile nicht mitgebracht habe, das ist alles.â
âEs ist mehr als das. Sie kann mich nicht leiden. Nicht nur, weil ich nicht Haile bin, sondern wegen allem, was ich verkörpereâ, entgegnete sie. Sie legte keinen Wert darauf, jedermanns Darling zu sein. Dennoch wurmte es sie ein bisschen, dass sie vor den Augen seiner Mutter keine Gnade gefunden hatte.
âEs ist belanglos.â
Natürlich nicht. Es war ja nur ein Spiel. Sobald das Ãlabkommen unterzeichnet war, würde sie in das nächste Flugzeug nach Texas steigen und wieder in ihr gewohntes Leben zurückkehren.
âDie Wohnung deiner Mutter ist fantastischâ, sagte sie, um ein unverfängliches Thema bemüht. âBist du dort aufgewachsen?â
âDort und an verschiedenen anderen Orten.â
Rashid lieà seinen Blick über den Garten schweifen, wo Wege und markante Pflanzen indirekt beleuchtet wurden. Er hörte das sanfte Rauschen des Meeres, das sich so sehr von den Hintergrundgeräuschen in der Stadt unterschied. âMein Zuhause ist nicht so schön wie dieses Anwesen. Es liegt im Zentrum, unweit dem meiner Mutter. Ich wohne gern dort, aber
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