Ein magischer Walzer
Giles dicht hinter sich. Die zierliche, in Rot gekleidete Dame hob ihren Kopf hochmütig, als sie sich näherten, und eilte fort. Giles wandte sich zur Seite und heftete sich an ihre Fersen. In diesem Moment erreichte Sebastian Hope und vergaß alles um sich herum.
„Miss Hope.“ Sebastian verbeugte sich und widerstand nur mit Mühe dem Drang, ihr die Hand zu küssen. Suchend schaute er ihr ins Gesicht. Sie errötete zart, während sie den Blick hob und seinen erwiderte. Er starrte sie einfach an, wünschte sich, sie wären allein. Er musste sie küssen. Wieder und wieder. Ihre Blicke versanken ineinander. Es war nicht genug.
Sir Oswald Merridew räusperte sich mahnend, und Sebastian wurde sich seiner Umgebung wieder bewusst. Irgendwie gelang es ihm, Sir Oswald zu begrüßen, Lady Augusta und Hopes Zwillingsschwester, den Grafen und die Anstandsdame, die ihn mit ihren Blicken durchbohrte. Bestimmt litt sie wieder unter Magenverstimmung, die Arme.
„Mr. Reyne!“, sagte die Anstandsdame scharf.
„Ja, Madam?“ Höflich neigte er den Kopf, wünschte, er könnte sich an ihren Namen erinnern.
„Ihre Hand?“
„Eh?“ Sebastian war verwirrt. Er hatte die Anstandsdame doch gar nicht um einen Tanz gebeten. Sie schnaubte praktisch vor Missbilligung, Sir Oswald betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn, und Lady Augusta und Miss Faith lächelten breit. Hope errötete rosig und bemühte sich, ihr Lächeln zu unterdrücken. Um ihn herum konnte er die adeligen Zigeuner wispern und flüstern hören.
„Ihre Hand, mein Herr!“ Die Anstandsdame starrte bedeutungsvoll auf seine linke Hand.
Was war denn? Diesmal hatte er daran gedacht, seine Handschuhe anzuziehen. Er senkte den Blick. „Ah!“ Hastig ließ er Hopes Hand los, die irgendwie in seiner gelandet war und die er unwillkürlich über sein Herz gelegt hatte. „Verzeihung.“
Hopes Röte vertiefte sich. Ihre Augen strahlten zu ihm empor. Ein kleines Grübchen zitterte links neben ihren Lippen. Wie gebannt starrte er darauf.
„Sie wollten Miss Hope etwas fragen“, half ihm Lady Augusta auf die Sprünge, begleitet von einem nicht gerade diskreten Stoß in die Rippen und einem Augenzwinkern. Sebastians verwirrtes Hirn begann wieder zu arbeiten.
„Ach ja. Miss Hope, ich bin gekommen, um Sie um die Ehre des Supper-Tanzes zu bitten.“
„Der Supper-Tanz? Ja, natürlich.“ Sie nahm ihre Tanzkarte und sagte, während sie seinen Namen notierte: „Ich schreibe Sie für den Supper-Tanz auf ... und ... “ Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. „Und den letzten Walzer auch, Mr. Reyne.“
Den letzten Walzer! Es war, als hätte ihm jemand einen Schlag in den Magen versetzt. Einen Moment bekam er keine Luft. Hatte er sie richtig verstanden? Sie hatte ihn für den letzten Walzer aufgeschrieben?
Die Anstandsdame machte ein zischendes Geräusch. Sir Oswald schnaubte überrascht. Hinter ihm war Gemurmel zu hören. Sie schrieb nie einen Namen für den letzten Walzer auf.
Sebastian verneigte sich und nahm ihre Hand, hauchte einen Kuss auf die Innenseite ihres Handgelenkes. „Ich zähle die Augenblicke“, versicherte er ihr.
Dann wandte er sich an Sir Oswald. „Dürfte ich Sie unter vier Augen sprechen, Sir?“
Sir Oswald kniff die Augen zusammen. „Nun gut, Mr. Reyne. Kommen Sie mit.“
„Sie sollten sie besser glücklich machen, junger Mann!“
„Das wird meine Lebensaufgabe sein“, erwiderte Sebastian schlicht. Ohne Murren hatte Sir Oswald ihnen seinen Segen gegeben. Sebastian konnte es kaum glauben.
Der ältere Mann schnaubte. „Hab Erkundigungen über Sie eingeholt, Reyne. Kein unbeschriebenes Blatt, was?“
Sebastian hob die Augenbrauen. „Inwiefern?“
„Ich bin auch im Geschäft, obwohl das nicht allgemein bekannt ist. Sie machen Ihre Sache gut.“ Er musterte ihn scharfsinnig. „Man glaubt allgemein, dass Sie die Tochter des Chefs ihres Geldes wegen geheiratet haben.“
„Ach ja?“ Sebastian heuchelte Interesse an einem Gemälde. Er würde sich für nichts und vor niemandem rechtfertigen. Was geschehen war, war geschehen.
„Alles papperlapapp, nicht wahr? Ist genau andersherum, habe ich herausgefunden. Ihr Vater hat Sie umworben. Wollte Sie wegen Ihrer geschickten Finger, Ihrer Ideen und Ihrem Geschäftssinn.“
Sebastian betrachtete seine Hand, zeigte seine verkrüppelten Finger.
Sir Oswald machte eine wegwerfende Geste. „Das meine ich nicht wörtlich. Es heißt, Sie hätten einen Kopf für Maschinen. Sie haben so viele
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