Ein Maerchenprinz aus dem Orient
wurde.â
Bethanne wurde klar, wie schwer es sein würde, den guten Ruf ihres Vaters wiederherzustellen. Sie musste unbedingt herausfinden, was sich damals wirklich abgespielt hatte.
Nachdem sie aus dem Auto gestiegen war, befand sie sich sofort in einer völlig fremden Welt. Hohe Sandsteinhäuser flankierten die schmalen Gassen. Einfahrten, Türen und Fenster öffneten sich direkt auf die schmalen Bürgersteige, waren aber zum GroÃteil mit Läden zum Schutz vor der Hitze verschlossen.
Von freudiger Erregung erfüllt, folgte sie dem beschriebenen Weg. An der ersten Kreuzung blieb sie stehen und blickte die QuerstraÃe hinab. Sie schien sich nicht mit den terrakottafarbenen Mauern, die die Hitze reflektierten, und den Torbögen mit dekorativer arabischer Beschriftung von der StraÃe, auf der sie sich befand, zu unterscheiden. Wie finden sich die Menschen hier nur zurecht? fragte sie sich. Für Bethanne sah jede StraÃe gleich aus.
Dann öffnete sich vor ihr ein Marktplatz mit Ständen, die von bunten Markisen beschattet wurde. Hier gab es Gemüse, Früchte und Blumen. Frauen und Kinder schoben sich zwischen den Händlern hindurch, und ein Stimmengewirr erfüllte die Luft.
Bethanne sah sich um. Auf der ihr gegenüberliegenden Seite befanden sich zwei StraÃencafés, in denen Männer in traditionellen arabischen Gewändern neben anderen in europäischer Kleidung saÃen und Kaffee tranken. An einer Ecke unterhielten sich schwarz gekleidete Frauen, die volle Einkaufstaschen trugen. An den Ständen wurde laut verhandelt, und überall rannten spielende Kinder umher.
Fasziniert beobachtete Bethanne das Treiben und bemerkte, dass sie selbst auch die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich zog. Sie ging auf eine Einheimische zu und zeigte ihr die Adresse. Die Fremde sagte etwas auf Arabisch und deutete auf ein Gebäude in der Nähe. Nachdem Bethanne sich bei ihr bedankt hatte, eilte sie auf das Haus zu und klopfte an die Eingangstür. Niemand öffnete.
Danach ging sie zu den Händlern, doch keiner schien Hank Pendarvis gekannt zu haben. Erst in einem der kleinen StraÃencafés hatte sie Glück. Einer der Kellner sprach gebrochen Englisch, und sie erfuhr vom ihm, dass ihr Vater vor Jahren regelmäÃig hier zu Gast gewesen war. Er hatte sich dort oft nachmittags mit einem Freund, der nach wie vor gelegentlich vorbeikam, getroffen.
Sie fragte den Angestellten, ob sie eine Nachricht für den Mann hinterlassen könne und notierte auf einem Stück Papier, dass sie nach Informationen über Hank Pendarvis suche und in drei Tagen wiederkäme.
Erleichtert darüber, etwas weitergekommen zu sein, kehrte sie zum Wagen zurück und bat den Fahrer, sie ins Einkaufsviertel der Stadt zu fahren, wo sie wenig später entspannt durch die verschiedenen Geschäfte bummelte.
Als Bethanne am frühen Nachmittag zur Villa zurückkehrte, begrüÃte Fatima sie in der Halle mit einem missbilligenden Blick. Ehe sie jedoch darauf reagieren konnte, trat zu ihrer Ãberraschung Rashid aus der Bibliothek.
âAh, Shoppen, die Lieblingsbeschäftigung aller Frauenâ, sagte er mit einem Blick auf ihre Tragetaschen.
âJa, ich habe ein paar wunderbare, im Preis reduzierte Kleider gekauft, die ich gern mit nach Hause nehmen möchteâ, erwiderte sie und sah ihn strahlend an, denn sie war sich der neugierigen Blicke der Bediensteten bewusst. Dann öffnete sie eine der Tüten, sodass er hineinsehen konnte.
Er tat es mit einem Lächeln.
âWie ist es, möchtest du mir im Salon Gesellschaft leisten?â
âOh ja.â
Er richtete einige Worte an Fatima, die Bethanne daraufhin ihre Sachen abnahm und damit nach oben ging.
âStimmt irgendetwas nicht?â, erkundigte sich Bethanne, nachdem sie die Tür zum Salon hinter sich geschlossen hatten.
âKeineswegs. Ich hatte nur etwas Zeit und wollte dich fragen, ob du Lust hast, mit mir essen zu gehen. Danach könnten wir einen Ausflug machen. Ich habe nicht vergessen, dass du mein Land kennenlernen möchtest. Was hast du denn heute Vormittag besichtigt?â
âZuerst habe ich mir die Altstadt mit dem Markt angesehen und mich danach von Teaz zu einem modernen Einkaufsviertel fahren lassen.â
âIch würde dir gern mehr von dem alten Zentrum zeigen und anschlieÃend etwas vom Umland, wenn du willst.â
âNatürlich. Ich werde
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