Ein Magier im Monsterland
wir eine steife Brise brauchen.«
»Was redet Ihr da von Zaubersprüchen?« rief der Schiffer von der Pinne. »Ich nehme gerne Zauberer auf meinem Boot mit, ich setze niemanden zurück, wie andere das vielleicht tun mögen. Aber bei Magie auf meinem Boot hört es auf! Dieses Schiff ist beinahe abbezahlt, und ich will nicht, daß ihm ausgerechnet jetzt etwas zustößt.«
»Ihr habt in dieser Hinsicht nichts zu befürchten«, rief Ebenezum vom Bug zurück. »Im Augenblick wünschen wir uns selbst nichts sehnlicher, als keinerlei Magie zu begegnen.«
»Verdammnis«, redete Hendrek meinen Meister leise an. »Seht nur, wie die Möwen sich am Horizont sammeln. Deutet das nicht auf einen Plan der Niederhöllen?«
Ich sah in die Richtung, in die der Krieger wies. Dutzende von Möwen wirbelten in einiger Entfernung durch die Luft.
»In der Tat«, rätselte der Magier. »Entweder das, oder sie fliegen über einen großen Fischschwarm. Was haben die Niederhöllen vor? Einen Kamikaze-Möwen-Spruch? Zu riskant, würde ich meinen, denn Möwen tun eigentlich nie, was man ihnen aufgetragen hat. Sie suchen nur nach Fisch. Aber sie könnten Beobachtungsposten tragen.«
Hendrek nickte, die Augen fest auf die Vögel gerichtet. »Verdammnis«, fügte er hinzu.
»Verzeihung«, mischte sich der Seemann ein, »aber seid Ihr sicher, daß es sich hier um eine einfache Vergnügungsreise handelt?«
»Sicher«, erwiderte ihm Ebenezum. »Warum fragt Ihr?«
»Nun, Ihr verhaltet Euch für einen Vergnügungsausflug ziemlich seltsam. Immer wenn ich Euch betrachte, haltet Ihr gerade eine Konferenz ab. Seht, für eine Geschäftsreise hätte ich mehr verlangen müssen.«
»In der Tat.« Der Magier reckte sich auf seinem hölzernen Sitz und kratzte sich unterhalb seines Bartes. »O nein, wir erwarten von unseren Handlungen wirklich nichts anderes, als daß sie uns Vergnügen bringen mögen. Für was sonst wäre schließlich Vushta gut?«
»Das stimmt«, antwortete der Bootsmann. »Tut mir leid, daß ich gefragt habe. Der Kunde hat immer recht, lautet ein altes Sprichwort.«
»In der Tat.« Ebenezum drehte sich um, um die See zu beobachten.
»Brwnnmmpwrr!« ertönte ein erstickter Ruf. Die Stimme klang jedoch viel zu hoch, als daß sie Snarks hätte gehören können.
»Lllgvvbrwrph!« Ah, das war jetzt Snarks. Ich blickte zur Mitte des Decks hinüber, wo der dickverhüllte Dämon einen komplizierten Tanz auszuführen schien.
»Irgendwas nicht in Ordnung?« rief der Schiffer.
»Nein, alles in bester Ordnung!« antwortete ihm Ebenezum beruhigend. »Nichts als ein komplexes religiöses Ritual. Wuntvor, könntest du bitte dafür sorgen, daß seine heiligen Waschungen die Roben nicht zu sehr durcheinanderbringen?«
Ich tat wie geheißen. Als ich mich dem Dämon näherte, entdeckte ich, daß der Hauptanteil der Bewegung aus Snarks’ Tasche zu kommen schien, in der er den Schuhbert verstaut hatte. Was ging da vor sich?
Ich sprach mit eisiger Beherrschung und zusammengebissenen Zähnen auf eine Stelle unter der Kapuze, wo ich Snarks’ Ohr vermutete:
»Glaubst du nicht, daß du dich jetzt beruhigen solltest?«
»Snnrfhm!« erwiderte Snarks.
»Brwnprrfrffrr!« bellte der Schuhbert zurück.
»Beherrscht euch!« zischte ich. »In Vushta könnt ihr euch immer noch streiten.«
»Hoch mit…« schrie der Schuhbert, bevor ich ihn in die Tasche zurückstopfen konnte.
»Das halte ich nicht länger aus!« rief Snarks und streifte seine Kapuze zurück. »Ich habe genug gelitten! Ich dulde es nicht länger, daß dieser Winzling meine Tasche bewohnt!«
»Was geht hier vor?« fragte der Seemann verdutzt.
Ich drehte mich zu ihm um, wobei ich versuchte, unsere beiden in einem Handgemenge befindlichen Gefährten mit meinem Körper abzudecken. »Bitte achtet nicht darauf. Das sind nur die letzten Handgreifungen des Waschungsrituals. Es ist ziemlich hektisch, fürchte ich.«
»Es wird noch viel hektischer werden, wenn dieser Schuhbert nicht sofort aus meinen Roben und von diesem Schiff verschwindet!«
Der kleine Kerl streckte seinen Kopf aus der Tasche. »Schuhberts kommen und gehen, wie es ihnen beliebt. Laß uns mal sehen, wie Schuhbert-Magie Schuhe aus Dämonenhaut macht!«
»Wartet mal!« schrie der Bootsmann. »Dieser Typ mit seinen religiösen Gelübden ist kein Mensch! Und ich glaube beinahe, er hat zwei Köpfe!«
»In der Tat«, meldete sich Ebenezum wieder. »Ihr besitzt eine scharfe Beobachtungsgabe.«
»Nichts da! Wenn er nicht menschlich
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