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Ein Mann für alle Fälle

Ein Mann für alle Fälle

Titel: Ein Mann für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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seiner Rolle in einem vornehmen Haus gerecht zu werden, und nickte Mae nun formvollendet zu. „Einen schönen guten Tag, Miss Mae.“
    „Guten Tag, Harold.“ Mae nickte ebenso formvollendet zurück und ging hinter ihm ins Haus. Mitch folgte ihnen und konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die beiden sich über ihn lustig gemacht hatten.
    Das Haus strahlte eine schwüle, drückende Eleganz aus. Alles wirkte düster und schwer. Die Wände waren mit dunklem Holz vertäfelt, auf dem Boden lagen dicke orientalische Teppiche in Dunkelrot, Dunkelgrün und Dunkelblau, in denen man fast versank, das Geländer der gewundenen, breiten Treppe war aus Walnussholz und - wie Mitch vermutete - handgeschnitzt. Maes Zuhause war kein Ort für lebenslustige, lachende Menschen.
    Am liebsten hätte Mitch um eine Taschenlampe gebeten.
    Harold musterte ihn ungeniert von Kopf bis Fuß, während er die Tür schloss. „Wer ist denn dieser Zombie?“, fragte er hinter seinem Rücken.
    Mitch drehte sich um. „Wie bitte?“, fragte er pikiert.
    Mae nahm Harold beiseite. „Das ist Mitchell Peatwick. Er ist Privatdetektiv. Ich habe ihn engagiert, damit er Onkel Armands Tod untersucht.“
    „Das also hast du mit June zusammen ausgebrütet.“ Harold klang nicht besonders erfreut.
    Mae deutete mit dem Kopf zu Mitch hinüber. „Nicht jetzt. Wir reden später darüber.“
    „Eine ziemlich idiotische Idee, wenn du mich fragst“, stellte Harold fest.
    „Vielleicht, aber eine bessere habe ich nicht.“ Mae blieb stehen. „Ich bin hungrig wie ein Wolf.“
    „Der Tisch in der Bibliothek ist in zehn Minuten gedeckt.“ Harold wandte sich ab, um in die andere Richtung zu gehen. „Pass auf, dass du nicht wieder was verschüttest.“
    Mae hielt ihn am Ärmel fest, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange, was Mitch zu der Überlegung ver- anlasste, ob er nicht vielleicht eine Butlerkarriere anstreben sollte. „Du weißt doch, ich verschütte nie etwas.“
    „Erzähl das dem Teppich in der Bibliothek.“ Damit verschwand Harold endgültig.
    „Wen zum Teufel meinte er denn mit Zombie?“, erkundigte sich Mitch missmutig.
    „Sie ganz offensichtlich.“ Mae machte eine Kopfbewegung zu der Tür hin, durch die Harold entschwunden war. „Kommen Sie mit in die Küche. Ich werde Ihnen das Blut abwaschen, und anschließend können wir uns unterhalten.“
    Mitchs erster Eindruck von der Küche waren blendend weiße Kacheln und blitzende Geräte, in deren Mitte r die Doppelgängerin von Marilyn Monroe - allerdings in einem Alter, das diese bedauerlicherweise nie erreicht hatte - stand.
    „Ach, du meine Güte.“ Die Frau strich ihr weißes Kleid über der üppigen Figur glatt. „Ist er das?“
    „Das ist Mitchell Peatwick, June.“ Mae ging zum Spülbecken und nahm sich ein Handtuch. „Der Privatdetektiv, den ich angeheuert habe.“
    June legte den Kopf in den Nacken und ließ fast zärtlich den Blick über seinen Körper wandern. „Sehr hübsch.“
    „Vielen Dank“, sagte Mitch. „Es wird aber auch langsam Zeit, dass endlich jemand meine Vorzüge erkennt.“
    „Oh, mein armer Kleiner, was läuft denn falsch?“, gurrte June und zog unter dem Küchentisch einen Stuhl für ihn hervor. Ihre Bewegungen waren so sinnlich, dass Mitch kaum den Blick von ihr wenden konnte. „Ist das Blut an Ihrem Mund?“
    „Ja. Mae hat mich mit ihrem Cousin Carlo bekannt gemacht.“ Mitch setzte sich auf den Stuhl und zuckte leicht zusammen, als June behutsam mit ihrem Zeigefinger über seine lädierte Unterlippe fuhr.
    „Armer Kleiner“, sagte June mitleidig, und Mitch sah sie fasziniert an. Ihre Gesichtszüge trugen bereits Spuren des Alters, aber sie war noch immer sehr schön und Mitch wusste den Anblick einer schönen Frau zu schätzen.
    Nun kam Harold herein und setzte mit Getöse ein Tablett ab, wobei er Mitch argwöhnisch betrachtete. „Mae ist hungrig“, ließ er June wissen, und sein Tonfall ließ nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig. June lächelte Mitch ein letztes Mal an, bevor sie sich abwandte und zum Kühlschrank ging.
    Mitch sah ihr nach und fing sich erst wieder, als die nur angelehnte Tür aufging und ein mittelgroßer, zottiger Hund unbestimmbarer Rasse hereingetrottet kam und sich direkt vor den Küchentresen niederließ. Harold übersah ihn und trat ihm aus Versehen auf den Schwanz.
    Nun begann June den Kühlschrank auszuräumen. Als sie kalten Braten, zwei Fleischtomaten, verschiedene Sorten

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