Ein Maerchenprinz aus dem Orient
Plattform?â
âJa, und er sagt, sie hätten alles unter Kontrolle.â
âDas ist ein unheimlicher Job.â
âUnd sehr gefährlich. Ich muss jetzt los. Teaz Suloti, einer meiner Fahrer, steht dir zur Verfügung. Er spricht Englisch. Wenn du Ausflüge in die Stadt unternehmen willst, wende dich an ihn. Sieh die Villa als dein Zuhause an. In der Bibliothek gibt es sogar einige Bücher in deiner Sprache.â
âVielen Dank.â
âIch hole dich heute Abend um halb sieben zum Essen ab.â
âSollte ich nicht etwas mehr über dich wissen, wenn wir so tun, als wären wir gute Freunde?â
âWas denn zum Beispiel?â
âNun komm schon. Wenn zwei Menschen sich füreinander interessieren, stellen sie einander viele Fragen. Wolltest du nicht den Eindruck erwecken, als würden wir kurz vor einer Verlobung stehen?â
âDu hast recht. Ich habe es einfach vergessen.â
âWas?â
âWie Verliebte sich benehmen.â
Sie sah ihn überrascht an. âDas verstehe ich nicht.â
âMusst du auch nicht. Ich komme heute Abend ein bisschen früher und erzähle dir alles, was du wissen musst.â
âUnd was willst du von mir hören?â
âNichts. Das Wichtigste steht im Antrag deines Visums. Alles Weitere kann ich improvisieren.â
Bethanne lehnte sich in dem bequemen Sitz der Luxuslimousine zurück und wünschte, sie hätte noch mehr Zeit mit Rashid verbringen können. Allein schon der Klang seiner melodischen Stimme mit dem angenehmen Akzent machte ihn anziehend. AuÃerdem hatte sie jede Menge Fragen. Sie wusste so wenig über ihn. Seine Mutter würde sie sofort durchschauen. Sie konnte nur hoffen, dass er wusste, worauf er sich da einlieÃ.
Als sie bei der Villa ankamen, öffnete der Fahrer ihr die Tür und wartete, bis sie ausgestiegen war.
In diesem Moment kam ihr der Gedanke, dass sie ihn nach ihrem Vater fragen könnte. âKannten Sie Hank Pendarvis?â
Einige Sekunden blieb sein Gesicht ausdruckslos. Dann nickte er kurz.
âWissen Sie, was aus ihm geworden ist?â
âEr war der Pilot des alten Scheichs. Eines Tages ist er von einem Flug nicht zurückgekehrt.â Teaz Sulotis Englisch hatte zwar einen starken arabischen Akzent, doch sie verstand ihn einwandfrei.
âKannten Sie sein Ziel?â
Er schüttelte den Kopf.
âDanke.â Sie wandte sich zur Haustür, drehte sich dann aber noch einmal um. âKönnen Sie mir sagen, wo er gewohnt hat?â
âIm Teil der Altstadt, den wir Romula nennen.â
Sie wartete auf weitere Informationen, doch er schwieg. Nun wusste sie wenigstens, wo sie sich umzusehen hatte. Am besten suchte sie den Ort auf und hörte sich dort direkt um.
âWürden Sie mich morgen dorthin bringen, falls der Scheich mich nicht braucht?â Sie freute sich darauf, die Altstadt mit ihren historischen Gebäuden zu besichtigen, auf einem der Plätze Kaffee zu trinken und an den Marktständen vorbeizuschlendern. Auf der Fahrt vom Flughafen zur Villa waren sie am Stadtrand von Alkaahdar mit seinen modernen Hochhäusern aus blitzendem Stahl und Glas vorbeigefahren. Der ältere Teil, das hatte sie den Reiseführern entnommen, war in der traditionellen maurischen Architektur erbaut, die sie bereits im Süden Spaniens lieben gelernt hatte.
âWie Sie wünschenâ, sagte Teaz und verbeugte sich leicht.
Kurz darauf betrat sie die ruhige Villa und machte sich einer plötzlichen Idee folgend auf die Suche nach der Bibliothek. Auf keinen Fall wollte sie unvorbereitet zum Abendessen bei Rashids Mutter erscheinen. Als sie den von hohen Bücherregalen dominierten Raum betrat, sah sie auf den ersten Blick, dass sie Glück hatte. Sie würde nicht lange in den dicken Bänden blättern müssen, um an Informationen über die Familie al Harum zu kommen. Auf einem groÃen Schreibtisch stand ein Computer. Der würde ihr die Recherche sehr erleichtern.
Rashid lehnte sich im Polster zurück, als der Wagen von seinem Büro losfuhr. Es war Zeit, Bethanne zum Essen abzuholen. Mit welchen Fragen würde sie ihn wohl konfrontieren, um vor seiner Mutter bestehen zu können?
Zum ersten Mal seit Jahren dachte er wieder an Marguerite. Wie naiv war er doch damals gewesen. Er hätte gleich merken müssen, worauf sie es abgesehen hatte. Er hatte sich von ihrem attraktiven Aussehen und
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