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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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es los.“
    Die Mädchen kamen langsam die Treppe hinab, immer zu zweit, in einer langen, ordentlichen Reihe, so wie sie auch vor beinahe drei Stunden ins Haus gegangen waren. Aber da endete alle Ähnlichkeit auch schon. Die älteren Mädchen gingen voran.
    Lady Elinore schnappte nach Luft.
    „Herrje!“, murmelte Giles.
    Sebastian konnte nur blinzeln. Es waren nicht mehr dieselben Mädchen. Die vorhin ernsten, schmalen Gesichter glühten nun vor Aufregung und Stolz. Ihre straffen Frisuren waren verschwunden, Locken an ihre Stelle getreten, die von Schleifen, Seidenspangen oder anderem Haarschmuck gehalten wurden. Die Mädchen trugen immer noch die grauen Kleider, in denen sie gekommen waren, erkannte Sebastian, aber trotzdem glichen sie nicht mehr den formlosen, tristen Kleidern von vorhin. Diese Kleider passten ihren jungen Trägerinnen wesentlich besser, und jedes war mit farbiger Litze, bunten Rüschen, Spitzenbesatz oder neuen hübschen Knöpfen verziert. In manche waren bunte Stoffstreifen eingesetzt worden. Bei anderen waren die Manschetten oder Kragen und der Saum mit einer Spitzenrüsche eingefasst. Jedes Kleid war nun so einmalig wie seine Trägerin und ähnelte fast einem modischen Gewand.
    Alle Mädchen gingen mit schüchternem Stolz, wie junge Rosen, die ihre Blütenblätter entfalteten. Sie schwebten die Treppe hinab, hielten ihre Röcke sorgsam in einer Hand und ihre Hüte in der anderen. Ihre Bewegungen wurden von einem leisen Rascheln begleitet, das Sebastian sich nicht erklären konnte. Nachdenklich runzelte er die Stirn.
    „Seidenunterröcke“, murmelte Giles. „Wenn ich mich nicht irre, trägt jede von ihnen einen Seidenunterrock, den sie nicht anhatten, als sie kamen. Es geht doch nichts über Seidenunterwäsche, damit sich eine Frau weiblich fühlt. Ich muss den Hut vor Miss Hope ziehen - es ist ein Wunder! Ich habe noch nie eine solche Verwandlung gesehen. Graue Mäuse in ...“
    „Paradiesvögel!“, erklärte Lady Elinore scharf. „Und das nach all dem, was wir unternommen haben, um sie davor zu bewahren.“
    „Was für ein Unsinn“, entgegnete Giles. „Sie vor was bewahren? Ein wenig Spitze und einer Feder oder zwei?“
    „Es ist wesentlich mehr als Spitze und Federn, es ist... “ „Still, alle beide! “, zischte Sebastian in einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. „Wenn es irgendwelche Meinungsverschiedenheiten gibt, werden wir das auf keinen Fall vor diesen Kindern besprechen.“
    Die älteren Mädchen waren unten angekommen und stellten sich im Kreis auf, setzten sich ihre Hüte sorgsam auf ihre neuen Frisuren, banden sie unter dem Kinn und warteten dann auf die Jüngeren. Hope läutete wieder mit ihrem Glöckchen, und schon kamen sie die Treppe hinunter, ein Dutzend kleine Mädchen im Alter von sechs bis zehn, die die Stufen weniger gesittet, aber wesentlich aufgeregter hinuntergingen, während ihre neuen Locken fröhlich wippten. Ihre Kleider waren ebenfalls verschönert worden, und ihre Hüte zierten nun Gänseblümchen,
    Röschen und Seidenbänder, aber es war klar zu erkennen, dass die neue Kleidung für diese Gruppe nicht das Wichtigste war.
    Jedes kleine Mädchen trug etwas offensichtlich Kostbares; Sebastian konnte nicht genau erkennen, was es war. Er erhaschte einen Blick auf Wolle, einen Schimmer Seide und etwas Spitze. Das letzte kleine Mädchen kam die Treppe in ein wenig zu großen festen Stiefeln hinab. Es war das Kind, mit dem Hope sich neulich im Speisesaal unterhalten hatte, May, deren sogenannter Geburtstag damals gewesen war.
    Heute leuchtete ihr schmales Gesicht vor Freude. Sie drückte etwas an ihren mageren kleinen Körper. Dann sah sie Lady Elinore und strahlte sie entzückt an. „Schauen Sie, Mylady! Sehen Sie, was ich bekommen habe“, rief sie.
    In diesem Moment erkannte Sebastian, was sie in der Hand hielt, was jedes kleine Mädchen mit solcher Freude und Sorgfalt trug: eine Puppe.
    Er schaute zum Treppenabsatz hoch. Miss Hope Merridew beobachtete die Kleinen lächelnd. Selbst von hier unten konnte er sehen, dass ihre Augen feucht schimmerten.
    Sebastian musste schlucken.
    Die Kleinen eilten zu den älteren Mädchen, um ihnen ihre Puppen zu zeigen. Zu Giles’ Entsetzen folgten ihnen mehrere ältere Damen, die sich begeistert auf ihn stürzten.
    „Giles, lieber Junge, wie geht es deiner Mutter? Hast du gesehen, was wir getan haben? Sehen die Kleinen nicht ganz reizend aus?“
    „Gütiger Himmel, wenn das nicht der kleine Giles Bemerton

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