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Ein Mann ein Mord

Ein Mann ein Mord

Titel: Ein Mann ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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nicht abschätzen. Und jetzt auch noch Gangster.«
    »Hören Sie, Weidenbusch, ich verstehe, daß Sie aufm Zahnfleisch gehen, aber…«
    »Nein, nein, es ist besser, wenn wir uns trennen. Ich habe auch schon mit meiner Mutter drüber gesprochen…«
    Pause. Ich sah mich nach der Herde Gäule um, von der ich glaubte, sie galoppiere über mich hinweg. Am anderen Ende der Leitung raschelte Papier.
    »… jedenfalls habe ich mir überlegt, ich zahle Ihnen vier Arbeitstage plus einen Spesensatz von dreihundert Mark, macht tausendeinhundert. Die fünfhundert von heute morgen abgezogen, bleiben sechshundert Mark. Den Scheck erhalten Sie Ende der Woche mit der Post.«
    »Ausgezeichnet. Und was mache ich mit Ihrer Freundin?«
    »Na, ja, ich dachte…«
    »Sie dachten, ich fahre jetzt nach Hause und seh mir was Nettes im Fernsehen an? Ich sag Ihnen, was ich mache: Ich werd Ihre Freundin weitersuchen, und wenn ich sie gefunden habe, werde ich ihr links und rechts eine runterhauen. Soll ich von Herrn Weidenbusch ausrichten, erklär ich ihr dann - mit ’ner Berührung geantwortet, Sprache der Liebe und so.«
    »Seien Sie bitte nicht zynisch! Ich habe mir die Entscheidung bestimmt nicht leichtgemacht.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    Fast hätte ich den Hörer schon auf der Gabel gehabt, als es aus der Muschel tönte: »Warten Sie!« Und nach einer Pause: »… sagen Sie mir trotzdem Bescheid. Vielleicht bin ich im Moment nur etwas nervös. Und versprechen Sie mir, nicht zur Polizei zu gehen - egal, was passiert.«
    Zurück hinterm Steuer spielte ich eine Weile nachdenklich mit dem Autoschlüssel.
    Ich parkte den Opel vor THEO MANZ CINEMAPRODUCTION und stellte den Sitz zurück. Dann zog ich mir eine schwarze Pudelmütze über, holte Proviant und Whisky vor und aß zu Abend. Bei Frau Olga brannte noch Licht, und Theo Manz feierte eine Party. Ein Haufen oberer Mittelklasse-Wagen stand den Bürgersteig entlang. Aus den Fenstern dröhnten die Rolling Stones. Von Zeit zu Zeit kreischte ein Chor Frauenstimmen ›I can’t get no‹ und andere Textstellen mit. Haus Nummer sechs lag in völliger Dunkelheit. Als ich fertig gegessen hatte, setzte ich mich mit der Flasche Whisky in Position: schräg vor mir die Backsteinvilla, im Rückspiegel die Straße; wen Eberhard Schmitz auch immer schickte, die Leiche wegzuschaffen, er konnte mir nicht entgehen. Dabei fiel mir ein, daß ich Weidenbusch hätte fragen sollen, ob Larssons Arme tätowiert gewesen waren.
    Ich nahm einen Schluck und zündete mir eine Zigarette an. Weidenbusch. Slibulsky. Dietzenbach. Wieder Slibulsky, und McEnroe. Um zwölf gingen die Straßenlaternen aus. Die Flasche war ein Viertel leer. Ich machte das Radio an. Musik nach Mitternacht, Udo Jürgens auf allen Kanälen: ›Zeig mir den Platz, wo alle Menschen sich verstehn…‹ Ich drehte wieder ab. Aus Theo Manz’ Flachbau kam ein streitendes Paar und lief wild gestikulierend zum Auto. Er riß ihr die Tür auf, »… kicken, hab ich gesagt, nicht ficken! Gehn wir Samstag kicken!«
    »Ach, Marita spielt Fußball?!«
    Sie lehnten, jeder von einer Seite, übers Autodach, die Köpfe wie Geflügel vorgeschoben, und schrien die Straße wach.
    »Nicht Marita! Aber ihr Freund, dieser alberne Serienmacher!«
    »Soweit ist es also mit dir: dich mit einem ›albernen Serienmacher‹ zum Fußball zu verabreden?!«
    »Weil ich diese Serie nunmal zufällig geschrieben habe!«
    Die Türen knallten, Reifenquietschen. Der Wagen schoß mit hundert über die Kreuzung.
    Ich nahm die nächste Zigarette. Langsam fragte ich mich, ob Schmitz, in der Überzeugung, der Scheck habe mich kaltgestellt, einfach ins Bett gegangen war. Die Uhr im Armaturenbrett zeigte halb eins. Ich gähnte. Der Himmel hatte sich bewölkt, und die Nacht war jetzt stockdunkel. Ich trank weiter Whisky, rauchte und starrte auf die Umrisse der Villa. Irgendwann mußte mir die Flasche aus der Hand gerutscht sein.
    Als ich aufwachte, graute der Morgen. Etwas klopfte gegen die Tür, und ich hörte »… schulljung, aber Ihr Frankfurter Kennzeichn… wenn Sie mich vielleicht mmmitnehmen können… bloß weg von hier!«
    Ich brauchte einen Augenblick, mich zu erinnern, wo ich war und was ich hier wollte, dann fuhr ich auf. Durch das Seitenfenster schaute ein etwas aus der Form geratener Engel. Das Make-up war verschmiert, und die Frisur hatte sich in herunterhängende Strähnen aufgelöst. Mit einem Stöckelschuh in der Hand schlug sie aufs Türblech ein.
    »Kann mich auch am

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