Ein Magier im Monsterland
Knüller werden muß.«
»Gute Arbeit, Wuntvor«, flüsterte mein Meister. »Ich bin froh, daß die Schuhbert-Wünsche fast aufgebraucht sind, denn ich fürchte, viel mehr von ihnen würden wir nicht überleben.«
Irgend jemand summte über unseren Köpfen so etwas wie eine Fanfare. Ich erblickte Hubert, der rasch zur Erde nieder flog.
»Hallo, Vergnügungssüchtige!« rief er gutgelaunt aus. »Aha, wie ich sehe, muß ich nicht ausfliegen, um unsere Freunde zu suchen. Alles hübsch beieinander.« Hubert deutete mit seinem Zylinder auf den Magier. »Ich habe übrigens einen Blick auf das Binnenmeer geworfen. Da ich mich meist fliegend fortbewege, bin ich nicht besonders gut im Schätzen von Entfernungen, aber ich will doch meinen, daß das Fischerdorf nicht weiter als eine halbe Tagesreise vor uns liegt.«
Nur eine halbe Tagesreise? Ich mußte mich zusammenreißen, um nicht vor Begeisterung laut aufzuschreien. Wir waren ja fast schon in Vushta!
»In der Tat«, sagte Ebenezum, bevor er sich unterbrach, um seine Nase zu putzen. »Gut, du und Alea werdet euch dann wohl auf den Weg nach Vushta machen!«
»Genau!« Der Drache wandte sich der Maid zu. »Tut mir leid, daß alles jetzt ein wenig plötzlich kommt, Süße, aber ich denke, der Magier liegt richtig. Wir müssen vorauseilen und die Mächtigen in Vushta darüber informieren, was Ebenezum herausgefunden hat. Wenn dann der Rest der Gruppe die Stadt erreicht, sind wir den niederhöllischen Plänen schon um einen Schritt voraus.«
Hubert schwenkte seinen Zylinder in einem weiten Bogen. »Denk nur an den Auftritt, den wir uns auf diese Weise verschaffen können! Der Reklameeffekt wird überwältigend sein.«
Alea blickte bedauernd in meine Richtung. »Oh, und ich wollte dir noch so viel sagen! So viel tun!« Sie drückte mir einen tränenfeuchten Abschiedskuß auf die Wange und rannte zu dem Drachen herüber. »Doch wenn die Bühne ruft, muß ein Vollblut-Schauspieler folgen! Such mich auf, sobald ihr in Vushta seid!«
Und mit diesen Worten erhoben sich die beiden in die Lüfte.
Ebenezum erhob sich. »Auch wir müssen uns auf den Weg machen. Selbst jetzt fürchte ich immer noch, daß wir zu spät kommen könnten.«
Er glättete seine Roben und ging den Pfad in östlicher Richtung voran.
Kapitel Zwölf
Ein Zauberer muß immer darauf achten, die richtigen Worte zu benutzen. Übe lächeln, während du die folgenden Sätze vorliest. Erstens: »Der Spruch hat nicht funktioniert. Am besten verlaßt Ihr Euer Haus, bevor es explodiert.« Zweitens: »Der Spruch hat nicht funktioniert. Am besten bringe ich Euch hier heraus, bevor Ihr explodiert.« Und drittens: »Der Spruch hat nicht funktioniert. Würdet Ihr mir bitte den Rest meines Honorars zahlen, bevor Euer Geld mit Euch explodiert?« Solche Darlegungen mit Überzeugung vorzubringen ist das Gütezeichen eines professionellen Magiers.
- DAS ABSCHLUSSEXAMEN AUF DER ZAUBERERAKADEMIE – EIN STUDIENFÜHRER von Ebenezum, dem Größten Magier in den Westlichen Königreichen (Dritte, überarbeitete Auflage)
»Ich habe was für dich.«
Snarks hielt ein längliches Holzstück in die Höhe. Es war mein Eichenstab.
»Wo hast du ihn her?« fragte ich ungläubig.
»Wir fanden ihn auf dem Weg, als wir euch vor diesen Kreaturen retten wollten. Ziemlich viel Zeug lag da herum.«
»Richtig!« kam eine piepsige Stimme von hinten. »Aber es brauchte einen Schuhbert, um das aufzuzeigen!«
Ich schwang versuchsweise meinen Stab; sein gewohntes Gewicht fühlte sich gut in meinen Händen an. »Warte mal! Hast du meinen Stab in der letzten Schlacht benutzt?«
Der Dämon zuckte gleichgültig die Schultern. »Ich brauchte schließlich irgend etwas. Es wäre schwierig gewesen, meinen Weg durch diese ganzen mythologischen Viecher mit nichts als höflichen Worten zu bahnen, nur um dann zu dir zu sagen: ›Übrigens, hier ist dein Stab.‹ Außerdem hatte ich gesehen, daß du dich mit einem Brett ausgerüstet hattest.«
Ich betrachtete die Muster, die die durch das Blätterdach hereinfallende Sonne auf dem Waldboden wob.
»Nebenbei bemerkt, ich kann recht geschickt mit einem Stab umgehen. In Heemats Klause habe ich ziemlich oft trainiert. Ich könnte dir da ein oder zwei Tricks verraten…«
»Verdammnis«, mischte sich Hendrek ein. »Dies hier fanden wir auch.«
Der Krieger zog einen zerknüllten Stoffetzen aus Schädelbrechers Schutzhülle. Ich benötigte einen Moment um zu erkennen, daß es jener Utensilien-Sack
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