Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
mitkommst?“, schlug Simon schließlich vor. „Warum eigentlich nicht?“
„Und wer passt auf Andrew auf?“
Simon beschäftigte sich mit der Fernbedienung, als ob sie eine Antwort liefern könnte. „Fiona“, schlug er halbherzig vor.
„Unter der Woche kann Fiona nicht. Erst nach ihrem Examen wieder. Das weißt du genau, Simon.“
„Und was ist mit Mrs. Murphy?“
„So kurzfristig können wir sie nicht fragen.“
„Und was schlägst du vor?“
Claire merkte, dass Simon langsam ärgerlich wurde. Vor nicht einmal zehn Minuten hatte er noch gelächelt. „Was ist mit deiner Mutter?“, fragte sie plötzlich.
„Meine Mutter?“ Simon sah sie an, als hätte sie das Krümelmonster vorgeschlagen.
„Kommt gar nicht in Frage.“
„Warum nicht?“ Claire stemmte die Hände in die Hüften. „Warum kommt es gar nicht in Frage?“
„Meine Mutter ist zu alt“, sagte er tonlos.
„Und meine? Sie ist genauso alt, aber meiner Mutter hat es nichts ausgemacht, Andrew nach Weihnachten für eine ganze Woche zu nehmen.“
„Deine Mutter war froh, dass sie Gesellschaft hatte.“
„So ein Quatsch.“ Claires Augen sprühten vor Zorn. „Sie hat es getan, damit wir mal wieder durchatmen können. Aber einige Frauen sind zu egoistisch, um zu helfen.“
Simon sah sie fassungslos an.
„Redest du von meiner Mutter?“
Claire zuckte mit den Schultern. „Also“, sagte sie langsam und deutlich, „sie hat wirklich ganze Arbeit geleistet und einen Egoisten herangezogen.“
Minuten später knallte die Haustür.
„Du mich auch“, murmelte Claire, und die Tränen strömten ihr übers Gesicht. Sie riss die Kühlschranktür auf, nahm sich eine Flasche Weißwein, goss sich eine Tasse voll und trank sie in einem Zug aus. Sie zuckte zusammen, als der Alkohol durch ihre Kehle floss. Sofort goss sie die Tasse wieder voll. Wo war es bloß falsch gelaufen? Was war aus ihren Träumen geworden? Simon war jahrelang verrückt nach ihr gewesen. In ihrer Hochzeitsnacht hatte er nicht aufgehört zu grinsen. Er hatte dafür gesorgt, dass sie in dem großen Doppelbett kein Auge zumachte. Und dann war Andrew gekommen, und jetzt war alles anders.
Claire saß in dem schokobraunen Ledersessel, ihre Hände umklammerten den Hals der Weinflasche. Dann stellte sie den Fernseher an und schaltete ihn sofort wieder aus. Sie trank noch einen großen Schluck Wein und langsam fühlte sie sich etwas besser. Es musste sich wirklich einiges ändern. Da konnte man aber dran arbeiten. Auch sie musste ihren Teil dazu beitragen. Keine unrasierten Beine mehr, keine ungezupften Augenbrauen, abgebrochenen Nägel, kein ungewaschenes Haar und keine schuppige Haut. Zurzeit schaffte Claire es kaum, sich um ihr Haar zu kümmern. Nur für eine Dinner Party oder ähnliches gab sie sich mehr Mühe damit. Wahnsinn. Kein Wunder, dass Simon lieber mit einem Haufen geiler Tussis ausging, als den Abend mit seiner mausgrauen Ehefrau zu verbringen. Vielleicht würde eine dieser frivolen Schlampen auch irgendwann bei Simon zum Ziel kommen. Finster sah Claire die Flasche an. Laut Anna hatten die Frauen in der Stadt eine schlechte Moral und krallten ihre falschen Fingernägel in die Kerle, bevor man überhaupt wusste, was los war. In Dublin kamen anscheinend auf jeden Mann zwei Frauen. Es gab nicht genügend S ingle m änner.
Die Vorstellung, Simon würde sich von irgendeiner, die scharf auf ihn war, abschleppen lassen, ging an die Nerven. Mit der Willenskraft der Männer war es nicht so weit her. Frauen ware n da stärker. Sie hatte selbst s chuld, wenn sie mit ihrem ewigen Gejammer ihren Ehemann aus dem Haus trieb. Claire trank noch einen Schluck, und ihre Laune wurde noch besser. Alles unter Kontrolle. Sie würde ihre Ehe zur glücklichsten auf der ganzen Welt machen. Sie und Simon würden das perfekte Lifestylepaar aus dem Hochglanzmagazin sein. Victoria Reddin sollte vor Neid erblassen , wenn Claire mit ihrem Ehemann, der sie anbetete, auf ihrer Schwelle erschien. Die Nase rümpfen und sehr nett sagen, ginge dann nicht mehr.
Es war spät. Sie sollte jetzt ins Bett gehen und ihr richtig sexy Nachthemd anziehen, anstelle des schäbigen Training s anzugs, den sie sonst immer trug. Vielleicht war Simon ja heiß auf sie, wenn er nach Hause kam. Sie war seine Frau. Sie war jung. Sie war hübsch. Immer noch. Und es hieß ja, dass Frauen in den Dreißigern zu sexueller Höchstform aufliefen. Jetzt war die falsche Zeit, sich gehen zu lassen.
Sie ging ins Kinderzimmer.
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