Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
ihrer Abwesenheit leiden. Wenn sie ihm noch den Kühlschrank gefüllt hätte, würde er gar nicht merken, dass sie weg war.
„Ist ein großartiger Junge, Simon.“ Mr. Fiscon sprach mit vollem Mund. Er war von seinem Schwiegersohn begeistert, weil Simon stundenlang über Rugby reden konnte.
„Da hast du recht, er ist ein super Kerl“, stimmte seine Frau zu.
„Warum ist er nicht mitgekommen?“ Aileen füllte sich eine zweite Portion Kartoffelbrei auf.
„Simon hat zu viel zu tun. Er arbeitet nur noch.“
„Immer noch besser, als wenn er dir den ganzen Tag zwischen den Füßen herumläuft“, meinte ihre Mutter sachlich.
Andrew auf dem Hochstuhl wollte auch mitreden und stieß einen überraschten Schrei aus.
„Ist der süüüß“, schwärmte Aileen. „Ich freu mich schon so drauf, selbst Kinder zu haben.“
„Aber vorher wird geheiratet“, mahnte ihre Mutter.
„Und wo soll ich einen Ehemann hernehmen? Hier gibt es doch nur Idioten. Die würde ich nicht mal mit der Kneifzange anfassen.“
„Ach, Aileen, du hast doch noch so viel Zeit“, sagte Claire freundlich.
„Ach, ja?“, schnaubte ihre Mutter. „Du warst in Aileens Alter, als du Simon begegnet bist.“
Aileen spürte, wie ihr die Galle hochkam, und verließ prompt das Zimmer. Ihr Vater verschwand ins Wohnzimmer, um die Nachrichten zu sehen. Claire und ihre Mutter machten sich an den Abwasch.
„Mein größter Fehler war, Aileen und Mickey nicht aufs Internat zu schicken.“ Ihre Mutter schrubbte erbittert einen der großen Töpfe.
„Aber ich fand das Internat ganz schrecklich“, wandte Claire ein. „Ich war so einsam.“
„Na, aber jetzt guck doch mal, was aus dir geworden ist. Du hast die richtigen Leute getroffen und dich in den besten Kreisen bewegt. Und du hättest vermutlich keinen besseren Fang machen können als Simon.“
„Schwer zu sagen“, Claire wischte halbherzig über einen Teller. „Simon geht viel mit seinen Freunden aus.“
„Das war bei George am Anfang genauso. Und jetzt schau dir an, wie häuslich er geworden ist. Ich habe ihn machen lassen. Habe nur aufgepasst, dass ich schlank und attraktiv blieb.“
Claire seufzte. Diese Unterhaltung brachte sie absolut nicht weiter. Über Super Simon durfte man kein schlechtes Wort verlieren.
Sie musste die Dinge selbst in die Hand nehmen. Morgen früh würde sie nach Dublin zurückfahren.
Kapitel 29
Wieder zu Hause, fiel es Claire schwer, höflich zu ihrem Mann zu sein. Nach außen gab sie sich normal, aber innerlich schien sie den ganzen Tag zu weinen. Sie fühlte sich gefangen und wusste nicht, was sie tun sollte. Manchmal war sie die alte Claire, und alles war normal, aber dann schoss ihr durch den Kopf, wie Shelley ihren Mann geküsst hatte, und ihre Welt geriet aus den Fugen. Sie musste etwas unternehmen. Aber was?
Anna hatte ihren neuen Job in Galway angetreten. Sie hatte niemanden zum Reden. Als Tom sie anrief und arglos noch einen weiteren Besuch in der Kunsthalle vorschlug, brach sie zusammen. Alle quälenden Ängste und unterdrückten Gefühle, die sich in den letzten Wochen angestaut hatten, sprudelten plötzlich heraus.
Tom war besorgt und lud sie für den nächsten Samstag zum Tee zu sich ein. Sie sagte sofort zu.
Da Simon keinen Streit riskieren wollte, übernahm er das Babysitten. In eisigem Schweigen machte Claire sich fertig und verließ das Haus. Sie war nervös, als sie in Dalkey den Fahrstuhl zu Toms Apartment mit Meeresblick nahm, und es überkam sie eine Welle von unerklärlichen Schuldgefühlen. Aber sie unterdrückte sie sofort. Schließlich hatte sie ja nichts Schlimmes vor. Sie spielte ehrlich und mit offenen Karten. Sie klingelte und Tom öffnete. Seine Wohnung war schlicht eingerichtet. Weiße Baumwollteppiche, und auf beiden Seiten des Kamins hingen zwei gleiche verzierte Spiegel, die den Raum größer wirken ließen.
Der Blick aus dem Erkerfenster faszinierte Claire. Das Meer funkelte wie Millionen von Diamanten. Überwältigend.
„Wahnsinn, das ist unglaublich beruhigend“, murmelte Claire. „Kein Wunder, dass du immer gut gelaunt bist.“
„Nicht immer.“ Tom kam zu ihr ans Fenster und legte seinen starken Arm um ihre schmale Taille. „Leider nicht immer.“
„Emma hat mir die Tragödie erzählt“, sagte Claire sanft. „Ich ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
„Die richtigen Worte zu finden ist oft nicht leicht“, sagte Tom feinfühlig. „Manchmal ist es am besten nichts zu sagen.“
Sie rückte
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