Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
Vom Netzwerk:
vergessen Sie es.“ Sie versuchte ihre Hand von seinem Arm zu nehmen, aber er hielt sie fest.
    „Lassen Sie nur!“ Sein Tonfall war herrisch und mit einem Hauch von Akzent.
    Sie schaute zu ihm auf. Er erwiderte ihren Blick, ihren Arm besitzergreifend an sich gedrückt. Sie konnte sein Herz schlagen fühlen. Seine Augen schienen sie zu verschlingen. Langsam, ganz langsam hob er seine Hand, bis er sie an der Wange berührte, so leicht und zärtlich, dass sie sie gar nicht gespürt hätte, hätte sie nicht solche Hitze ausgestrahlt. Sie konnte nicht anders; sie rieb ihre Wange an seiner Hand. In seinen Augen flammte etwas auf, und sie hob ihm ihr Gesicht in einer stummen Einladung entgegen. Er fasste ihr Kinn, starrte ihr lange in die Augen und beugte sich dann vor. Hope lehnte sich ihm entgegen, umklammerte seine Rockaufschläge - in diesem Moment ertönten ein Platschen und ein Schrei.
    „Die Mädchen!“ Er ließ sie los und rannte zum Teich zurück.
    Hope stand da, zitternd und am Rande ... von nichts. Er hatte sie küssen wollen. Genau hier unter den Weidenzweigen. Und so beschämend es auch war, sie hätte ihn gelassen. Sogar zurückgeküsst. Schamlos.
    Mühsam beherrscht, eilte sie ihm nach. Als sie die Wegbiegung erreichte, konnte sie die ganze Szene vor sich sehen. Cassie war in den Ententeich gefallen. Sie plantschte und quietschte in dem schlammigen Wasser, während sie sich bemühte, das glitschige Ufer zu erklimmen, lachte halb aus Verlegenheit, halb aus Enttäuschung, als es ihr misslang und sie zurückrutschte. Die Enten waren längst geflohen.
    In Sekunden war ihr Bruder bei ihr, ging, ohne zu zögern, ins Wasser und hob sie hoch. Augenblicklich versteifte sie sich und verstummte. Alle Spuren von Heiterkeit waren wie weggewischt aus ihrem Gesicht.
    Er trug sie zu einer Bank am Ufer und setzte sie behutsam ab. „Alles in Ordnung, Cassie? Wie ist das geschehen? Ist dir kalt? Hier, nimm das.“ Er streifte sich seinen Rock ab und wickelte sie darin ein.
    Mit verschlossener Miene ließ Cassie alles über sich ergehen. Ihr war es peinlich, erkannte Hope, und sie war wütend. Vielleicht wütend auf sich selbst, weil sie die Aufmerksamkeit ihres Bruders auf sich gezogen hatte.
    „Mir geht es gut“, erklärte Cassie ungnädig, als er sein Taschentuch hervorzog und ihr damit übers Gesicht zu reiben be-gann. Sie entriss es ihm und tat es selbst. Mit ihren tropfnassen Zöpfen und dem blauen Musselinkleid voller Schlamm und Entengrütze, das sich wie eine zweite Haut an ihren Körper schmiegte, bot sie keinen alltäglichen Anblick.
    „Auf jeden Fall hatten die Enten heute genug zu essen“, erklärte Grace und brach das unbehagliche Schweigen.
    „Davon bin ich überzeugt, die gierigen kleinen Dinger“, erklärte Hope. „Ein Glück, dass sie zu satt waren, um Cassie zu fressen.“ Sie grinste, und Cassies schmollender Mund wurde weicher.
    In diesem Augenblick sah Hope es: Unter dem durchweichten blauen Stoff zeichnete sich etwas ab, das wie eine Messerscheide aussah.
    Hope schaute zu Faith, um zu sehen, ob es ihr auch aufgefallen war. In der Tat. In die Augen ihrer Zwillingsschwester trat ein besorgter Ausdruck. Grace war es ebenfalls nicht entgangen. „Ist das ein Me...“, fing sie an, aber Faith brachte sie gerade noch rechtzeitig mit einem schwesterlichen Kniff in den Arm zum Verstummen.
    „Wir sollten dieses Mädchen besser nach Hause bringen“, verkündete Mr. Reyne, der von dem Intermezzo offensichtlich nichts mitbekommen hatte. „Miss Hope, Miss Faith, Miss Grace, auf Wiedersehen. Cassie, Dorie, wir gehen. Die Kutsche wartet.“
    Hope begleitete sie, während Grace und Faith das letzte Brot an die Enten verfütterten. Die Mädchen liefen voraus, als wollten sie jeden Eindruck vermeiden, sie hätten etwas mit ihnen zu tun.
    Er hatte Hope seit dem Beinahekuss nicht angesehen. Warum nicht? Cassie war nichts passiert, sie war nur nass, schmutzig und verstimmt.
    Die Mädchen kletterten in die Kutsche. Hope und Mr. Reyne waren noch einige Schritte entfernt, als sie sagte: „Mr. Reyne?“ Hope war selbst überrascht, dass ihre Stimme normal klang. „Unser Spaziergang hat mir sehr gefallen. Und unsere Unterhaltung.“ Und ich wünschte, Sie hätten mich geküsst. Die Worte hingen unausgesprochen zwischen ihnen.
    Er blieb stehen, drehte sich zu ihr um. Auf seinen Wangen bildeten sich rote Flecken. Steif begann er: „Ich muss mich entschuldigen, Miss Hope. Ich hatte kein Recht ...“ Er brach ab,

Weitere Kostenlose Bücher