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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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große, warme Hand wie von selbst schützend über ihre gelegt, sie auf seinem Arm festgehalten. Sie war sich sicher, dass er gar nicht gemerkt hatte, was er tat. Seine Widersprüchlichkeit war faszinierend.
    Er schaute zu den Mädchen, die den schnatternden Enten Brotstückchen zuwarfen. „Ich nehme an, den Enten wäre Regen lieber.“
    Wenn sie sich nicht der Unterhaltung annahm, erkannte Hope, würden sie am Ende nur über die Pflanzenwelt des Parks, Enten und die Wahrscheinlichkeit von Regenschauern reden.
    Mit einem leichten Drücken seines Armes schlug sie vor: „Wollen wir uns diese Weiden einmal näher anschauen?“
    Nach kurzem Zögern lenkte er ihre Schritte zu den Bäumen. Er war ihr ein Rätsel, zog sie aber an wie ein Magnet. Sie war entschlossen, ihn näher kennenzulernen. „Sind Ihre Schwestern schon lange in London?“
    Argwöhnisch blickte er sie an. „Ja.“
    „Mein Herr, Sie sind sehr tapfer.“
    Sein Blick wurde noch argwöhnischer. „Warum sagen Sie das?“
    Sie lachte leise. „Die meisten Männer Ihres Alters würden es hassen, ihre jüngeren Schwestern am Hals zu haben, besonders wenn sie versuchen, Zutritt zur Gesellschaft zu finden.“
    „Nein, ich bin außerordentlich froh, sie bei mir zu haben.“
    Es war nicht nur eine höfliche Phrase, erkannte Hope. Er meinte das ernst. Sie schaute ihn nachdenklich an. „Aber ist es denn keine große Last für Sie, mit ihnen Ausflüge zu machen und sie zu unterhalten? Die meisten Leute, die ich kenne, würden das der Gouvernante überlassen.“
    Nüchtern erklärte er: „Wir haben Gouvernanten ausprobiert, aber es klappt irgendwie nicht. Cassie kann schwierig sein.“ Ihre Augen funkelten belustigt. „Sie könnten sie immer noch zur Schule schicken“, bemerkte sie leichthin.
    „Ich würde sie niemals wegschicken. Niemals!“ Er sagte das so heftig, dass sie beide überrascht waren. Eine Weile schlenderten sie noch weiter, aber seine Heftigkeit hing wie eine Wolke zwischen ihnen.
    Er schaute immer wieder prüfend zu seinen Schwestern. Sanft tadelnd erklärte sie: „Meine Zwillingsschwester ist sehr verantwortungsbewusst, und James kennen wir schon unser ganzes Leben. Ich weiß, Sie schätzen seine Fähigkeiten als Reitknecht nicht unbedingt, doch ich versichere Ihnen, er ist kräftig und ein guter Beschützer.“
    Bei ihren Worten zuckte er zusammen, als hätte sie ihn aus unerfreulichen Erinnerungen gerissen. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht unhöflich sein.“ Unbehaglich fügte er hinzu: „Ich habe sie einmal verloren.“
    „Verloren?“
    „Ja, ich habe sie bei einer Frau gelassen, sie bezahlt, damit sie auf sie aufpasst. Aber dann ist sie fortgegangen und hat sie einfach mitgenommen.“ Sein Arm unter ihren Fingern spannte sich an, und seine Hand hielt ihre fest umklammert. Sie war sicher, dass er es nicht merkte.
    „Wie lange?“
    Es entstand eine Pause, ehe er zwei bittere Worte aussprach: „Zu lange.“
    Sie fragte sich, wie lange wohl ,zu lange war, aber er hatte das mit so bitterer Selbstanklage gesagt, dass sie nicht nachfragen wollte. Stattdessen sagte sie: „Ich bin sicher, Sie gehen mit sich selbst zu hart ins Gericht. Ihren Eltern obliegt doch die Hauptverantwortung für Ihre Schwestern.“
    Er schüttelte den Kopf. „Meine Eltern waren da schon tot. Es war meine Schuld.“ So untröstlich starrte er auf den Teich, dass sie ihn am liebsten umarmt hätte.
    Voller Mitgefühl drückte sie seine Hand. „Ich bin sicher, es ist nicht allein Ihre Schuld, Mr. Reyne. Und Sie haben sie ja wiedergefunden, daher wäre es doch Zeit, sich selbst zu verzeihen.“
    Er runzelte die Stirn, als er merkte, wie fest er ihre Hand gehalten hatte. Rasch lockerte er seinen Griff und erklärte unbehaglich: „Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das erzählt habe ... ich hatte es nicht vor.“
    „Ihr Vertrauen ehrt mich“, versicherte Hope ihm. „Wobei haben Sie sich Ihre Hand verletzt?“
    Sogleich steckte er sie in seine Tasche. „Entschuldigung“, begann er, „ich weiß, es ist ein scheußlicher Anblick. Ich hatte nicht damit gerechnet ..."
    „Es sieht kein bisschen scheußlich aus!“, unterbrach sie ihn heftig. „Es ist bloß eine Hand mit zwei beschädigten Fingern. Und wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, mir hat es gefallen, als Ihre Hand auf meiner lag. Sie hat sich ... gut angefühlt, warm und stark.“
    Sie wusste, sie war zu weit gegangen, und schaute errötend weg. „Verzeihung. Das hätte ich nicht sagen sollen. Bitte

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