Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
Andrew atmete ruhig. Claire lächelte. Ein Wunder, dass Simon und sie dieses unglaubliche kleine Wesen geschaffen hatten. Sie musste dafür sorgen, dass diese Ehe funktionierte, um Andrews Willen. Leise schloss sie die Tür.
Sie schlüpfte in ein hauchdünnes Nachthemd und sank auf das riesige Bett mit den Federkissen und der luxuriösen Daunendecke. Sie konnte sich noch daran erinnern, wie sie dieses Bett gekauft hatten. Das Ehebett. Sie hatte sich so erwachsen gefühlt, als sie mit dem Verkäufer über die verschiedenen Betttypen sprachen. Die Matratze durfte nicht zu weich sein, denn Simon hatte manchmal Rückenprobleme. Und das Bett mit den Fächern darunter schien die beste Wahl. Nicht zu extravagant oder zu modisch. Sie hatten ja nicht vor, sich alle paar Jahre ein neues zu kaufen. Und es war auch nicht zu lächerlich wie ein Himmelbett zum Beispiel.
Sie hatten eine Menge Spaß in diesem Bett gehabt. Claire musste lächeln. Zurzeit wurde es allerdings fast nur zum Schlafen benutzt. Nicht so sehr für anderes. Andrews Ankunft hatte dafür gesorgt.
Schon seltsam, in den ersten paar Monaten seines Lebens hatte Andrew jede wache Stunde in Beschlag genommen, und Claire hatte sich vergeblich gewünscht, endlich einmal eine Nacht durchschlafen zu können. Jetzt sehnte sie sich nach etwas anderem. Ein bisschen Leidenschaft. Etwas Pep. Im Wartezimmer des Zahnarztes hatte sie einmal einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, das Sexleben aufzupeppen. Keine Lektüre, bei der man gern beobachtet werden wollte. Einige der Tipps waren bizarr. Sich als Dienstmädchen verkleiden, zum Beispiel. Das kam natürlich überhaupt nicht in Frage. Wenn sie Simon in Schürze und gerüschtem Häubchen empfing, würde er glatt denken, dass sie Frühjahrsputz machte. Wenn sie mit Schokoladensauce herumkleckerte, würde er wütend werden, weil das Bettzeug dreckig wurde. Man konnte telefonisch einen Katalog bestellen. Aber wenn der aus Versehen an Mrs. Murphy geliefert wurde?
Na ja, die Tipps waren wohl für Leute, die schon lange verheiratet waren? Oder für schräge Typen. Nicht für ein normales gesundes junges Paar. Es musste doch eine bessere Lösung geben als peinliche Sexspielzeuge. Nicht auszudenken, wenn bei einem Brand nur der im Dunkeln leuchtende Dildo übrig blieb? Oder Anna käme eines Abends vorbei, um Blackie zu füttern, während sie weg waren, und stolperte über eine Schachtel quietschgelber Kondome. Die Leute konnten es ja nicht lassen, herumzuschnüffeln. Obwohl sie es natürlich nie zugeben würden.
Claire musste die Leidenschaft in ihre Ehe zurückholen, damit Simon in ihr wieder die Frau sah. Nicht nur die Mutter seines Sohnes. Sie musste aufhören, über Windeln und solche Sachen zu reden. „Es gibt nichts Langweiligeres als eine Frau, die über nicht s anderes als ihre Sprösslinge reden kann“, hatte ihre Mutter einmal gesagt.
Claire erwachte im Dunkeln und hörte, wie der Regen auf das Dach prasselte. Sie saß kerzengerade im Bett. Wo war Simon? Kalter Schweiß bedeckte ihren Körper. Ihre Gedanken rasten. War ihm etwas passiert? Warum war er nicht nach Hause gekommen? Sie sprang aus dem Bett und stürzte in das Gästezimmer. Das ordentlich gemachte Einzelbett war unberührt. Sie rannte zum Fenster und zog die Gardinen zurück. Das Auto war verschwunden. Oh Himmel, was wenn er einen Unfall hatte? Wenn er irgendwo blutüberströmt im Graben lag? In Panik dachte sie daran, die Polizei anzurufen. Aber die würden wohl über ihre Paranoia lachen. Wahrscheinlich war es für Polizisten nichts Neues, dass Ehemänner über Nacht weg blieben. Sie ging zurück ins Schlafzimmer und wählte Simons Handynummer. „Der Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar. Bitte versuchen sie es später noch einmal.“
Kapitel 21
Anna war wieder S ingle. Steve hatte sich am Samstagmorgen im Bett aufgesetzt und verkündet, dass die Beziehung sein Studium behinderte. Anna setzte sich ebenfalls auf und zündete eine Zigarette an. Die Morgendämmerung kroch durch die Vorhänge und tauchte das Zimmer in ein gelbliches frühlingshaftes Licht. Sie sog den Rauch tief ein und fragte sich, wie sie weggehen konnte, ohne die Fassung zu verlieren.
Irgendetwas in Anna war gestorben, so wie immer, wenn ein Mann plötzlich mit ihr Schluss machte. Es war ein Ego-Ding. Es verletzte sie. Sie wusste, dass das ganze Studienblabla Quatsch war. Frauen waren lange nicht so naiv, wie die Männer dachten. Aber zum Glück war sie nicht am Boden
Weitere Kostenlose Bücher